Українська та зарубіжна поезія

Вірші на українській мові






Lieder eines Sunders. 15. Einem Kinde der Sunde

Ob’s deine Augen auch verneinen
Mit ihrem hellen, klaren Licht,
Ob auch auf deinem zarten, feinen,
Madonnenschцnen Angesicht
Es liegt, als wдre deine Seele
Ein seltner Kelch, der niemals trog,
Drin Keuschheit sich und Kraft vermдhle:
Ein Kind der Sьnde bist du doch!

Ob deine Augen drohend blitzen –
Ob du auch zitternd, zornbewehrt,
Dich vor dem Frechen suchst zu schьtzen,
Den deiner Schцnheit Reiz bethцrt, –
Der deines Nackens holde Fьlle
Umspannen will mit engem Joch –
Ein Bild der lieblichsten Idylle! –
Ein Kind der Sьnde bist du doch! . .

Ob du auch sittsam deine frommen
Blauaugen niederschlдgst, wenn jach,
Wie’s just passirt, ein Wort gekommen –
Ein Wort von bravem, derbem Schlag –
Es fдhrt heraus – die Andern kichern:
“Ein Witz, der nicht zum Feinsten roch!”
Ob du auch kalt sie’s lдЯt versichern –
Ein Kind der Sьnde bist du doch! . .

Denn ich, Madonna, muЯ es wissen –
Du hast es selbst mir ungesдumt
Gebeichtet, da auf weichen Kissen
Ich manche Nacht bei dir vertrдumt. . .
Dein schцner Leib ist so gesellig
Und Kosen dьnkt ihn wunderfein –
Drum bist du heimlich gern gefдllig:
Du sollst ein”Kind der Sьnde” sein?

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Lieder eines Sunders. 15. Einem Kinde der Sunde - HERMANN CONRADI