Lieder eines Sunders. 44. Samstags-Bilder
I.
‘S ist Samstag. Heilige Stille geht
Ueber die Erde mit leisen Tritten. . .
In mir ist’s klar wie zum Gebet, –
Und jeder Schmerz, den ich erlitten,
Verflьchtigt sich wie dieser Hauch,
Der mir des Herbstes letztes Laubwerk
Zu FьЯen wirft – wie dieser Rauch,
Der sich in Schleiern hebt auf Staubwerk. . .
II.
‘S ist Samstag. Schwerbeladen kriecht
Der Frohner heim zu Herd und Lager. . .
Sein Lebensmut ist lдngst besiegt –
Der blцde Stumpfsinn ward sein Schwager. . .
Sechs Mal vom ersten Morgengrau
Bis zu der Sterne spдtem Lichte
Hat er’s erquдlt – und morgen nun?
Ist Sonntag und – die alte Geschichte. . .
III.
‘S ist Samstag. Meine Seele gab
Die Stille hin, die sie umfriedet:
Noch hob sich nicht aus Staub und Grab
Fьr jeden Wandrer, der ermьdet
Nach hartem Schaffen Ruhe sucht,
Die Freiheit, sich auch auszurasten –
Wohl ward sie einmal schon verbucht –
Mit Worten leider, bald verblaЯten. . .
IV.
‘S ist Samstag. Mьder Glockenton
Klingt mir ьber die Felder herьber. . .
Da denk’ ich an den “Gottessohn” –
Und bдnger wird mein Herz und trьber. . .
Jawohl! Er meinte es recht gut
Mit seiner Lehren Wunderdingen. . .
Ich fьrchte nur, daЯ Blut – viel Blut
Noch flieЯen muЯ, sie zu erringen. . .
V.
‘S ist Samstag. Nebelumgьrtet liegt
Die Landschaft da vor meinen Blicken. . .
Die Glocke schweigt. Das Nachten siegt –
Will alles Hoffen jach ersticken. . .
Da blitzt ein Licht auf hinten im Land –
Getrost! So wird es sich erzeigen:
Steht erst der ganze Himmel in Brand,
Wird auch die Freiheit niedersteigen!