Das Gnadenbild Maria-Hulf bey Passau
Es wohnt ein schones Jungfraulein
Bekleidet mit Sammt und Seiden,
Ob Passau in ein Kirchel klein,
Auf einer grunen Heiden,
Dort auf dem Kapuziner-Berg,
In Gnaden sie verbleibet,
Mit Zeichen und mit Wunderwerk
Ihr meiste Zeit vertreibet.
Aus fremden Landen fuhrt sie her,
Erzherzog Leopoldus,
Ihr zu erzeigen alle Ehr,
Das war sein groste Wollust.
Den schonen Sitz hat ihr bereit,
Ein edler Herr von Schwendi,
Jezt geniebt er in der Seligkeit,
Ihr mutterliche Hande.
Auf ihrem Haupt tragt sie ein Kron,
Von Gold und Edelsteinen,
Von Silber ist gemacht ihr Thron,
Auf dem thut sie erscheinen,
Jesus der wahre Gottes Sohn,
In ihren Armen wohnet,
Die Seel, die ihm und ihr thut schon,
Bleibt wohl nicht unbelohnet.
An ihr ist nichts denn Heiligkeit,
Und majestatisch Leben,
Ganz englisch ist ihr Reinigkeit,
Demuthig doch darneben,
Ihr Ursprung ist sehr adelich,
Von koniglichem Stamme,
Ich darf sie nennen offentlich,
Maria heibt ihr Namen.
Vor ihr die Engel neigen sich,
Weil sie Gott selber ehret,
Dienstwillig sie erzeigen sich,
Sobald sies nur begehret,
Die Kaiser beugen ihre Knie,
Die Konig sie schon gruben,
Fursten und Herrn ruhmen sie,
Und fallen ihr zu Fuben.
Es stehn vor ihrem Angesicht,
Viel tapfre Edelknaben,
Zu ihrem Dienst dahin gericht,
Die Schild in Handen haben.
Wie Engel stehen ihr so nah,
Der Ablab und die Gnade,
Die gruben uns von Ferne da,
Und hin zu ihr uns laden.
Mit vielen zarten Blumelein,
Ist sie gar fein umstecket,
Mit Nageln und mit Roselein
Wird ihr Altar bedecket,
Davon das ganze Kirchel schier
Ueberaus lieblich schmecket,
Damit das Volk durch solche Zier
Zur Andacht werd erwecket.
Oft Musikklang und Orgelspiel
Thut man da bey ihr horen,
Aemter und Litaneien viel,
Haltet man ihr zu Ehren,
Ihr viel Personen immerdar
Lichter und Ampeln brennen,
Durch welche sie sich ganz und gar
Zu ihrem Dienst bekennen.
Dort sieht man durch die Sommerzeit,
Prozession und Fahnen,
Die Prediger nach Gelegenheit
Das Volk zur Bub vermahnen,
Sie, Reich und Arm, Mann, Weib und Kind,
Loben und benedeien,
Und so sie beichten ihre Sund,
Thut mans ihnen verzeihen.
Allda sich in ein Klosterlein,
Nicht weit von ihr gelegen,
Viel arme Diener schlieben ein,
Allein von ihretwegen;
Dab sie ohn alle Hindernib
Der Jungfrau mogen pflegen,
Und letzlich nach gethaner Bub,
Erwerben Ihren Segen.
Sie hat ein kleines Glockelein,
Gar wunderschon es klinget,
Gleich wie ein kleines Waldvogelein
In aller Fruh es singet,
Sobald es hort ein liebreichs Herz,
Vor Freuden es aufspringet:
Das Volk es locket hinaufwarts,
Wanns in die Luft sich schwinget.
Sie liegt mir an dem Herzen mein,
Holdselig von Gebarden
Wollt Gott, ich konnt ihr Diener seyn,
So lang ich leb auf Erden,
Drum sofern ist in mir was Guts,
Und auch sogar das Leben,
Bis auf den lezten Tropfen Bluts
Will ich gern fur sie geben.
Den Bogen sie mit Liebes-Pfeil,
Die Herzen durchzuschieben,
Gespannt zu halten alleweil,
Last sie sich nicht verdrieben.
Verbreitet ihres Sohnes Licht,
Die Seelen zu gewinnen,
Ihr grobe Macht darauf sie richt,
Spart keinen Fleib hierinnen.
Wer nur ansieht ihr schon Gestalt,
Der thut sich gleich verlieben,
Als war an ihr Magnets Gewalt,
So wird er angetrieben,
Viel tausend Leut so manche Meil,
Ihr zu Gefallen reisen,
Zu kurz ist ihnen Zeit und Weil,
Wann sie ihr Ehr erweisen.
Den sie nur freundlich blicket an,
Den hat sie schon gewonnen,
Ihr Anblick ihn bald fangen kann,
Kommt nimmer gern von dannen,
Nicht wenig thun bekennen das
Von Bosen und von Frommen;
Meinen, es zieh sie weib nicht was,
So sind sie eingenommen.
Geb Gott, dab stets an diesem Ort,
Sein Name werd gepriesen,
Dab ihm sogar mit keinem Wort,
Ein Unehr werd bewiesen,
Das liebe Kindlein Jesus Christ,
Der Mutter zu gefallen,
Woll helfen thun zu jeder Frist,
All die zur Jungfrau wallen.