Українська та зарубіжна поезія

Вірші на українській мові






Gewitter im Mai

In Bluten schwamm das Fruhlingsland,
Es wogte weiss in schwuler Ruh;
Der dunkle feuchte Himmel band
Mir schwer die feuchten Augen zu.

Voll Reu und Leid hatt’ ich den Mai
Gegrusst und seinen bunten Flor;
Nun zog er mir im Schlaf vorbei,
Vertraumt von dem vergramten Tor!

Da war ein Donnerschlag geschehn,
Ein einziger; den Berg entlang
Hort’ ich Erwachender vergehn
Erschrocken seinen letzten Klang!

“Steh auf! steh auf! entraffe dich
Der tragen tatenlosen Reu’!”
Durch Tal und Herz ein Schauer strich.
Das Leben bluhte frisch und neu.

Zur Erntezeit

1.

Das ist die uppige Sommerzeit,
Wo alles so schweigend bluht und gluht,
Des Juli stolzierende Herrlichkeit
Langsam das schimmernde Land durchzieht.

Ich hor’ ein heimliches Drohnen gehn
Fern in der Gebirge dammerndem Blau,
Die Schnitter so stumm an der Arbeit stehn,
Sie schneiden die Sorge auf brennender Au.

Sie sehnen sich nach Gewitternacht,
Nach Sturm und Regen und Donnerschlag,
Nach einer wogenden Freiheitsschlacht
Und einem entscheidenden Volkertag!

2.

Es deckt der weiche Buchenschlag
Gleich einem grunen Samtgewand,
So weit mein Auge reichen mag,
Das hugelubergossne Land.

Und sachte streicht daruber hin
Mit linder Hand ein leiser West,
Der Himmel hoch mit stillem Gluhn
Sein blaues Aug’ drauf ruhen lasst.

Mir ist, ich trag’ ein grunes Kleid
Von Sammet und die weiche Hand
Von einer schweigsam holden Maid
Strich’ es mit ordnendem Verstand.

Wie sie so freundlich sich bemuht,
Duld’ ich die leichte Unruh’ gern,
Indes sie mir ins Auge sieht
Mit ihres Auges blauem Stern.

Uns beiden ist, dem Land und mir,
So innerlich, von Grund aus, wohl –
Doch schau, was geht im Feldweg hier,
Den Blick so scheu, die Wange hohl?

Ein Heimatloser sputet sich
Waldeinwarts durch den grunen Plan –
Das Menschenelend krabbelt mich
Wie eine schwarze Wolfsspinn’ an!

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Gewitter im Mai - GOTTFRIED KELLER