Українська та зарубіжна поезія

Вірші на українській мові






Das puech ist von dem Mayr Helmprechte

Einer seit waz er gesiht,
der ander seit waz im geschiht,
der dritte von minne,
der vierde von gewinne,
5
der funfte von grôzem guote,
der sehste von hôhem muote:
hie wil ich sagen waz mir geschach,
daz ich mit mînen ougen sach.
ich sach, deist sicherlîchen wâr,
10
eins gebûren sun, der truoc ein har,
daz was reide unde val;
ob der ahsel hin ze tal
mit lenge ez volleclîchen gienc.
in eine hûben er ez vienc,
15
diu was von bilden wæhe.
ich wæn ieman gesæhe
sô manegen vogel ûf hûben:
siteche unde tûben
die wâren al dar ûf genât.
20
welt ir nû hœren waz dâ stât?

Ein meier der hiez Helmbreht:
des sun was der selbe kneht
von dem daz mære ist erhaben.
sam den vater nante man den knaben:
25
si bêde hiezen Helmbreht.
mit einer kurzen rede sleht
kunde ich iu daz mære.
waz ûf der hûben wære
wunders erziuget
30
(daz mære iuch niht betriuget;
ich sage ez niht nâch wâne):
hinden von dem spâne
nâch der scheitel gegen dem schopfe,
reht enmitten ûf dem kopfe,
35
der lîm mit vogelen was bezogen,
reht als si wæren dar geflogen
ûz dem Spehtharte.
ûf gebûren swarte
kom nie bezzer houbetdach,
40
dan man ûf Helmbrehte sach.
dem selben geutôren
was gegen dem zeswen ôren
ûf die hûben genât
(welt ir nû hœren waz dâ stât?)
45
wie Troye wart besezzen,
dô Pârîs der vermezzen
dem kunege ûz Kriechen nam sin wîp,
diu im was liep alsam sîn lîp,
und wie man Troye gewan
50
und Ênêas von danne entran
ûf daz mer in den kielen,
und wie die turne vielen
und manec steinmûre.
owê daz ie gebûre
55
solhe hûben solde tragen
dâ von sô vil ist ze sagen.

Welt ir nû hœren mê
waz anderhalp dar ûf stê
mit sîden erfullet?
60
daz mære iuch niht betrullet:

ez stuont gegen der winstern hant,
wie kunec Karle und Ruolant,
Turpîn und Oliviere,
die nôtgestalden viere,
65
waz die wunders mit ir kraft
worhten gegen der heidenschaft:
Prôvenz und Arle
betwanc der kunec Karle
mit manheit und mit witzen,
70
er betwanc daz lant Galitzen;
daz wâren allez heiden ê.
welt ir nû hœren waz hie stê
von ener nestel her an dise
(ez ist wâr daz ich iu lise)
75
zwischen den ôren hinden?
von frouwen Helchen kinden,
wie die wîlen vor Raben
den lîp in sturme verloren haben,
dô si sluoc her Witege,
80
der kuene und der unsitege,
und Diethern von Berne.
noch mugt ihr hœren gerne
waz der narre und der gouch
truoc ûf sîner hûben ouch.
85
ez hêt der gotes tumbe
vor an dem lîme al umbe
von dem zeswen ôren hin
unz an daz lenke (des ich bin
mit wârheit wol bewæret;
90
nû hœrt wie ez sich mæret),
man moht ez gerne schouwen,
von rittern und von frouwen,
ouch was dâ niht uberhaben,
beide von meiden und von knaben
95
vor an dem lîme stuont ein tanz
genât mit sîden, diu was glanz.
ie zwischen zwein frouwen stuont,
als si noch bî tanze tuont,
ein ritter an ir hende;
100
dort an enem ende
ie zwischen zwein meiden gienc
ein knabe der ir hende vienc.
dâ stuonden fidelære bî.

Nû hœret wie diu hûbe sî
105
gepruefet Helmbrehte,
dem tumben ræzen knehte.
noch habt ir allez niht vernomen
wie diu hûbe her sî komen:
die nâte ein nunne gemeit.
110
diu was durch ir hovescheit
ûz ir zelle entrunnen.
ez geschach der selben nunnen
als vil maneger noch geschiht.
mîn ouge der vil dicke siht,
115
die daz nider teil verrâten hât,
dâ von daz ober mit schanden stât.
Helmbrehtes swester Gotelint
der nunnen ein genæmez rint
gap si ze kuchenspîse.
120
si was ir werkes wîse;
si diente ez wol mit næte
an der hûben und an der wæte.
dô Gotelint gap dise kuo,
nû hœret waz diu muoter tuo.
125
diu gap sô vil der zweier
der nunnen, kæse und eier,
die wîle si ze revende gie,
daz si die selben zît nie
sô manec ei zerklucte
130
noch kæse versmucte.

Noch gap diu swester mêre
dem bruoder durch sîn êre
kleine wîze lînwât,
daz lutzel ieman bezzer hât.
135
diu was sô kleine gespunnen,
ab dem tuoche entrunnen
wol siben webære,
ê ez volwebet wære.
ouch gap im diu muoter,
140
daz nie seit sô guoter
versniten wart mit schære
von deheinem snîdære,
und einen pelz dar under
von sô getânem kunder
145
daz ûf dem velde izzet gras;
niht sô wîzes in dem lande was.
dar nâch gap im daz getriuwe wîp
ir lieben sune an sînen lîp
ketenwambîs unde swert;
150
des was der jungelinc wol wert.
noch gap si demn selben knaben
zwei gewant, diu muost er haben,
gnippen unde taschen breit;
er ist noch ræze der si treit.
155
Dô si gekleidet hêt den knaben,
dô sprach er: “muoter, ich muoz haben
dar uber einen warkus;
und sold ich des belîben sus,
sô wær ich gar verswachet.
160
der sol ouch sîn gemachet,
alsô dîn ouge den an gesiht,
daz dir dîn herze des vergiht,
dû habest des kindes êre,
swar ich danne kêre.”
165
si hêt noch in den valden
ein rockelîn behalden:
des wart si âne leider
durch des sunes kleider.
si kouft im tuoch, daz was blâ!
170
weder hie noch anderswâ
truoc nie dehein meier
einen roc der zweier eier
wære bezzer dan der sîn;
daz habt ûf die triuwe mîn.
175
Er kunde in tugende lêren
und hôhen lop gemêren
der im daz hêt gerâten:
nâch dem ruckebrâten
von der gurtel unz in den nac
180
ein knopfel an dem andern lac;
diu wâren rot vergoldet.
Ob ir nû hœren woldet
von dem rocke furbaz,
durch iuwer liebe sagte ich daz.
185
dâ daz gollier an daz kin
gereichet, unz an die rinken hin
diu knopfel wâren silberwîz.
ez hêt selten solhen vlîz
an sînen warkus geleit
190
dehein gebûre der in treit,
noch sô kostelîchiu werc
zwischen Hôhensteine und Haldenberc.
seht wie iu daz gevalle:
driu knopfel von kristalle,
195
weder ze kleine noch ze grôz,
den buosem er dâ mit beslôz,
er gouch und er tumbe.
sîn buosem was al umbe
bestreut mit knopfelînen,
200
diu sach man verre schînen,
gel, blâ, gruene, brûn und rôt,
swarz und wîz, als er gebot.
diu lûhten sô mit glanze,
swenne er gie bî dem tanze,
205
sô wart er von in beiden,
von wîben und von meiden,
vil minneclîche an gesehen.
ich wil des mit wârheit jehen,
daz ich bî dem selben knaben
210
den wîben hêt unhôhe erhaben.
dâ der ermel an daz muoder gât
al umbe und umbe was diu nât
behangen wol mit schellen:
die hôrt man lûte hellen,
215
swenne er an dem reien spranc,
den wîben ez durch diu ôren klanc.
her Nîthart, und solde er leben,
dem hêt got den sin gegeben,
der kunde ez iu gesingen baz
220
dan ich gesagen. nû wizzet daz:
si verkoufte manec huon und ei,
ê si im gewunne diu zwei,
hosen und spargolzen.

Als si dô dem stolzen
225
sîniu bein hêt gekleit,
“mîn wille mich hinz hove treit”,
sprach er; “lieber vater mîn,
nu bedarf ich wol der stiure dîn:
mir hât mîn muoter gegeben
230
und ouch mîn swester, sol ich leben,
daz ich in alle mîne tage
immer holdez herze trage.”

Dem vater was daz ungemach.
ze dem sune er in spotte sprach:
235
“ich gibe dir zuo der wæte
einen hengest, der ist dræte
und der wol springe ziune und graben,
den soltu dâ ze hove haben,
und der lange wege wol loufe.
240
wie gerne ich dir den koufe,
ob ich in veile vinde!
lieber sun, nu erwinde
hinz hove dîner verte.
diu hovewîse ist herte
245
den die ir von kindes lit
habent niht gevolget mit.
lieber sun, nû men dû mir
oder hab den phluoc, sô men ich dir,
und bûwe wir die huobe;
250
sô kumst du in dîne gruobe
mit guoten êren alsam ich:
zwâre des versihe ich mich.
ich bin getriuwe, gewære.
niht ein verrâtære;
255
darzuo gibe ich alliu jâr
ze rehte mînen zehenden gar:
ich hân gelebet mîne zît
âne haz und âne nît.”

Er sprach: “lieber vater mîn.
260
swîc und lâ die rede sîn.
dâ mac niht anders an geschehen,
wan ich wil benamen besehen,
wie ez dâ ze hove smecke.
mir sulen ouch dîne secke
265
nimmer rîten den kragen.
ich sol ouch dir ûf dînen wagen
nimmer mist gevazzen.
sô solt mich got gehazzen,
swenne ich dir ohsen wæte
270
und dînen habern sæte.
daz zæme niht zewâre
mînem langen valwen hâre
und mînem reidem locke
und mînem wol stânden rocke
275
und mîner wæhen hûben
und den sîdînen tûben
die dar ûf nâten frouwen.
ich hilf dir nimmer bouwen.”

“Lieber sun, belîp bî mir.
280
ich weiz wol, ez wil geben dir
der meier Ruopreht sîn kint,
vil schâfe, swîne und zehen rint,
alter unde junger.
ze hove hâstu hunger
285
und muost dar zuo vil harte ligen
und aller gnaden sîn verzigen.
nû volge mîner lêre,
des hâstu frum und êre;
wan selten im gelinget,
290
der wider sînen orden ringet.
dîn ordenunge ist der phluoc.
dû vindest hoveliute genuoc,
swelchez ende dû kêrest.
dîn laster dû gemêrest,
295
sun, des swer ich dir bî got;
der rehten hoveliute spot
wirdestû, vil liebez kint.
dû solt mir volgen und erwint.”

“Vater, und wirde ich geriten,
300
ich trûwe in hovelîchen siten
immer alsô wol genesen,
sam die ze hove ie sint gewesen.
swer die hûben wæhe
ûf mînem houpte sæhe,
305
der swuer wol tûsent eide
fur diu werc beide,
ob ich dir ie gemente
oder phluoc in furch gedente.
swenne ich mich gekleide
310
in gewant daz si mir beide
ze stiure gâben gester,
min muoter und mîn swester,
sô bin ich sicherlîche
dem vil ungelîche,
315
ob ich etewenne
korn ûf dem tenne
mit drischelen ûz gebiez
oder ob ich stecken ie gestiez.
swenne ich fuoz unde bein
320
hân gezieret mit den zwein,
hosen und schuohen von korrûn,
ob ich ie geziunte zûn
dir oder ander iemen,
des meldet mich niemen.
325
gîst dû mir den meidem,
meier Ruopreht zeinem eidem
bin ich im immer mê verzigen:
ich wil mich niht durch wîp verligen.”

Er sprach: “sun, eine wîle dage
330
und vernim waz ich dir sage.
swer volget guoter lêre,
der gewinnet frum und êre:
swelch kint sînes vater rât
ze allen zîten ubergât,
335
daz stât ze jungest an der schame
und an dem schaden rehte alsame.
wilt dû dich sicherlîchen
genôzen und gelîchen
dem wol gebornen hoveman,
340
dâ misselinget dir an;
er treit dir dar umbe haz.
dû solt ouch wol gelouben daz,
ez kleit dehein gebûre niht
swaz dir dâ ze leide geschiht.
345
und næme ein rehter hoveman
dem gebûren swaz er ie gewan,
der gedinget doch ze jungest baz
danne dû. nû wizze daz:
nimst dû im ein fuoter,
350
lieber sun vil guoter.
gewinnet er dîn oberhant,
sô bist dû burge unde phant
fur alle die im haben genomen.
er lât dich niht ze rede komen,
355
die pfenninge sind alle gezalt;
ze gote hât er sich versalt,
sleht er dich an dem roube.
lieber sun, geloube
mir diu mære und belîp
360
und nim ein êlîchez wîp.”

“Vater, swaz sô mir geschiht,
ich lâze mîner verte niht;
ich muoz benamen in die bune.
nû heiz ander dîne sune,
365
daz si sich mit dem phluoge muen.
ez muezen rinder vor mir luen
die ich uber ecke trîbe.
daz ich sô lange belîbe,
des irret mich ein gurre;
370
daz ich niht ensnurre
mit den andern uber ecke
und die gebûren durch die hecke
niht enfuere bî dem hâre,
daz ist mir leit zewâre.
375
die armuot moht ich nicht verdoln;
swenne ich driu jâr einen voln
zuge und als lange ein rint,
der gewin wær mir ein wint.
ich wil rouben alle tage,
380
dâ mite ich mich wol bejage
mit volleclîcher koste
und den lîp vor froste
wol behalde in dem winder,
ez enwelle et niemen rinder.
385
vater, balde île,
entwâle deheiner wîle,
gip den meidem balde mir:
ich belîbe lenger niht bî dir.”

Die rede wil ich kurzen.
390
einen loden von drîzec sturzen
(alsô saget uns daz mære,
daz der lode wære
aller loden lengest),
den gap er an den hengest
395
und guoter kueje viere,
zwêne ohsen und drî stiere
und vier mutte kornes.
owê guotes verlornes!
er koufte den hengst umb zehen phunt:
400
er hêt in an der selben stunt
kûme gegeben umbe driu:
owê verlorniu sibeniu!

Dô der sun wart bereit
und er sich hêt an geleit,
405
nû hœret, wie der knabe sprach.
er schutte daz houbet unde sach
ûf ietweder ahselbein:
“ich bizze wol durch einen stein;
ich bin sô muotes ræze,
410
hei waz ich îsens vræze!
ez næme der keiser fur gewin,
viengo ich in niht und zuge in hin
und beschazte in unz an den slouch
und den herzogon ouch
415
und eteslîchen grâven.
uber velt wil ich draven
âne angest mînes verhes
und alle welt dwerhes.
lâ mich ûz dîner huote
420
hinnen phurren, nâch mînem muote
wil ich selbe wahsen.
vater, einen Sahsen
den zuget ir lîhter danne mich.”

Er sprach: “sun, sô wil ich dich
425
mîner zuhte lâzen frî.
nû zuo des der neve sî!
sît ich mîne zuht sol mîden
an dem ûf rîden,
sô huete dîner hûben
430
und der sîdînen tûben,
daz man die indert ruere
oder mit ubele iht zefuere
dîn langez valwez hâre.
und wilt dû zewâre
435
mîner zuhte nimmêre
sô vurhte ich vil sêre,
dû volgest ze jungest einem stabe
und swar dich wîse ein kleiner knabe.”
er sprach: “sun, vil lieber knabe,
440
lâ dich noch rihten abe.
dû solt leben des ich lebe
und des dir dîn muoter gebe.
trinc wazzer, lieber sun mîn,
ê dû mit roube koufest wîn.
445
datz Ôsterrîche clamirre,
ist ez jener, ist ez dirre,
der tumbe und der wîse
hant ez dâ fur herren spîse.
die soltû ezzen, liebez kint,
450
ê dû ein geroubtez rint
gebest umb eine henne
dem wirte eteswenne.
dîn mnoter durch die wochen
kan guoten brîen kochen:
455
den soltû ezzen in den grans,
ê dû gebest umb eine gans
ein geroubtez pharit.
sun, und hêtest dû den sit,
sô lebtest dû mit êren,
460
swar dû woldest kêren.
sun, den rocken mische
mit habern, ê dû vische
ezzest nâch unêren:
sus kan dîn vater lêren.
465
volge mir, sô hâstu sin;
sî des niht, sô var dâ hin.
erwirbstu guot und êren vil,
fur wâr ich des niht enwil
mit dir haben gemeine:
470
hab ouch den schaden eine.”

“Dû solt trinken, vater mîn,
wazzer, sô wil ich trinken wîn.
und iz dû gîselitze.
sô wil ich ezzen ditze
475
daz man dâ heizet huon versoten;
daz wirt mir nimmer verboten.
ich wil ouch unz an mînen tôt
von wîzen semeln ezzen brôt:
haber der ist dir geslaht.
480
man liset ze Rôme an der phaht,
ein kint gevâhe in sîner jugent
von sînem toten eine tugent.
ein edel ritter was mîn tote:
sælic sî der selbe gote
485
von dem ich sô edel bin
und trage sô hôchvertigen sin!”

Der vater sprach: “nû gloube daz,
mir geviele et michel baz
ein man der rehte tæte
490
und dar an belibe stæte.
wær des geburt ein wênic laz,
der behagte doch der welde baz
dan von kuneges fruht ein man
der tugent noch êre nie gewan.
495
ein frumer man von swacher art
und ein edel man an dem nie wart
weder zuht noch êre bekant,
und koment die bêde in ein lant
dâ niemen weiz wer si sint,
500
man hât des swachen mannes kint
fur den edelen hôchgeborn
der fur êre hât schande erkorn.
sun, und wilt dû edel sîn,
daz rât ich ûf die triuwe mîn,
505
sô tuo vil edellîche:
guot zuht ist sicherlîche
ein krône ob aller edelkeit;
daz sî dir fur wâr geseit.”

Er sprach: “vater, dû hâst wâr.
510
mich enlât mîn hûbe und mîn hâr
und mîn wol stânde gewæte
niht belîben stæte.
diu sint beidiu sô glanz,
daz si baz zæmen einem tanz
515
dan der eiden oder dem phluoc.”

“Wê daz dich muoter getruoc!”
sprach der vater zuo dem sun.
“du wiltz beste lân undz bœse tuon.
sun, vil schœner jungelinc,
520
dû solt sagen mir ein dinc.
ob dir wonen witze bî,
weder baz lebendiger sî:
dem man fluochet unde schiltet
und des al diu welt engiltet
525
und mit der liute schaden lebet
und wider gotes hulde strebet –
nû welhes leben ist reiner?
sô ist aber einer
des al diu welt geniuzet
530
und den des niht verdriuzet,
er werbe naht unde tac,
daz man sîn geniezen mac,
und got dar under êret;
swelhez ende er kêret,
535
dem ist got und al diu welt holt.
lieber sun, dû mir solt
mit der wârheit sagen daz,
weder dir nû gevalle baz.”

“Vater mîn, daz tuot der man,
540
des man niht engolten kan
und des man geniezen sol.
der ist lebendiger wol.”

“Lieber sun, daz wærest dû,
ob dû mir woldest volgen nû.
545
sô bûwe mit dem phluoge;
sô geniezent dîn genuoge:
dîn geniuzet sicherlîche
der arme und der rîche,
dîn geniuzet wolf und ar
550
und alliu creatûre gar
und swaz got ûf der erden
hiez ie lebendic werden.
lieber sun, nû bouwe:
ja wirt vil manec frouwe
555
von dem bûwe geschœnet,
manec kunec wirt gekrœnet
von des bûwes stiuwer.
wan niemen wart sô tiuwer,
sîn hôchvart wære kleine
560
wan durch daz bû aleine.”

“Vater, dîner predige
got mich schiere erledige.
und ob ûz dir worden wære
ein rehter predigære,
565
dû bræhtest liute wol ein her
mit dîner predige uber mer.
vernim waz ich dir sagen wil:
bûwent die gebûren vil,
si ezzent wol dester mê.
570
swie halt mir mîn dinc ergê,
ich wil dem phluoge widersagen.
und sold ich swarze hende tragen
von des phluoges schulde,
sô mir gotes hulde,
575
sô wær ich immer geschant,
swenne ich tanzte an frouwen hant.”

Der vater sprach: “nû vrage,
daz dich des iht betrâge,
swâ dû sîst den wîsen bî,
580
mir troumte ein troum, waz daz sî.
dû hêtest zwei lieht in der hant,
diu brunnen, daz si durch diu lant
lûhten mit ir schîne.
lieber sun der mîne,
585
sust troumt mir vert von einem man,
den sach ich hiure blinden gân.”

Er sprach: “vater, daz ist guot.
ich gelâze nimmer mînen muot
umb sus getâniu mære;
590
ein zage ich danne wære.”

In enhalf et niht sîn lêre.
er sprach: “mir troumte mêre:
ein fuoz dir ûf der erde gie,
dô stuende du mit dem andern knie
595
hôhe ûf einem stocke;
dir ragete ûz dem rocke
einez als ein ahsendrum.
sol dir der troum wesen frum,
oder waz er bediute,
600
des frâge wîse liute.”

“Daz ist sælde unde heil
und aller rîchen freuden teil.”

Er sprach: “sun, noch troumte mir
ein troum, den wil ich sagen dir.
605
dû soldest fliegen hôhe
uber welde und uber lôhe:
ein vettich wart dir versniten:
dô wart dîn vliegen vermiten.
sol dir der troum guot sîn?
610
owê hende, fueze und ougen dîn!”

“Vater, al die troume dîn
sint vil gar diu sælde mîn”
sprach der junge Helmbreht.
“schaf dir umb einen andern kneht:
615
dû bist mit mir versoumet,
swie vil dir sî getroumet.”

“Sun, al die troume sint ein wint,
die mir noch getroumet sint:
nû hœr von einem troume.
620
dû stuende ûf einem boume:
von dînen fuezen unz an das gras
wol anderhalp klâfter was;
ob dînem houpte ûf einem zwî
saz ein rabe, ein krâ dâ bî.
625
dîn hâr was dir bestroubet:
dô strælte dir dîn houbet
zeswenhalp der rabe dâ,
winsterhalp schiet dirz diu krâ.
Owê, sun, des troumes,
630
owê, sun, des boumes,
owê des raben, owê der krân!
jâ wæn ich riuwec bestân
des ich an dir hân erzogen,
mir habe der troum danne gelogen.”
635
“Ob dir nû, vater, wizze Krist,
troumte allez daz der ist,
beide ubel unde guot,
ich gelâze nimmer mînen muot
hinnen unz an mînen tôt.
640
mir wart der verte nie sô nôt.
vater, got der huete dîn
und ouch der lieben muoter mîn;
iuwer beider kindelîn
diu muezen immer sælec sîn.
645
got hab uns alle in sîner phlege.”
dâ mite reit er ûf die wege.
urloup nam er zuo dem vater;
hin drâte er uber den gater.
sold ich allez sîn geverte sagen,
650
daz enwurde in drin tagen,
oder lîhte in einer wochen
nimmer gar volsprochen.

Ûf eine burc kom er geriten.
dâ was der wirt in den siten,
655
daz er urliuges wielt
und ouch vil gerne die behielt,
die wol getorsten rîten
und mit den vînden strîten.
dâ wart der knabe gesinde.
660
an roube wart er sô swinde,
swaz ein ander ligen liez
in sînen sac erz allez stiez.
er nam ez allez gemeine:
dehein roup was im ze kleine,
665
im was ouch niht ze grôz.
ez wære rûch, ez wære blôz,
ez wære krump, ez wære sleht,
daz nam allez Helmbreht,
des meier Helmbrehtes kint.
670
er nam daz ros, er nam daz rint,
er lie dem man niht leffels wert;
er nam wambîs unde swert,
er nam mandel unde roc,
er nam die geiz, er nam den boc,
675
er nam die ou, er nam den wider:
daz galt er mit der hiute sider.
rockel, pheit dem wîbe
zôch er ab dem lîbe,
ir kursen und ir mandel:
680
des hêt er gerne wandel,
dô in der scherge machet zam,
daz er wîben ie genam;
daz ist sicherlîchen wâr.
ze wunsche im daz êrste jâr
685
sîne segelwinde duzzen
und sîniu schef ze heile fluzzen.
sînes muotes wart er sô geil,
dâ von daz im der beste teil
ie geviel an gewinnen.
690
dô begunde er heim sinnen,
als ie die liute phlâgen
heim zuo ir mâgen.
ze hove er urloup dô nam
und ze dem gesinde sam,
695
daz si got der guote
hêt in siner huote.

Hie hebet sich ein mære,
daz vil muelîch wære
ze verswîgen den liuten.
700
kunde ich ez bediuten,
wie man in dâ heime enphienge!
ob man iht gegen im gienge?
nein, ez wart geloufen,
alle mit einem houfen,
705
einez fur daz ander dranc;
vater unde muoter spranc,
als in nie kalp ersturbe.
wer daz botenbrôt erwurbe?
dem knehte gap man âne fluoch
710
beide hemde unde bruoch.
sprach daz frîwîp und der kneht:
“bis willekomen, Helmbreht!”?
nein, si entâten,
ez wart in widerrâten;
715
si sprâchen: “juncherre mîn,
ir sult got willekomen sîn!”
“vil liebe soete kindekîn,
got lâte iuch immer sælec sîn!”
diu swester engegen im lief,
720
mit den armen si in umbeswief.
dô sprach er zuo der swester:
“gratia vester!”
hin fur was den jungen gâch,
die alten zugen hinden nâch;
725
si enphiengen in beide âne zal.
zem vater sprach er: “deu sal!”
zuo der muoter sprach er sâ
bêheimisch: “dobra ytra!”
si sâhen beide einander an,
730
beide daz wîp und der man.
diu hûsfrou sprach: “herre wirt,
wir sîn der sinne gar verirt.
er ist niht unser beider kint:
er ist ein Bêheim oder ein Wint.”
735
der vater sprach: “er ist ein Walh.
mîn sun, den ich got bevalh,
der ist ez niht sicherlîche
und ist im doch gelîche.”
dô sprach sîn swester Gotelint:
740
“er ist niht iuwer beider kint.
er antwurt mir in der latîn:
er mac wol ein pfaffe sîn.”
“entriuwen”, sprach der vrîman,
als ich von im vernomen hân,
745
sô ist er ze Sahsen
oder ze Brâbant gewahsen.
er sprach “liebe soete kindekin”:
er mac wol ein Sahse sîn.”

Der wirt sprach mit rede sleht:
750
“bist dûz mîn sun Helmbreht,
dû hâst gewunnen mich dâ mite,
sprich ein wort nâch unserm site,
als unser vordern tâten,
sô daz ichz muge errâten.
755
dû sprichest immer “deu sal”,
daz ich enweiz zwiu ez sal.
êre dîne muoter unde mich,
daz diene wir immer umbe dich:
sprich ein wort tiutischen.
760
ich wil dir dînen hengest wischen,
ich selbe unde niht mîn kneht,
lieber sun Helmbreht,
daz dû immer sælec muezest sîn.”

“Ey waz snacket ir gebûrekîn
765
und jenez gunêrte wîf?
mîn parit, mînen klâren lîf
sol dehein gebûric man
zwâre nimmer gegrîpen an.”

Des erschrac der wirt vil sêre.
770
dô sprach er aber mêre:
“bistuz Helmbreht, mîn sun,
ich siude dir noch hînte ein huon
und brâte dir aber einez:
daz rede ich niht meinez.
775
und bist duz niht Helmbreht, mîn kint,
sît ir ein Bêheim oder ein Wint,
sô vart hin zuo den Winden!
ich hân mit mînen kinden
weizgot vil ze schaffen.
780
ich gibe ouch keinem pfaffen
niht wan sîn barez reht.
sît irz niht Helmbreht,
hêt ich danne alle vische,
irn twaht bî mînem tische
785
durch ezzen nimmer iuwer hant.
sit ir ein Sahse oder ein Brâbant
oder sît ir vn Walhen,
ir mueset iuwer malhen
mit iu hân gefueret:
790
von iu wirt gerueret
des mînen niht zewâre,
und wær diu naht ein jâre.
ich enhân den mete noch den wîn:
juncherre, ir sult bî herren sîn!”
795
Nû was ez harte spâte.
der knabe wart ze râte
in sîn selbes muote:
“sam mir got der guote,
ich wil in sagen wer ich sî.
800
ez ist hie nindert nâhen bî
ein wirt der mich behalde.
niht guoter witze ich walde,
daz ich mîn rede verkêre:
ich entuon ez nimmer mêre.”
805
Er sprach: “jâ bin ich ez der.”
der vater sprach: “nû saget wer!”
“der dâ heizet alsam ir.”
der vater sprach: “den nennet mir!”
“ich bin geheizen Helmbreht.
810
iuwer sun und iuwer kneht
was ich vor einem jâre:
daz sag ich iu zewâre.”
der vater sprach: “nein ir.”
“ez ist wâr!” “sô nennet mir
815
mîne ohsen alle viere!”
“daz tuon ich vil schiere.
der ich dô wîlen pflegte
und mînen gart ob in wegte,
der eine heizet Ûwer;
820
ez wart nie gebûwer
sô rîche noch sô wacker,
er zæme ûf sînem acker.
der ander der hiez Ræme:
nie rint sô genæme
825
wart geweten under joch.
den dritten nenne ich iu noch:
der was geheizen Erge.
ez komt von mîner kerge,
daz ich si kan genennen.
830
welt ir mich noch erkennen:
der vierde der hiez Sunne.
Ob ichs genennen kunne,
des lât mich geniezen:
heizt mir daz tor ûf sliezen!”
835
der vater sprach: “tur unde tor
dâ soltû niht sîn lenger vor;
beide gadem unde schrîn
sol dir allez offen sîn.”

Unsælde sî verwâzen!
840
ich bin vil gar erlâzen
sô guoter handelunge,
als dâ hêt der junge.
sîn pharit wart enphettet,
im selben wol gebettet
845
von swester und von muoter.
der vater gap daz fuoter
weizgot niht mit zadele.
swie vil ich var enwadele,
sô bin ich an deheiner stete,
850
dâ man mir tuo, als man im tete.
diu muoter rief die tohter an:
“dû solt loufen und niht gân
in daz gadem unde reich
einen bolster und ein kusse weich!”
855
daz wart im under den arm
geleit ûf einen oven warm,
dâ er vil sanite erbeit,
unz daz ezzen wart bereit.

Dô der knabe erwachet,
860
daz ezzen was gemachet,
und er die hende hêt getwagen,
hœrt waz fur in wart getragen.
ich wil iu nennen die êrsten traht
(wær ich ein herre in hôher aht,
865
mit der selben rihte
wold ich haben phlihte):
ein krût vil kleine gesniten;
veizt und mager, in bêden siten,
ein guot fleisch lac dâ bî.
870
hœret waz daz ander sî:
ein veizter kæse, der was mar;
diu rihte wart getragen dar.
nû hœrt wie ich daz wizze:
nie veizter gans an spizze
875
bî fiure wart gebrâten
(mit willen si daz tâten,
ir deheinez des verdrôz);
si was michel unde grôz,
gelîch einem trappen:
880
die sazt man fur den knappen.
ein huon gebrâten, einz versoten,
als der wirt hêt geboten,
diu wurden ouch getragen dar.
ein herre næm der spîse war,
885
swenne er gejeides phlæge
und ûf einer warte læge.
noch spîse maneger hande
die gebûre nie bekande,
alsô guote lîpnar,
890
die truoc man fur den knappen dar.
der vater sprach: “und hêt ich wîn,
der muese hînt getrunken sin.
lieber sun mîn, nû trinc
den aller besten ursprinc
895
der ûz erden ie geflôz.
ich weiz niht brunnen sîn genôz,
wan ze Wanchûsen der:
den treit et uns nû niemen her.

Dô si dô mit freuden gâzen,
900
der wirt niht wolde lâzen,
er frâgte in der mære,
wie der hovewîse wære,
dâ er wære gewesen bî.
“sage mir, sun, wie der sî:
905
sô sag ich dir denne,
wie ich etewenne
bî mînen jungen jâren
die liute sach gebaren.”
“vater mîn, daz sage mir,
910
zehant sô wil ich sagen dir,
swes dû mich frâgen wil:
der niuwen site weiz ich vil.”

“Wîlen dô ich was ein kneht
und mich dîn ene Helmbreht
915
der mîn vater was genant
hin ze hove hêt gesant
mit kæsen und mit eier,
als noch tuot ein meier,
dô nam ich der ritter war
920
und merkte ir geverte gar:
si wâren hovelîch und gemeit
und kunden niht mit schalcheit,
als nû bî disen zîten kan
manec wîp und manec man.
925
die ritter hêten einen site,
dâ liebtens sich den frouwen mite:
einez ist buhurdiern genant,
daz tete ein hoveman mir bekant,
dô ich in frâgte der mære
930
wie ez genennet wære.
si fuoren sam si wolden toben
(dar umbe hôrte ich si loben),
ein schar hin, diu ander her;
ez fuor diser unde der
935
als er enen wolde stôzen.
under mînen genôzen
ist ez selten geschehen
daz ich ze hove hân gesehen.
als si danne daz getâten,
940
einen tanz si dô trâten
mit hôchvertigem sange;
daz kurzte die wîle lange.
viel schiere kom ein spilman,
mit sîner gîgen huob er an:
945
dô stuonden ûf die frouwen,
die mohte man gerne schouwen:
die ritter gegen in giengen,
bî handen si si viengen.
dâ was wunne uberkraft
950
von frouwen und von ritterschaft
in suezer ougenweide.
juncherren unde meide
si tanzten frœlîche,
arme unde rîche.
955
als des danne nimmer was,
sô gie dar einer unde las
von einem, der hiez Ernest.
swaz ieglîcher aller gernest
wolde tuon, daz vander.
960
dô schôz aber der ander
mit dem bogen zuo dem zil.
maneger freuden was dâ vil,
ener jeite, diser birste.
der dô was der wirste,
965
der wære nû der beste.
wie wol ich etewenne weste,
waz triuwe und êre mêrte,
ê valscheit ez verkêrte!
die valschen und die lôsen
970
die diu reht verbôsen
mit ir listen kunden,
die herren in dô niht gunden
dâ ze hove der spîse.
der ist nû der wîse,
975
der lôsen unde liegen kan,
der ist ze hove ein werder man
und hât guot und êre
leider michels mêre
danne ein man der rehte lebet
980
und nâch gotes hulden strebet.
als vil weiz ich der alten site.
sun, nû êre mich dâ mite
und sage mir die niuwen.”

“Daz tuon ich entriuwen.
985
daz sint nû hovelîchiu dinc:
“trinkâ, herre, trinkâ trinc!
trinc daz ûz, sô trink ich daz!
wie mohte uns immer werden baz?”
vernim waz ich bediute:
990
ê vant man werde liute
bî den schœnen frouwen,
nû mnoz man si schouwen
bî dem veilen wîne.
daz sint die hœhsten pîne
995
den âbent und den morgen,
wie si daz besorgen,
ob des wînes zerinne,
wie der wirt gewinne
einen der sî alsô guot,
1000
dâ von si haben hôhen muot.
daz sint nû ir brieve von minne:
“vil sueziu lîtgebinne,
ir sult fullen uns den maser!
ein affe und ein narre waser,
1005
der ie gesente sînen lîp
fur guoten wîn umbe ein wip.”
swer liegen kan der ist gemeit,
triegen daz ist hovescheit.
er ist gefuege, swer den man
1010
mit guoter rede versnîden kan.
swer schiltet schalclîche,
der ist nû tugentrîche.
der alten leben, geloubet mir,
die dâ lebent alsam ir,
1015
die sint nû in dem banne
und sint wîbe und manne
ze genôze alsô mære
als ein hâhære.
âht und ban daz ist ein spot.”
1020
Der alte sprach: “daz erbarme got
und sî im immer gekleit,
daz diu unreht sint sô breit.”

“Die alten turnei sint verslagen
und sint die niuwen fur getragen.
1025
wîlen hôrt man kroyieren sô:
“heyâ ritter, wis et frô!”
nû kroyiert man durch den tac:
“jagâ ritter, jagâ jac!
stichâ stich! slahâ slach!
1030
stumbel den der ê gesach!
slach mir disem abe den fuoz!
tuo mir dem der hende buoz!
dû solt mir disen hâhen
und enen rîchen vâhen:
1035
der gît uns wol hundert phunt.”
mir sint die site alle kunt.
vater mîn, wan daz ich enwil,
ich trûwet dir gesagen vil
niuwan von den niuwen siten:
1040
ich muoz slâfen, ich hân vil geriten;
mir ist hînt ruowe nôt.”
dô tâten si als er gebôt.
lîlachen was dâ fremde:
ein niuwewaschen hemde
1045
sîn swester Gotelint dô swief
uber daz bette dâ er slief,
unz ez hôhe wart betaget.

Wie er nû vert daz wirt gesaget.
ez ist billîch unde reht.
1050
daz der junge Helmbreht
ûz ziehe, ob er iht bringe
von hove gamelicher dinge
dem vater, der muoter, der swester.
jâ zewâre, und wester
1055
waz ez allez wære,
ir lachtet der mære.
dem vater er brâhte einen wetzestein,
daz nie mâder dehein
in kumph bezzern gebant,
1060
und eine segense, daz nie hant
sô guote gezôch durch daz gras
(hei welh gebûrkleinât daz was!)
und brâhte im ein bîle,
daz in maneger wîle
1065
gesmit sô guotez nie kein smit,
und eine hacken dâ mit.
ein fuhspelz sô guoter,
den brâht er sîner muoter
Helmbreht, der junge knabe;
1070
den zôch er einem pfaffen abe
ob erz roubte oder stæle,
vil ungerne ich daz hæle,
wær ich sîn an ein ende komen.
einem krâmer hêt er genomen
1075
ein sîdîn gebinde,
daz gab er Gotelinde,
und einen borten wol beslagen,
den billîcher solde tragen
eines edelen mannes kint
1080
dan sîn swester Gotelint.
dem knehte schuohe mit riemen,
(die hêt er ander niemen
sô verre gefueret
noch mit handen gerueret:
1085
sô hovesch was Helmbreht;
wær er noch sînes vater kneht,
er hêt in lâzen âne schuoch)
dem frîwîbe ein houbettuoch
brâht er und einen bendel rôt:
1090
der zweier was der dierne nôt.

Nû sprechet, wie lange sî
der knabe dem vater bî!
siben tage, daz ist wâr.
diu wîle dûhte in ein jâr,
1095
daz er niht enroubte.
zehant er urloubte
von vater und von muoter.
“neinâ, lieber sun vil guoter,
ob dû trûwest geleben
1100
des ich dir hân ze geben
immer unz an mîn ende,
sô sitz und twach dîne hende;
gâ niuwan ûz unde in.
sun, tuo die hovewîse hin;
1105
diu ist bitter und ist sûr.
noch gerner bin ich ein gebûr
danne ein armer hoveman
der nie huobegelt gewan
und niuwan zallen zîten
1110
ûf den lîp muoz rîten
den âbent und den morgen
und muoz dar under sorgen,
wenne in sîne vînde vâhen,
stumbeln unde hâhen.”
1115
“Vater”, sprach der junge,
“dîner handelunge
der solt dû immer haben danc.
doch sît ich niht wînes tranc,
des ist mê danne ein woche:
1120
des gurt ich drîer loche
an der gurtel mîn hin hinder.
ich muoz et haben rinder,
ê diu rinke gestê
an der stat, dâ si was ê.
1125
ez werdent phluege gesûmet
und rinder ûf gerûmet,
ê mir der lîp geraste
und aber wider gemaste.
mir hât ein rîcher getân
1130
sô leide, daz mir nie man
alsô vil getân hât:
uber mînes toten sât
sach ich in eines rîten.
mohtet irs erbîten,
1135
er giltet mir mit houfen:
sîniu rinder muezon loufen,
sîniu schâf, sîniu swîn.
daz er dem lieben toten mîn
alsô zetrat sîn arebeit,
1140
daz ist mir inneclîchen leit.
noch weiz ich einen rîchen man,
der hât mir leide ouch getân:
der âz zuo den krâphen brôt.
rich ich daz nicht, sô bin ich tôt.
1145
noch weiz ich einen rîchen,
daz mir sicherlîchen
deheiner leider nie getete.
durch eines bischoves bete
wold ich ez niht enlân,
1150
daz er mir leides hât getân.”

Der vater sprach: “waz ist daz?”
“er lie die gurtel wîter baz,
do er saz ob sînem tische.
hei, swaz ich des erwische
1155
daz dâ heizet sîn,
daz muoz allez wesen mîn!
daz im ziuhet phluoc und wagen,
daz hilfet mir, daz ich sol tragen
gewant ze wîhennahten.
1160
swie ich daz mac betrahten,
wes wænt et er vil tumber gouch
zewâre und etelîcher ouch
der mir hât herzenleit getân?
liez ich daz ungerochen stân,
1165
so wær ich niht ein frecher.
der blies in einen becher
den schûm von dem biere.
und ræch ich daz nicht schiere,
sô wurd ich nimmer frouwen wert
1170
zewâre und solde ouch nimmer swert
gurten umb mîne sîten.
man hœret in kurzen zîten
von Helmbrehte mære,
daz wîter hof wirt lære:
1175
vind ich niht den selben man,
sô trîb ich doch diu rinder dan.”

Der vater sprach: “nû nenne mir,
daz ichz immer diene hin ze dir,
dîne gesellen, die knaben,
1180
die dich daz gelêret haben,
daz dû dem rîchen manne
sîne habe nemest danne,
so er zuo den krâphen izzet brôt.
die nenne mir, des ist mir nôt.”
1185
“Daz ist mîn geselle Lemberslint
und Slickenwider: die zwêne sint
von den ich hân dise lêre.
noch nenne ich dir mêre
Hellesac und Rutelschrîn,
1190
daz sind die schuolmeister mîn,
Kuefrâz und Muschenkelch.
nû sich, herre vater, welch
knaben sint an der schar.
die sehs hân ich genennet gar.
1195
mîn geselle Wolvesguome,
swie liep im sî sîn muome,
sîn base, sîn ôheim und sîn veter,
und wær ez hornunges weter,
er lât niht an ir lîbe
1200
dem manne noch dem wîbe
einen vadem vor ir schame,
den fremden und den kunden same.
mîn geselle Wolvesdruzzel
ûf tuot er âne sluzzel
1205
alliu sloz und îsenhalt.
in einem jâr hân ich gezalt
hundert îsenhalt grôz,
daz ie daz sloz dannen schôz,
als er von verren gie dar zuo.
1210
ros, ohsen unde manec kuo,
ungezalt diu sint beliben,
diu er ûz hove hât getriben,
daz ie daz sloz von sîner stat
schôz, swenne er dar zuo trat.
1215
noch hân ich einen compan,
daz nie knappe gewan
einen namen alsô hovelîch;
den gap im diu herzoginne rîch,
diu edele und diu frîe,
1220
von Nônarre Narrîe:
der ist geheizcen Wolvesdarm.
ez sî kalt oder warm,
roubes wirt er nimmer vol.
diupheit tuot im sô wol,
1225
der enwirt er nimmer sat.
einen fuoz er nie getrat
ûz der ubele in die guete.
im strebet sîn gemuete
gegen der ubeltæte,
1230
als diu krâ tuot zuo der sæte.”

Der vater sprach: “nû sage mir,
wie sie sprechen hin ze dir
ieclîch dîn geselle,
sô er dir ruefen welle.”
1235
“Vater mîn, daz ist mîn name
des ich mich nimmer geschame:
ich bin genant Slintezgeu.
die gebûren ich vil selten freu
die mir sint gesezzen.
1240
ir kint muezen ezzen
ûz dem wazzer daz koch.
leider tuon ich in noch:
dem ich daz ouge ûz drucke,
disen hâhe ich in den rucke,
1245
disen bind ich in den âmeizstoc,
enem ziuhe ich den loc
mit der zangen ûz dem barte,
dem andern rîz ich die swarte,
enem mulle ich die lide,
1250
diesen henk ich in die wide
bî den sparrâdern sîn.
daz die bûren hânt daz ist mîn.
swâ unser zehen rîten,
ob unser zweinzec erbîten,
1255
daz ist umb alle ir êre,
ob ir noch wære mêre.”

“Sun, die dû dâ nennest,
swie wol dû si erkennest
baz danne ich, vil liebez kint,
1260
doch swie ræze si dâ sint,
sô got wil selbe wachen,
sô kan ein scherge machen,
daz si tretent swie er wil,
wær ir noch drî stunt als vil.”
1265
“Vater, daz ich ê tete,
hin fur durch aller kunege bete
wold ich sîn nimmer tuon.
manege gans und manec huon,
rinder, kæse und fuoter
1270
hân ich dir und mîner muoter
gefridet vor mîner gesellen vil,
des ich nû nimmer tuon wil.
ir sprechet al ze sêre
frumen knaben an ir êre
1275
der deheiner nimmer missetuot,
er roube, er stele: daz ist guot.
hêt irz niht verkallet
noch sô vil ûf uns geschallet,
iuwer tohter Gotelinde
1280
die wold ich Lemberslinde
mînem gesellen hân gegeben;
sô hête si daz beste leben,
daz ie wîp bî einem man
ze der welde ie gewan.
1285
kursen, mandel, lînwât,
als ez diu kirche beste hât,
des gæb er ir den vollen hort,
hêt ir sô scherphiu wort
gegen uns niht gesprochen.
1290
und woldes alle wochen
ein iteniuwez slegerint
ezzen, daz hête Gotelint.”

“Nû hœre, swester Gotelint:
dô mîn geselle Lemberslint
1295
mich von êrste umb dich bat,
dô sprach ich an der selben stat:
“ist ez dir beschaffen und ouch ir,
daz soltu wol gelouben mir,
daz ez dich niht sol riuwen.
1300
ich weiz si in den triuwen,
des wis gar âne angest,
daz dû iht lange hangest,
si slahe dich mit ir hant abe
und ziuhet dich zuo dem grabe
1305
ûf die wegescheide;
wîrouch und mirre die beide,
vil sicher dû des wesen maht,
dâ mite si dich alle naht
umbegât ein ganzez jâr:
1310
daz wizze, Lemberslint, fur wâr,
si rouchet dîn gebeine,
diu guote und diu reine.
ob dir diu sælde widervert,
daz dir blintheit wirt beschert,
1315
si wîset dich durch alliu lant
wege und stege an ir hant.
wirt dir der fuoz abe geslagen,
si sol dir die stelzen tragen
ze dem bette alle morgen.
1320
wis ouch âne sorgen,
ob man dir zuo dem fuoze
der einen hende buoze,
si snîdet dir unz an dînen tôt
beide vleisch unde brôt.”
1325
“Wider mich sprach dô Lemberslint:
“nimt mich dîn swester Gotelint,
ze morgengâbe wil ich ir geben,
daz si dester baz mac leben.
ich hân voller secke drî,
1330
die sint swære als ein blî.
der eine ist vol unversniten
klein lînîn tuoch in den siten,
swer sîn ze koufe gert,
diu elle ist funfzehen kriuzer wert:
1335
die gâbe sol si prîsen.
in dem andern ligent rîsen,
vil rockel unde hemde.
armuot wirt ir fremde,
wird ich ir man und si mîn wîp;
1340
daz gib ich allez an ir lîp
zwâre an dem næhsten tage
und immer mê swaz ich bejage.
der dritte sac der ist vol,
ûf und ûf geschoppet wol,
1345
fritschâl, brûnât, vêhe veder,
dar under zwô der ietweder
mit scharlât ist bedecket
und dâ fur gestrecket
einez heizet swarzer zobel.
1350
die hân ich in einem kobel
hie nâhen bî verborgen;
die gib ich ir morgen.”

“Daz hât dîn vater undervarn.
Gotelint, got mueze dich bewarn:
1355
dîn leben wirt dir sûwer.
sô dich nû ein gebûwer
nimt ze sîner rehten ê,
sô geschach nie wîbe alsô wê.
bî dem muostu niuwen,
1360
dehsen, swingen und bliuwen
und dar zuo die ruoben graben:
des hêt dich alles uberhaben
der getriuwe Lemberslint.
owê, swester Gotelint,
1365
diu sorge muoz mich smerzen,
sol an dînem herzen
als unedel gebûwer
des minne dir wirt sûwer
immer naht entslâfen!
1370
wâfen, herre, wâfen
geschrirn uber den vater dîn!
ja enist er niht der vater mîn:
fur wâr wil ich dir daz sagen.
dô mich mîn muoter hêt getragen
1375
funfzehen wochen,
dô kom zuo ir gekrochen
ein vil gefueger hoveman;
von dem erbet mich daz an
und ouch von dem toten mîn
1380
(die bêde muezcn sælec sîn!),
daz ich alle mîne tage
mînen muot sô hôhe trage.”

Dô sprach sîn swester Gotelint:
“jâ wæn ouch ich sîn kint
1385
von der wârheit iht ensî.
ez lac miner muoter bî
geselleclîche ein ritter kluoc,
dô si mich in dem barme truoc.
der selbe ritter si gevienc,
1390
dô si den âbent spâte gienc
suochen kelber in dem lôhe:
des stât mîn muot sô hôhe.”

“Lieber bruoder Slintezgeu,
daz dich mîn trahtîn gefreu!”
1395
sprach sîn swester Gotelint
“schaffe, daz mir Lemberslint
werde gegeben ze manne;
sô schrîet mir mîn pfanne,
sô ist gelesen mir der wîn
1400
und sint gefullet mir diu schrîn,
sô ist gebrouwen mir das bier
und ist wol gemalen mier.
werdent mir die secke drî,
bin ich armuete frî,
1405
sô hân ich ze ezzen und ze hul
(sich waz mir gewerren sul!),
sô bin ich alles des gewert
des ein wîp an manne gert.
ouch trûw ich in gewern wol
1410
des ein man haben sol
an einem starken wîbe:
daz ist an mînem lîbe,
swaz er wil daz hân ich.
ez sûmet wan mîn vater mich.
1415
wol drîstunt ist vester
mîn lîp dan mîner swester:
dô man si ze manne gap,
des morgens gie si âne stap
und starp niht von der selben nôt.
1420
ich wæne ouch wol, daz mir der tôt
dâ von iht werde ze teile,
ez sî dan von unheile.
bruoder mîn, geselle,
daz ich mit dir reden welle,
1425
durch mînen willen daz verswîc.
ich trit mit dir den smalen stîc
an die kienlîten:
ich gelige bî sîner sîten;
nû wizze daz ich wâge
1430
vater, muoter und mâge.”

Der vater niht der rede vernam
noch diu muoter alsam.
der bruoder wart ze râte
mit der swester drâte,
1435
daz si im volgete von dan.
“ich gibe dich dem selben man,
swie leit ez dînem vater sî;
dû geligest Lemberslinde bî
wol nâch dînen êren.
1440
dîn rîchtuom sol sich mêren.
wilt dûz, swester, enden,
ich wil dir her wider senden
mînen boten dem dû volgen solt.
sît dû im bist und er dir holt,
1445
iu beiden sol gelingen
vil wol an allen dingen.
ouch fueg ich dîne hôchzît,
daz man durch dînen willen gît
wambîs unde rocke vil;
1450
fur wâr ich dir daz sagen wil.
swester, nû bereite dich;
Lemberslint sam tuot er sich.
got huete dîn; ich wil dâ hin.
mir ist der wirt als ich im bin.
1455
muoter, got gesegene dich!”

Hin fuor er sînen alten strich
und sagte Lemberslinde
den willen Gotelinde.
vor freuden kust er im die hant,
1460
umbe und umbe an sîn gewant,
er neic gegen dem winde
der dâ wâte von Gotelinde.

Nû hœrt von grôzer freise.
manec witewe unde weise
1465
an guote wart geletzet
und riuwec gesetzet,
dô der helt Lemberslint
und sîn gemahel Gotelint
den briutestuol besâzen.
1470
swaz si trunken und âzen,
daz wart gesamnet wîten.
bî den selben zîten
vil unmuezec si beliben:
die knaben fuorten unde triben
1475
ûf wagen und ûf rossen zuo
beide spâte unde fruo
in Lemberslindes vater hûs.
dô der kunec Artûs
sîn frouwen Ginovêren nam,
1480
diu selbe hôchzît was lam
bî der Lemberslindes:
si lebten niht des windes.

Dô ez allez wart gereht,
sînen boten sante Helmbreht,
1485
der vil balde gâhte
und im die swester brâhte.

Dô Lemberslint hêt vernomen,
daz im Gotelint was komen,
balde er gegen ir gienc.
1490
hœret wie er si enphienc:
“willekomen, frou Gotelint!”
“got lône iu, her Lemberslint!”
friuntlîche blicke
under in beiden dicke
1495
gegen einander giengen entwer:
er sach dar, si sach her.
Lemberslint schôz sînen bolz
mit gefuegen worten stolz
gegen Gotelinde;
1500
daz galt si Lemberslinde
ûz wîplîchem munde,
sô si beste kunde.

Nû sul wir Gotelinde
geben Lemberslinde
1505
und sulen Lemberslinde
geben Gotelinde.
ûf stuont ein alter grîse,
der was der worte wîse;
der kunde sô getâniu dinc.
1510
er staltes beide in einen rinc.
er sprach ze Lemberslinde:
“welt ir Gotelinde
êlîchen nemen, sô sprechet jâ!”
“gerne” sprach der knabe sâ.
1515
er fraget in aber ander stunt:
“gerne” sprach des knaben munt.
zem dritten mâle er dô sprach:
“nemt ir si gerne?” der knabe jach:
“sô mir sêle unde lîp
1520
ich nime gerne ditze wîp.”
dô sprach er ze Gotelinde:
“welt ir Lemberslinde
gerne nemen zeinem man?”
“jâ, herre, ob mir sîn got gan.”
1525
“nemt ir in gerne?” sprach aber er.
“gerne, herre, gebt mirn her!”
zem dritten mâle: “welt irn?”
“gerne, herre, nû gebt mirn!”
dô gap er Gotelinde
1530
ze wîbe Lemberslinde
und gap Lemberslinde
ze manne Gotelinde.
si sungen alle an der stat,
ûf den fuoz er ir trat.
1535
Nû ist bereit daz ezzen.
wir sulen niht vergezzen,
wir schaffen ambetliute
dem briutegomen und der briute.
Slintezgeu was marschalc,
1540
der fulte den rossen wol ir balc;
sô was schenke Slickenwider.
Hellesac der sazte nider
die fremden und die kunden:
ze truhsæzen ward er funden.
1545
der nie wart gewære,
Rutelschrîn was kamerære.
kuchenmeister was Kuefrâz,
der gap swaz man von kuchen âz,
swie manz briet oder sôt.
1550
Muschenkelch der gap daz brôt.
diu hôchzit was niht arm.
Wolvesguome und Wolvesdarm
unde Wolvesdruzzel
lârten manege schuzzel
1555
und manegen becher wîten
ze den selben hôchzîten.
vor den knaben swant diu spîse
in aller der wîse,
als ein wint vil drâte
1560
si ab dem tische wâte.
ich wæne ieglîcher æze
swaz im sîn truhsæze
von kuchen dar truege.
ob der hunt iht nuege
1565
nâch in ab dem beine?
daz tet er vil kleine;
wan ez saget ein man wîse:
“ieglîch mensche sîner spîse
unmâzen sêre gâhet,
1570
sô im sîn ende nâhet.”
dâ von gâhten si umbe daz:
ez was ir jungestez maz,
daz si immer mê gâzen
oder frœlîche gesâzen.
1575
Dô sprach diu brût Gotelint:
“owê, lieber Lemberslint,
mir grûset in der hiute!
ich furhte, daz fremde liute
uns ze schaden nâhen sîn.
1580
ei vater unde muoter mîn,
daz ich von iu beiden
sô verre bin gescheiden!
ich furhte, daz mir wecke
die Lemberslindes secke
1585
vil schaden und unêre:
des furht ich vil sêre.
wie wol ich dâ heime wære!
mir ist der muot sô swære.
mînes vater armuot
1590
næm ich michels baz fur guot
danne ich bin mit sorgen hie.
wan ich hôrte sagen ie
die liute al gemeine,
daz dem wurde vil kleine,
1595
der ze vil welle:
diu girischeit ze helle
in daz abgrunde
vellet von der sunde.
ich verdenke mich ze spâte;
1600
owê daz ich sô drâte
gevolget her mînem bruoder hân!
des muoz ich riuwec bestân.”

Dar nâch vil schiere sach diu brût,
daz si dâ heime ir vater krût
1605
hêt gâz ob sînem tische
fur Lemberslindes vische.
dô si nâch dem ezzen
wâren eine wîle gesezzen
und die spilliute
1610
enphiengen von der briute
ir gâbe und von dem briutegomen,
dar nâch zehant sach man komen
den rihter selpfunfte.
mit der sigenunfte
1615
gesigete er den zehen an.
der in den oven niht entran,
der slouf under die banc;
ieglîcher fur den andern dranc.
der ê viere niht enflôch,
1620
des schergen kneht al eine in zôch
her fur bî dem hâre.
daz sag ich iu ze wâre:
ein rehter diep, swie kuene er sî,
slueg er eines tages drî,
1625
daz er sich vor dem schergen
nimmer mac erwergen.
sus wurden si gebunden
die zehen an den stunden
mit vil starken banden
1630
von des schergen handen.
Gotelint verlôs ir briutegewant;
bî einem zûne man sie vant
in vil swacher kuste.
si hêt ir beide bruste
1635
mit handen verdecket:
si was unsanfte erschrecket.
ob ir anders iht geschæhe?
der sage ez der daz sæhe.
got ist ein wunderære,
1640
daz hœret an dem mære.
sluege ein diep al eine ein her,
gein dem schergen hât er keine wer:
als er den von verren siht,
zehant erlischet im daz lieht,
1645
sîn rôtiu varwe wirt im gel;
swie kuene er wære und swie snel,
in væht ein lamer scherge.
sîn snelheit und sîn kerge
die sint im alle gelegen,
1650
sô got der râche wil selbe phlegen.

Nû hœrt daz mære mit spruchen,
wie die diebe kruchen
fur geriht mit ir burden
dâ si erhangen wurden.
1655
Gotelint wart ungefreut,
dô Lemberslinde zwô rinderheut
wurden an den stunden
ûf sînen hals gebunden.
sîn burde was diu ringest.
1660
dâ von truog er daz minnest,
durch des briutegomen êre.
die andern truogen ie mêre:
ez truoc sîn geswîe
rûher hiute drîe
1665
vor dem schergen, daz was reht:
daz was Slintezgeu Helmbreht.
ieglîch truoc sîn burde mit im hin;
daz was des rihters gewin.

Dô wart fursprechen niht gegeben.
1670
der in lengen wil ir leben,
dem kurze got daz sîne:
daz sint die wunsche mîne.
ich weiz den rihter sô gemuot:
ein wilder wolf, gæbe im der guot,
1675
und bizze er allen liuten vihe,
von der wârheit ich des gihe,
er lieze in umbe guot genesen,
swie des doch niht solde wesen.

Der scherge dô die niune hie;
1680
den einen er dô leben lie
(daz was sîn zehende und sîn reht):
der hiez Slintezgeu Helmbreht.
Swaz geschehen sol daz geschiht.
got dem vil selten ubersiht,
1685
der tuot des er niht tuon sol.
daz schein an Helmbrehte wol,
an dem man den vater rach:
der scherge im ûz diu ougen stach.
dannoch der râche niht was genuoc:
1690
man rach die muoter, daz man im sluoc
abe die hant und einen fuoz.
dar umbe daz er swachen gruoz
vater unde muoter bôt,
des leit er schande unde nôt.
1695
dô er sprach zu dem vater sîn:
“waz snacket ir gebûrckîn?”
und sîn muoter hiez gunêrtez wîp:
von den sunden leit sîn lîp
dise maneger slahte nôt,
1700
daz im tûsent stunt der tôt
lieber mohte sîn gewesen
dan sîn schamelîch genesen.

Helmbreht, der diep blinde,
schiet von Gotelinde
1705
ûf einer wegescheide
mit riuwe und mit leide.
den blinden diep Helmbreht
brâhte ein stap und ein kneht
heim in sînes vater hûs.
1710
der behielt in niht: er treip in ûz,
sîne swære er im niht buozte.
hœret wie er in gruozte:
“deu sal, her blinde!
dô ich was ingesinde
1715
ze hove wîlen (des ist lanc),
dô lernt ich disen antvanc.
gât ir nû, her blindekîn!
ich weiz wol, daz an iu mac sîn
swes ein juncherre gert,
1720
ir sît ouch dâ ze Walhen wert.
den gruoz sult ir von mir haben,
alsô gruez ich blinde knaben.
waz touc langez teidinc?
got weiz, her blinder jungelinc,
1725
die herberge ir mir rûmet.
ist daz ir iuch sûmet,
ich lâze iuch mînen frîman
slahen, daz nie blinde gewan
von slegen alsolhe nôt.
1730
ez wære ein verworhtez brôt,
daz ich hînt mit iu verlur.
ir hebt iuch balde fur die tur!”

“Neinâ, herre, lât mich betagen!”
sprach der blinde. “ich wil iu sagen
1735
wie ich bin genennet;
durch got mich erkennet!
er sprach: “nû saget drâte;
zoget iuwer, ez ist spâte.
ir sult iu suochen einen andern wirt:
1740
mîn hant mit gâbe iuch gar verbirt.”

Beide mit leide und mit schamen
seit er dem vater sînen namen:
“herre, ich binz iuwer kint.”
“und ist der knabe worden blint
1745
der sich dâ nante Slintezgeu?
nû vorht er niht des schergen dreu
noch alle rihtære,
ob ir noch mêre wære.
hei waz ir îsens âzet,
1750
do ir ûf dem hengste sâzet
dar umbe ich gap mîniu rinder!
kriechet ir nû blinder,
daz enwirt mir nimmer zorn.
mich riuwet mîn lode und mîn korn,
1755
sît mir sô tiure ist daz brôt.
und læget ir von hunger tôt,
ich gibe iu nimmer umb einen grûz:
ir sult iuch balde heben ûz
und tuot nimmer mêre
1760
ze mir die widerkêre.”

Dô sprach aber der blinde:
“sît ir mîn ze kinde
geruochet nimmer mêre,
durch die gotes êre
1765
sult ir dem tiuvel an gesigen:
lât mich als einen durftigen
in iuwerm hûse kriechen.
swaz ir einem armen siechen
welt geben in der minne
1770
durch got, daz gebt mir hinne.
mir sint die lantliute gram:
leider nû sit ir mir sam.
ich enmac niht genesen,
welt ir mir ungenædic wesen.”
1775
Der wirt hônlachte,
swie im sîu herze krachte
(er was sin verch und sîn kint,
swie er doch stuende vor im blint):
“nû fuort ir twerhes die welt;
1780
iuwer meidem gie nie enzelt,
er dravete unde schûfte.
manec herze von iu ersûfte.
ir wârt sô ungehûre,
manec wîp und gebûre
1785
sint von iu alles worden vrî.
nû sprechet ob die troume drî
an iu sint bewæret.
noch hœher ez sich mæret,
daz iu wirt wirser danne wê;
1790
ê der vierde troum ergê,
hebt iuch balde fur die tur!
kneht, sperre, stôz den rigel fur!
ich wil hînaht hân gemach.
den ich mit ougen nie gesach,
1795
den behielt ich unz an mînen tôt,
ê ich iu gæbe ein halbez brôt.”

Allez daz er hêt getân
daz itwîzt er dem blinden man;
er was gar sîn schiuhe.
1800
“sê blinden, kneht, nû ziuhe
in von mir der sunnen haz!”
er sluoc den kneht: “nû habe dir daz!
dînen meister tæt ich same,
wan daz ich mich des schame,
1805
ob ich blinden sluege:
ich bin wol sô gefuege,
daz ichz kan vermîden;
doch mac ez sich verrîden
hebt iuch, ungetriuwer Rûz,
1810
balde fur die tur hin ûz:
ich ahte niht ûf iuwer nôt.”
im gap diu muoter doch ein brôt
in die hant als einem kinde.

Hin gie der diep blinde.
1815
swâ er uber velt gie,
dehein gebûre daz verlie,
er schrei in an und sînen kneht:
“hâhâ, diep Helmbreht!
hêtest dû gebûwen alsam ich,
1820
sô zuge man nû niht blinden dich!”
alsô leit er ein jâr nôt,
unz er von hâhen leit den tôt.

Ich sage iu wie daz geschach.
ein gebûre in ersach,
1825
dô er gie zuo einer frist
durch einen walt umb sîne genist.
der gebûre kloup dâ wite
nâch der gebûren site,
daz was eines morgens fruo.
1830
dem hêt Helmbreht eine kuo
genomen von siben binden.
der

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Das puech ist von dem Mayr Helmprechte - WERNER DER GARTENAERE