Das Mahrchen vom Reichthum und der Noth
‘S war einmal Bruder und Schwester:
Der Reichthum und die Noth;
Er schwelgte in tausend Genuben,
Sie hatte kaum trocken Brot.
Die Schwester diente beim Bruder
Viel Hundert Jahre lang;
Ihn ruhrt es nicht, wenn sie weinte,
Noch wenn sie ihr Leiden besang.
Er fluchte und trat sie mit Fuben;
Er schlug ihr in’s sanfte Gesicht;
Sie fiel auf die Erde und flehte:
Hilfst du, o Gott, mir nicht?
Wie wird das Lied wohl enden?
Das ist ein traurig Lied!
Ich will’s nicht weiter horen,
Wenn Nichts fur die Schwester geschieht!
Das ist das Ende vom Liede,
Vom Reichthum und der Noth:
An einem schonen Morgen
Schlug sie ihren Bruder todt.
Der cosmopolitische Nachtwachter
Wachter! Wachter!! wird er horen?
Ist er nicht mehr in den Gassen?
Hat er uns mit seinem Horne
Und dem scharfen Spieb verlassen?
Jetzt, wo noch die Diebe schleichen,
Hatt’ er sich davon gemacht?
Sah’ er schon den Tag der Freiheit
Mitten in der truben Nacht?
Wachter! Wachter!! Sicher schlaft er,
Wie’s die Wachter alle pflegen;
Weil ich ihn so liebte, weck’ ich
Den blasirten Freund, den tragen.
Feuer! Feuer! Wachter helfe!
Stobe wieder in Dein Horn!
Blast du nicht, so wird man glauben,
Dab Dir zwei gewachsen vorn!