Українська та зарубіжна поезія

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An Joh. Hubnern

Ihr Burger der gelehrten Hugel,
Wo vormals Witz und Geist entsprob:
Wo Pegasus mit schnellem Flugel
Durch die getheilten Lufte schob.
Ihr Schuler kluger Castalinnen,
Seht uns nur nicht verachtlich an;
Wibt, dab auch unsrer Berge Zinnen
Sich euch zu Trotz hervorgethan:
Es quillt aus neuerfundnen Kunsten
Ein neuer Strom von Dichterdunsten.

Du Vater, matter Pieriden!
O Hubner, deiner Zeiten Preis!
Komm, hilf mir seltne Reime schmieden,
Weil Phobus nicht den Kunstgriff weis.
Dein theures Handbuch sey mein Meister,
Wenn Witz und Einfall mir entweicht:
Denn du bereicherst ja die Geister,
Die sich das Musenchor verscheucht.
Drum lab aus weitgesuchten Reimen,
Mir manchen fremden Ausdruck keimen!

Gepriesen sey dein Wortregister!
Das uns der Tone Sippschaft weist,
Wenn man, wie Simson die Philister,
Die Worter auf einander schmeibt.
Erst beibt sich Bav die stumpfen Nagel,
Sein Einfall stockt, sein Geist ist todt:
Kaum blast dein Rath in seine Segel,
So lacht ihm schon ein Morgenroth,
Und kurz, er tragt die Hippokrene
Von deinem Alphabeth zu Lehne.
Wie mancher Geist wird in der Ode,
Darinn Verwirrung Tugend ist,
Im andern Absatz schon marode;
Wo du nicht sein Erretter bist.
Doch fragt er dich, als sein Orakel,
So fliebt sein Vers, wie Rhodanus.
Und wenn Orbil, mit Ruth und Bakel,
Der Schuler Rucken gerben mub:
So fehlt dem armen Schulminister
Nichts, als dein guldnes Reimturnister.

Wie daurt ihr mich, ihr alten Dichter!
Die Griechenland und Rom verklart:
Ihr reimtet nicht, drum hat kein Trichter
Den leeren Schedeln Trost gewahrt.
Doch hattet ihr der Zeilen Schwanze,
Gleich jenen Fuchsen, recht verknupft;
So waren euch die Epheukranze
Von selbsten auf den Kopf gehupft.
Und den erkribnen Weisheitsspruchen
War auch die Pythia gewichen.

Ach schimpft nicht die Postillenreiter,
Die Helden aus der Concordanz.
Ein neuer Poesie-Gefreyter
Sucht in den Reimen Witz und Glanz.
Er reitet Hubners Sylbenfacher,
Die trifft er nie Gedankenleer:
Hier schopft er Witz mit vollem Becher,
So wird ihm kein Gedichte schwer.
Und sonder Mannlings Vorrathskammern
Ist jeder Dichter zu bejammern.
Nur weg Vernunft, mit deinen Fesseln,
Sie hindern freyer Geister Schwung.
In deiner Schranken festen Sesseln
Wagt niemand einen kuhnen Sprung.
Ein feiger Knabe labt sich gangeln;
Ein starker Fub geht frisch einher.
Nur Icarus fliegt, gleich den Engeln,
Im Hohen uber Land und Meer.
So mub man auch, auf Hubners Schwingen,
Bis an das blaue Sterndach dringen.

Gesetzt ich schriebe von der Leyer,
Und wubte weiter nicht, wohin?
Mein Hubner trankt mich mit Tockeyer:
Wie froh wird da mein matter Sinn!
Gesetzt ich sange von der Cither,
Und stutzte gleichsam bey dem Reim:
Gleich brachte Hubner mir ein Gitter,
Und labte mich mit Honigseim!
Ja kam ich irgend auf die Musen:
So fand ich Trost an ihrem Busen.

Kurz, Reime sind der Dichter Flugel,
Und kleiner Geister Steckenpferd,
Die Stuffen zu dem Pindushugel,
Und der Gedanken Vogelheerd.
Sie sind des hohen Geistes Eimer;
Ein Netz, so manchen Einfall fangt,
Dadurch ein wohlgeubter Reimer
Fast alles in die Zeilen drangt;
Und will kein Flugelrob dir traben:
So kannst du Witz aus Hubnern graben.

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An Joh. Hubnern - JOHANN CHRISTOPH GOTTSCHED