Cymon mit Ephigenia
Im rosenton Hans Sachsen.
26. jenner 1546.
1.
In Cypern sab ein edelmane
hieb Aristippus, wol getane,
der het ein son Cymon genant,
den tet er hinaus auf das lant,
zu bleiben in der bauren zunfte,
weil er war on sin und vernunfte.
Der fund in einer grunen wiesen,
ein silber klares brunlein fliesen
bei dem ein schone jungfrau lag,
Ephigenia, um mittag.
Cymon stunt bei ir in der grone,
verwundert sich an irer schone,
Gescherft wurden im sin und witz
durch inbrunstiger liebe hitz;
kam heim und tet fleibig studiren,
rennen, stechen, fechten, turniren,
in aller ritterlichen tat
fur all junkherren in der stat;
lieb werben um die jungfrau klare,
die gen Rodis versprochen ware
2.
Pisimondo, eim edlen jungen.
Cymon durch liebe wart gezwungen;
als man die braut gen Rodis sant,
da legt er an das schiff sein hant
und in die braut nam mit gewalde,
wolt mit auf Creta faren balde.
Indem hub sich ein sturmewinde
und schlug das schiff zuruck geschwinde
bei finstrer nacht; als es wart tag,
das schiff nit weit von Rodis lag;
die Rodiser auf sie ausfuren,
von den sie all gefangen wuren;
In ewig gfenknus man sie schlob.
darin lag Cymon gar trostlos,
sein herzlieb nimer mer zu sehen.
kurzlich nach den tagen geschehen,
wolt Pisimondus hochzeit han
mit seiner braut, geziret schan;
dergleich sein bruder auf ein morgen
wolt hochzeit haben unverborgen.
3.
Die selb braut het der richter holde,
sie im mit nichten laben wolde,
hielt mit dem gfangnen Cymon rat,
der was auch willig zu der tat.
zu abents auf den hochzeittage,
als mans nachtmal zu eben pflage,
Gewapnet auf den sal sie zugen,
wer sich ir weret, sie erschlugen,
beid breutgam schlugen sie zu tot;
der sal der wurt von blut gar rot.
beid breut sie namen mit gewalde,
kamen an die merporten balde
Und saben auf ein grobes schiff,
furen hin auf dem mere tief
und hetten darnach hochzeit beide –
wie uns Boccatius bescheide.
also die lieb oft witzig macht,
das man nach zucht und tugent tracht,
doch wagen vil unglucks darneben,
bis lieb mit lieb in lieb mag leben.