Українська та зарубіжна поезія

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Adelheid und Henrich, oder die neue Eva und der neue Adam (III)

Der Frauenlist, dem Eigensinn getreu,
Flieht Adelheid so gar der Ehe Schatten;
Doch liefert ihr und ihrer Gleibnerei
Der zwolfte Tag den sehnsuchtvollen Gatten.
Der Fluchtling selbst, den die Gewalt verbannt,
Erhalt zwar oft der Ruckkunft Recht und Glucke;
Doch sieht er dann sein offnes Vaterland
Mit mindrer Lust, als Henrich ihre Blicke.

Es kann die Welt, tragt er romanisch vor,
Der Sonne nicht, der Schonen nicht entbehren:
Verhullst denn du in einen Trauerflor,
Was wurdig ist, sich Menschen aufzuklaren?
Das war galant, schlau wie ein Lobgedicht,
Und fuhrte bald zu ausgeschmuckten Satzen:
Allein umsonst. Ihn irrt, ihm widerspricht
Der Zahren Witz, die ihre Wangen netzen.

Henrich.

Du weinst! warum?

Adelheid.

Jungst sagtest du, mir traumt.
Ach! du hast Recht, auch wann du mich betrubest.
Was ich verlang’, ist freilich ungereimt;
Doch desto mehr bezeugt es, dab du liebest.
Der Even Reiz zwang ihren armen Mann,
So Paradies als Leben zu verschmahen
Ich spreche dich nur um zwolf Faden an;
Zwolf Faden nur weib ich nicht zu erflehen.
Gleichgiltiger! dein Herz entlarvt sich mir,
So sehr es auch die Reden noch verhehlen:
An Dankbarkeit, an Liebe mub es dir,
Wo nicht, mir selbst, fur dich, an Schonheit fehlen.

Sie knirscht bethrant, kehrt sich von ihm zuruck,
Und zeigt den Ernst gebietrischer Gedanken.
Kein Wort versohnt ihr Aug’ und ihren Blick:
Ihr Auge droht, und ihre Blicke zanken.
Er schweigt, und sinnt, neigt, und entfernet sich,
Und denkt, die Frau mibbrauchet ihre Gaben;
Ihr Grillenfang ist mehr als lacherlich;
Die Rednerin will mich zum Besten haben.
Das geht zu weit: die Absicht merk’ ich schon.
Doch ich bin Herr; mich mub man so nicht trillen.
Man lasse nicht, das lehrt uns Sirachs Sohn,
Dem Wasser Raum, dem Weibe seinen Willen.

Indem ihn nun der Eifer ubernahm,
Hort er nicht auf, sein Schicksal zu verfluchen,
Als ungefahr die Schwiegermutter kam,
Frau Hildegard, die Tochter zu besuchen.
Ihr macht er bald der Tochter Streich bekannt.
Sie soll, spricht er, noch heute mit uns speisen:
Und kitzelt sie der edle Wittwenstand,
So kann ihr Kind schon morgen von mir reisen.

Die Alte stutzt, sinkt fast in Ohnmacht hin,
Und sagt zuletzt: Man wird sie schon bewegen;
In diesem Zwist dien’ ich zur Mittlerin,
Und gebe dann dem Frieden meinen Segen.
O schlimme Zeit! Wer hatte das gedacht
Von solchem Paar, und solchen gleichen Sitten!
Sie spricht ihr zu; doch mutterlicher Macht
Ward nie so schon von Tochtern widerstritten.

Die wirft die Schuld auf ihren Mann allein;
Sie werd’ ein Spott fur beiderlei Geschlechte,
Er weigre sich, schwach, und ihr gleich zu sein:
(So schimpft ein Weib der Mann, der Ungerechte!)
Was hab’ er wol, da sie ihn so verehrt,
Mit seinem Sumpf, mit seiner Wette wollen,
Als dab sie sich, durch Sicherheit bethort,
Vor aller Welt recht sehr vergehen sollen?
Ist, fahrt sie fort, mein Henrich nun ein Held
In aller List, die Even zu berucken,
So lass’ er sie dem Hohn nicht ausgestellt,
So lern’ er sich in Adams Rolle schicken.
Er halte nur sein stolzes Siegesmahl:
Ich faste heut’; er wird es mir vergeben.
Doch weil er mir zu reisen anbefahl,
So reis’ ich gern, und eil’ in’s Klosterleben.
Was denken sie? Dem Falschen schreib’ ich noch.
Verdienet er dieb letzte Freundschaftszeichen?
Ich hin zu weich… Sie selber werden doch
Ohn’ Aufschub ihm dieb Schreiben uberreichen:
“Gestrenger Herr, die Scheidung geh’ ich ein;
Doch Schonern nur gonn’ ich, was ich besessen.
Sie leben wohl! Das Kloster wartet mein;
Ich kann die Welt, ach konnt’ ich Sie vergessen!”

Sie bringt den Brief, und klagt, wie ihr Bemuhn
Genug versucht, allein vergeblich worden.
Es war bei ihm der Bruder Colestin,
Ein guter Monch vom Franciscanerorden,
Ein Beichtiger, der, wider andrer Art,
Das Kloster halb, die Weiber ganz regieret,
Dem Hildegard vertraulich offenbart,
Was Adelheid zur Bub’ und Zelle fuhret.

O, ruft er aus, wie glucklich ist ihr Kind!
Gewib, sie weiht sich meiner Seelenpflege.
Ich wette drauf… Wie unerforschlich sind,
Wie wunderbar der weisen Schickung Wege!
Der Sunde Bild, ein unflathvoller Sumpf,
Veranlabt sie zu ihrer frommen Rache.
Dem Heiligen dient dieses zum Triumph:
Den Pfuhl nenn’ ich die Sanct-Franciscus-Lache.

Der Lehrer spricht, die Alte horcht, und keicht,
Der Mann entwischt, vertieft in Sorg’ und Fehde,
Und, als er kaum sein Cabinet erreicht,
So halt er dort sich diese schone Rede:

Die meinen Kub verschwenderisch vergilt,
Wie will mich die, wie kann ich sie, verlieren?
Das schone Weib! Hier hab’ ich noch ihr Bild,
Das gab sie mir, abwesend mich zu ruhren.
Dieb Bild ist ihr in jedem Vorzug gleich,
An Freundlichkeit, an Jugend, an Vergnugen.
So lachelt sie: so schlau, so feuerreich
Sind Aug’ und Blick, und so gewib zu siegen.
Wie ist ihr Witz so ahnlich der Gestalt,
Schon ohne Kunst, die Freude muntrer Herzen!
Hab’ ich allein die traurige Gewalt,
Den schweren Stolz, das alles zu verscherzen?
Uns Manner schimpft, was Adelheide bat.
Hilft falscher Ruhm? entehret falsche Schande?
Wird Mannern hier das Spinnen zum Verrath,
Und schadet es dem deutschen Vaterlande?
Die Einfalt macht, dab landlich sittlich heibt.
Ein weiser Mann ist Schopfer seiner Sitten;
Und immer hat ein unerschrockner Geist
Dem Wahn getrotzt, das Vorurtheil bestritten.
Aegypten war die Zuflucht der Vernunft,
Wo Griechen selbst, als Weisheitschuler, lebten,
Und weib man nicht, dab dort der Weiber Zunft
Geschafte trieb, und ihre Manner webten?
Zu meinem Gluck ist mir mein Evgen gut:
Sie hat mir ja nichts Schweres aufgeladen.
Es hatte mir ein Weib von stolzerm Muth
Leicht auferlegt, im Schlamme mich zu baden.
Am Manzanar mubt ich jetzt ritterlich,
Zu ihrem Ruhm, mit Rittern mich zerfetzen,
Und liebe selbst, so wie ein Roderich,
Den starksten Stier auf meine Lanze hetzen.
Ich spinne nur, und selbst Alcides spann.
Fur diesesmal will ich die Sache glauben.
Der war doch auch ein braver Edelmann,
Und lieb sich nie von alten Junkern schrauben.
Es sei gewagt! Es mag der Leute Wahn
Mir immerhin die Klugheit aberkennen,
Und, wann er will, mich den geneckten Hahn,
Den guten Mann, den neuen Adam nennen!
Damit ihr Scherz sich nicht unleidlich macht,
Lach ich zuerst, ihm selbst zuvorzukommen,
Weil man nicht lang um ein Verfahren lacht,
Wenn der nur lacht, der solches vorgenommen.
Geliebte Frau, die Trennung unterbleibt.
Mir wehrt mein Herz, dir Seufzer abzupressen.
Wie schmeichelt mir, was deine Treue schreibt:
“Ich kann die Welt, ach konnt’ ich Sie vergessen!”

Er eilt zuruck, und schwort der Hildegard,
Es soll ihm nun die Wittwe nicht entfliehen:
Er sei bereit, in ihrer Gegenwart,
Der Adelheid Befehle zu vollziehen.

Sie saumen nicht, und gehn in ihr Gebiet.
Sie schlagt, entstellt, die schonen Augen nieder.
Sobald sie ihn vor ihrem Rocken sieht,
Erholt sie sich, blickt auf, und lachelt wieder.
Die Liebe lenkt, unsichtbar, seine Hand,
Sie zahlt mit ihm die Faden, die sie spinnen;
Und, als sich nun der zwolfte Faden wand,
Kommt Adelheid, und ihre Thranen rinnen.

Sie bricht ihn ab. Noch weinet sie vor Lust,
Als Henrich ihr den schlanken Leib umschlinget,
Und wiederum der lang’ entbehrten Brust
Mit Ungeduld der Ehe Weihkub bringet.
Beglucktes Paar! So vieler Freuden Zahl
Merkt kaum der Neid, und hofft kaum das Verlangen.
So haben sich, nach uberstandner Qual,
Die Pamela und ihr Gemahl umfangen.

Sie spricht: Mein Herr, was du fur mich gewagt,
Beschamt dich nie: ich schwor’ es bei der Liebe.
Es zeigt dein Herz, das sich dem Wahn versagt,
Voll Grobmuth ist, und wurdig edler Triebe.
Die meisten druckt der Klugler Vormundschaft,
Bis an den Tod, mit meisternden Geschwatzen:
Mein freier Mann wird Mannern tadelhaft,
Der Weiber Ruf in Sicherheit zu setzen.
Nur dies Gespinst soll mir ein Reichthum sein.
Dies Pfand der Gunst will ich mit Gold umwinden.
Du wirst es stets, an einem Edelstein,
Auf meiner Brust, in Liebesknoten finden.

Die Rede flob mit froher Hurtigkeit.
Der finstre Boy wird eilends abgenommen.
Sie fordert gleich den Schmuck, das Hochzeitkleid,
Vor ihren Mann, als eine Braut, zu kommen.
Ihm, dessen Herz von gleicher Sehnsucht brennt,
Vergeht die Furcht, dab man sie hohnisch richte;
Doch schreibet er an Schalke, die er kennt,
Von beider Fall, recht sinnreich, die Geschichte;
Doch nicht so schon, als Bodmer sie erzahlt,
Der malerisch, stark oder scherzhaft, denket,
Und, wenn ihn hier das Nachbild oft verfehlt,
Vielleicht aus Gunst mir Schuld und Bube schenket.

Noch taglich siegt der Schonen Eigensinn.
Der Liebe war die Blindheit immer eigen,
Daher man ihr, zur steten Fuhrerin,
Die Thorheit gab. Auch Henrich kann’s bezeugen.

Er schrieb zugleich: Hatt’ einer Recht und Witz,
Das erste Paar in ihnen zu belachen,
So lad’ er ihn auf seinen Rittersitz,
Gemeinschaftlich sich diese Lust zu machen.

Ein jeder Mann, der dies erfuhr, befand,
Man muss’ jetzt ihn fur Adams Sohn erkennen.
Ein jedes Weib, und Grimmhild selbst, gestand,
Man musse sie der Even Tochter nennen.

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Adelheid und Henrich, oder die neue Eva und der neue Adam (III) - FRIEDRICH VON HAGEDORN