Українська та зарубіжна поезія

Вірші на українській мові






Lieder eines Sunders. 10. Klage des Junglings

Wo seid ihr hingegangen,
Meine frommen, unschuldigen Kinderaugen?
Wo seid ihr hingegangen,
Die ihr in prangenden Reizen
Die Welt mir verkьndigt
In meines Lebens erster Morgenfrьhe?

Wo seid ihr hingegangen,
Die ihr zдrtlich bestauntet
Jedwede Creatur,
Flut und Kristall,
Und voll Inbrunst
Wunder um Wunder schautet?

Wo seid ihr hingegangen,
Meine frommen, unschuldigen Kinderaugen?
Sehet! Ich sehne mich euch nach,
Ein Jьngling, ein Mann,
Den die Welt sich nun malt
In nackten, nьchternen Farben!

Sehet! Ich sehne mich euch nach –
Ich weine euch nach –
Dem keuschen Blick
Meiner ersten Jugend –
Als zum ersten Male
Ich um mich blickte
Und der Bilder Fьlle
Mich trunken machte –
Unsдgliche Sehnsucht
In mir weckte –
Doch stilles Genьgen
Zugleich mich besaЯ!

Sehet! Ich sehne mich euch nach,
Verlorene Augen der Unschuld,
Nun ich ein Anderer ward
Und anders die Welt
Sich mir verkьndigt.

Es fiel
In der hingleitenden Zeiten Spiel
Binde und Hьlle –
Und ьber mich strцmte sich aus
Die Fьlle
Der Wirklichkeiten, der mдrchenlosen –
Es verdorrten
Meiner frommen Neugier –
Meiner keuschen Sehnsucht
kцstliche Jugendrosen!

Satt bin ich –
Und mein ungewirktes Auge
Trдufelt in die zusammenschauernde Seele
Nur Tropfen des Ekels. . .
Weltgierig ward ich
Und allgierig
Und unersдttlich –
Und spдt und frьhe
Durchtaumelte diese Brust
Unheimlicher Sehnsuchtsflammen
Schlangengezьngel.

Nimmer mir that ich genug –
Und auf mir lastete
Segen zugleich und hдrtester Fluch. . .

Und ich wuchs und ich lebte,
Bis in der zweiten
Oder der dritten Morgenfrьhe meines Lebens
Ich alt schon ward
Und mьde schon vor der Zeit. . .

Von mir hinweggezogen
Sind Drang und Sehnsucht
Und die Wollust des Wanderns
Und des schneidenden Weh’s
Unergrьndlichkeit!

Nicht wunschlos ward ich
Und nicht hoffnungslos!

Doch Alles, was ich begehre –
Doch Alles, was ich erhoffe,
Ist so geringe,
So hohlдugig, entmarkt –
Ueberschattet von den mьden Brauen
Heimlich zehrender Melancholie. . .

Wo seid ihr hingegangen,
Meine frommen, unschuldigen Kinderaugen?

O! wдret ihr bei mir geblieben!
Stark und trotzig
Wie vor Zeiten
Wдre mein Lieben –
Und mein Hassen
Loderte auf in jдhen Feuern!
Nun, da ihr mich verlassen,
Durchschreite ich welk und bekьmmert
Meines wachsenden Lebens
Schmale, reizlose Dдmmerungsgassen. . .

Es trauert entvцlkert
Meiner Leidenschaften Serail –
Und ich lieЯ meiner ringenden Kraftgefьhle
Felsengebirge,
Das in gigantischen Gegensдtzen
Sich enthьllte,
Und sich erfьllte,
Zu gewaltigen Werdeschдtzen!

Wo seid ihr hingegangen,
Meine frommen, unschuldigen Kinderaugen?

Sehet! Ich sehne mich euch nach,
Schьrend
In toten, veraschten Kohlen –
Suchend und wie im Halbtraum spьrend
Nach ein paar letzten mageren
Zukunftssymbolen!

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Lieder eines Sunders. 10. Klage des Junglings - HERMANN CONRADI
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