Українська та зарубіжна поезія

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Dem Allgegenwartigen

Da du mit dem Tode gerungen, mit dem Tode,
Heftiger du gebetet hattest,
Da dein Schweib und dein Blut
Auf die Erde geronnen war;

In dieser ernsten Stunde
Thatest du jene grobe Wahrheit kund,
Die Wahrheit seyn wird
So lang die Hulle der ewigen Seele Staub ist.

Du standest, und sprachst
Zu den Schlafenden:
Willig ist eure Seele,
Aber das Fleisch ist schwach!

Dieser Endlichkeit Loos, die Schwere der Erde
Fuhlet auch meine Seele,
Wenn sie zu Gott, zu dem Unendlichen
Sich erheben will.

Anbetend, Vater, sink’ ich in den Staub, und fleh,
Vernim mein Flehn, die Stimme des Endlichen,
Gieb meiner Seel’ ihr wahres Leben,
Dab sie zu dir sich, zu dir erhebe!

Allgegenwartig, Vater,
Schliebest du mich ein!
Steh hier, Betrachtung, still, und forsche
Diesem Gedanken der Wonne nach.

Was wird das Anschaun seyn, wenn der Gedank’ an dich,
Allgegenwartiger! schon Krafte jener Welt hat!
Was wird es seyn dein Anschaun,
Unendlicher! o du Unendlicher!

Das sah kein Auge, das horte kein Ohr,
Das kam in keines Herz, wie sehr es auch rang,
Wie es auch nach Gott, nach Gott,
Nach dem Unendlichen durstete;

Kam es doch in keines Menschen Herz,
Nicht in das Herz deb, welcher Sunder
Und Erd’, und bald ein Todter ist,
Was denen Gott, die ihn lieben, bereitet hat.

Wenige nur, ach wenige sind,
Deren Aug’ in der Schopfung
Den Schopfer sieht! wenige, deren Ohr
Ihn in dem machtigen Rauschen des Sturmwinds hort,

Im Donner, der rollt, oder im lispelnden Bache,
Unerschafner! dich vernimt,
Weniger Herzen erfullt, mit Ehrfurcht und Schauer,
Gottes Allgegenwart!

Lab mich im Heiligthume
Dich, Allgegenwartiger,
Stets suchen, und finden! und ist
Er mir entflohn, dieser Gedanke der Ewigkeit;

Lab mich ihn tiefanbetend
Von den Choren der Seraphim,
Ihn, mit lauten Thranen der Freude,
Herunter rufen!

Damit ich, dich zu schaun,
Mich bereite, mich weihe,
Dich zu schaun
In dem Allerheiligsten!

Ich hebe mein Aug’ auf, und seh,
Und siehe der Herr ist uberall!
Erd’, aus deren Staube
Der erste der Menschen geschaffen ward;

Auf der ich mein erstes Leben lebe,
In der ich verwesen werde,
Und auferstehen aus der!
Gott wurdigt auch dich, dir gegenwartig zu seyn.

Mit heiligem Schauer,
Brech’ ich die Blum’ ab;
Gott machte sie,
Gott ist, wo die Blum’ ist.

Mit heiligem Schauer, fuhl’ ich der Lufte Wehn,
Hor’ ich ihr Rauschen! es hieb sie wehn und rauschen
Der Ewige! Der Ewige
Ist, wo sie sauseln, und wo der Donnersturm die Ceder sturzt.

Freue dich deines Todes, o Leib!
Wo du verwesen wirst,
Wird Er seyn,
Der Ewige!

Freue dich deines Todes, o Leib! in den Tiefen der Schopfung,
In den Hohn der Schopfung, wird deine Trummer verwehn!
Auch dort, verwester, verstaubter, wird Er seyn,
Der Ewige!

Die Hohen werden sich bucken!
Die Tiefen sich bucken,
Wenn der Allgegenwartige nun
Wieder aus Staub’ Unsterbliche schaft.

Werfet die Palmen, Vollendete! nieder, und die Kronen!
Halleluja dem Schaffenden,
Dem Todtenden Halleluja!
Halleluja dem Schaffenden!

Ich hebe mein Aug’ auf, und seh,
Und siehe der Herr ist uberall!
Sonnen, euch, und o Erden, euch Monde der Erden,
Erfullet, rings um mich, des Unendlichen Gegenwart!

Nacht der Welten, wie wir in dem dunkeln Worte schaun
Den, der ewig ist!
So schaun wir in dir, geheimnisvolle Nacht,
Den, der ewig ist!

Hier steh ich Erde! was ist mein Leib,
Gegen diese selbst den Engeln unzahlbare Welten,
Was sind diese selbst den Engeln unzahlbare Welten,
Gegen meine Seele!

Ihr, der unsterblichen, ihr, der erlosten
Bist du naher, als den Welten!
Denn sie denken, sie fuhlen
Deine Gegenwart nicht.

Mit stillem Ernste dank’ ich dir,
Wenn ich sie denke!
Mit Freudenthranen, mit namloser Wonne,
Dank’ ich, o Vater! dir, wenn ich sie fuhle!

Augenblicke deiner Erbarmungen,
O Vater, sinds, wenn du das himmelvolle Gefuhl
Deiner Allgegenwart
Mir in die Seele stromst.

Ein solcher Augenblick,
Allgegenwartiger,
Ist ein Jahrhundert
Voll Seligkeit!

Meine Seele durstet!
Wie nach der Auferstehung verdorrtes Gebein,
So durstet meine Seele
Nach diesen Augenblicken deiner Erbarmungen!

Ich liege vor dir auf meinem Angesicht;
O lag’ ich, Vater, noch tiefer vor dir,
Gebuckt in dem Staube
Der untersten der Welten!

Du denkst, du empfindest,
O du, die seyn wird,
Die hoher denken,
Die seliger wird empfinden!

O die du anschaun wirst!
Durch wen, o meine Seele?
Durch den, unsterbliche,
Der war! und der ist! und der seyn wird!

Du, den Worte nicht nennen,
Deine noch ungeschaute Gegenwart
Erleucht’, und erhebe jeden meiner Gedanken!
Leit ihn, Unerschafner, zu dir!

Deiner Gottheit Gegenwart
Entflamm’, und beflugle
Jede meiner Empfindungen!
Leite sie, Unerschafner, zu dir!

Wer bin ich, o Erster!
Und wer bist du!
Starke, kraftige, grunde mich,
Dab ich auf ewig dein sey!

Ohn’ ihn, der mich gelehrt, sich geopfert hat
Fur mich, kont’ ich nicht dein seyn!
Ohn’ ihn war der Gedanke deiner Gegenwart
Grauen mir vor dem allmachtigen Unbekanten!

Erd’ und Himmel vergehn;
Deine Verheibungen, Gottlicher, nicht!
Von dem ersten Gefallenen an
Bis zu dem letzten Erlosten,

Den die Posaune der Auferstehung
Wandeln wird,
Bist bey den Deinen du gewesen!
Wirst du bey den Deinen seyn!

In die Wunden deiner Hande legt’ ich meine Finger nicht;
In die Wunde deiner Seite
Legt’ ich meine Hand nicht;
Aber du bist mein Herr, und mein Gott!

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Dem Allgegenwartigen - FRIEDRICH GOTTLIEB KLOPSTOCK