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Ein Klag uber den Lutherischen Brand zu Mentz

Ists nun, ach Gott, do kommen zu,
Das, so hast uns gelehret du,
Das auch nit straflich, sonder wahr,
Den Leuten niemand sagen gdar?
Soll nun dein gottlich Wort zergahn?
Und nehmen alle Menschen an,
Was hat gesetzt ein sterblich Mann?
Ach Gott, soll Wahrheit haben End,
Dein heilig Stiftung werden ztrennt,
Die du doch gesetzt auf festen Grund,
Gelernet hast mit eignem Mund
Und wolltest, dab die blieben stet.
Nimm wahr, Gott Herr, dein Wort zergeht.
Hie brennt des frummen Luthers Gschrift,
Drumb, dab sie dein Gesetz betrifft,
Und dab es ist die Wahrheit blob,
Wie die aus deinem Mund erschob.
Hie brennen, Herr, viel guter Wort,
Hie wird dein gottlich Lehr ermordt,
Hie tut man G[e]walt der Predig dein,
Hie gibt man alles Lasters Schein,
Hie wird deim Gsetz entgegen gtan.
Hie heibt man loben jedermann,
Das doch nie billig wart, noch recht,
Hie wird Unbillicheit vorfecht,
Hie wird der papstlich Stand geehrt
Und undertruckt, was du gelehrt,
Hie lehrt man, Rauben sei kein Sund,
Hie lobt man bose List und Fund,
Hie kriegt man wider Ehrberkeit,
Hie gilt nit mehr, was du hast gseit,
Hie wird dein Evangelium voracht,
Hie ubt der Papst ein unvorschamten Pracht,
Hie wird zu Recht Unrecht gemacht,
Hie ist wahr Geistlicheit vorlacht,
Hie geht vor Billicheit Gewalt,
Hie hat Unschuld kein Aufenthalt,
Hie man bekummt all Ding umbs Geld,
Hie wird all Redlicheit zerfallt,
Und ist bedort die ganze Welt.
Hie gibt man Ablab und Genad,
Doch keinem, der nit Pfennig hat,
Hie wird gelogen, hie gedicht,
Ein Sund vorgeben, ee sie gschicht.
Darumb der Schand tragt niemand Scham.
Hie wird vorschworn dein heilger Nam,
Und doch gehalten nit ein Wort,
Das Recht gebraucht an keinem Ort,
Hie wird verkauft der Himmel dein,
Geurteilt zu der Helle Pein
Ein jeder, der hinwider sagt,
Hie ist, wer Wahrheit pflegt, vorjagt,
Hie wird teutsche Nation beraubt,
Umbs Geld viel boser Ding erlaubt,
Hie bdenkt man nit der Seelen Heil,
Hie bistu, Herrgott, selber feil,
Und die dein Schaf befolhen han,
Allein die Nutzung sehen an.
Vorhuten niemand denkt dein Herd.
Was du gesagt, ist ganz vorkehrt,
Und ist ein Leo worden Hirt.
Derselb dein Schaflein schabt und schirt
Und wurgt sie nach dem Willen sein,
Gibt Ablab aus, nimmt Pfennig ein
Mit seiner Gesellschaft, die er hat,
Die geben diesen Dingen Rat,
Viel Schreiber, und Kopisten viel,
Die machen, was ein ider will,
Und schreibents dann der Kirchen zu,
Als hattest das vorwilligt du
Und sei zu Rom die Kirch allein.
Ach Gott, nun mach dich wieder gmein,
Als hast von Anbeginn getan,
Lab nit die Bosen Herrschung han,
Lab undertrucken nit dein Lehr.
Ach Herr, den Sinn des Papsts bekehr,
Dab er lab von der Tyrannei,
Und steh dem Recht und Wahrheit bei.
Schaff, dab sein Mut werd abgewendt
Von Ehren, die bald haben End,
Und von dem Reichtumb dieser Welt,
Das wird in kurzer Weil zerfallt,
Und denkt allein auf geistlich Sach,
Do du ihn auch hiebt stellen nach,
So wird dein Wahrheit haben statt,
Und diesen Sachen geben Rat.
Dann deiner Lehr ist nit gemab,
Dab jemer hab der Welt Besab,
Und sich darneben underwind
Der Geistlicheit, und so geschwind
Herrsch uber dein Gesalbten Schar.
Ach, Herrgott, nimm der Sachen wahr,
Dab werd der Glaub nit gar zertrennt,
Genommen ab dein Testament.
Sich, wie man deinen Schafer tragt,
Mit Seiden, Purpur angelegt,
Wie er so weiblich ist geziert,
Wie man ihm schmeichlet und hofiert.
Sich, wie er Wollust treibt und Pracht,
Dadurch du werden magst veracht
Bein Heiden und ins Turkenland,
Dann solichs ist ihn wohlbekannt,
Und wissen dich zu schelten nit
Dann durch des Papsts verkehrten Sitt.
Hierumb ihm gib ein andern Sinn,
Dab werd gezogen Bosheit hin,
Und sei ein besser Regiment.
Jedoch wird Luther jetzt geschandt,
Sein Gschrift und gute Lehr vorbrennt,
Das sei dir, werder Christ geklagt,
Er ist nie gefordert, nie betagt,
Wiewohl er sich erbeut zu Recht.
Man tut Gewalt dem Gottesknecht,
Umb dab er Wahrheit gpredigt hat.
Ach, Herrgott, gib uns Hulf und Rat.
Es ist gewutet je genug,
Du sichst ihrn Glimpf und auch ihr Fug.
Dich aber, liebster Bruder mein,
Durch solich Macht vorgwaltigt sein,
Bin deinethalben ich beschwert,
Doch hoff ich, es werd widerkehrt,
Und werd gerochen dein Unschuld.
Drumb, Diener Gottes, hab Geduld.
Mocht ich dir aber Beistand tun,
Und raten diesen Sachen nun,
So wollt ich, was ich hab am Gut
Nit sparen, noch mein eigen Blut.
Gott wird es aber rachen bald,
Vorwahr, du mir das glauben sallt,
Dann er den Grechten nie vorlieb,
Da lab dich auf, es ist gewib.
Ich habs gewagt.

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Ein Klag uber den Lutherischen Brand zu Mentz - ULRICH VON HUTTEN