An eine Nymfe
1.
Nymfe / gib mir selbst den mund /
So wird mir dein herze kund /
Reich mir deiner armen band /
Der gewunschten liebe pfand.
2.
Denn so lange du noch nicht
Mir gehorchen wirst / mein licht /
Wird dein lieben nur ein schein /
Und vor nichts zu achten seyn.
3.
Treue lieb ist jederzeit
Zu gehorsamen bereit /
Hat ihr thun gerichtet hin
Auff des liebsten herz und sinn.
4.
Glut bricht von sich selbst hervor /
Und stost ihre flamm empor /
Wo sich rauch und dampff nur find /
Mub vergehn durch lufft und wind.
5.
Schamstu aber dich vor mir;
So gedencke / meine zier /
Dab ich dein bin / was du bist /
Und werd itzt nicht erst erkiest.
6.
Wo ich mich / gleich wie du wohl /
Auch mit andern schamen soll;
Wurde nicht die ganze welt
In der gar kurzer zeit gefallt?
7.
Venus hat sich / wie bekant /
Zum Adonis selbst gewandt /
Und mit ihm so manche nacht
In der liebe zugebracht.
8.
Komm / der mond am firmament
Hat sich schon zu uns gewendt /
Komm / die nacht kommt auch heran /
Da sich kusset / was nur kan.
9.
Morgen / hor ich / wilst du fort
Von uns an ein frembdes ort /
Und wer weib auff welchen tag
Ich dich wieder sprechen mag.
10.
Darum herz mich ohne scheu /
Dab ich deiner indenck sey /
Ich bitt einmahl noch itzund /
Nymfe gib mir selbst den mund.