Українська та зарубіжна поезія

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Denn, Herr, die groben Stadte sind

Denn, Herr, die groben Stadte sind
Verlorene und Aufgeloste;
wie Flucht vor Flammen ist die grobte, –
und ist kein Trost, dab er sie troste,
und ihre kleine Zeit verrinnt.

Da leben Menschen, leben schlecht und schwer,
in tiefen Zimmern, bange von Gebarde,
geangsteter denn eine Erstlingsherde;
und drauben wacht und atmet deine Erde,
sie aber sind und wissen es nicht mehr.

Da wachsen Kinder auf an Fensterstufen,
die immer in demselben Schatten sind,
und wissen nicht, dab drauben Blumen rufen
zu einem Tag voll Weite, Gluck und Wind, –
und mussen Kind sein und sind traurig Kind.

Da bluhen Jungfraun auf zum Unbekannten
und sehnen sich nach ihrer Kindheit Ruh;
das aber ist nicht da, wofur sie brannten,
und zitternd schlieben sie sich wieder zu.
Und haben in verhullten Hinterzimmern
die Tage der enttauschten Mutterschaft,
der langen Nachte willenloses Wimmern
und kalte Jahre ohne Kampf und Kraft.
Und ganz im Dunkel stehn die Sterbebetten,
und langsam sehnen sie sich dazu hin;
und sterben lange, sterben wie in Ketten
und gehen aus wie eine Bettlerin.

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Denn, Herr, die groben Stadte sind - RAINER MARIA RILKE