Українська та зарубіжна поезія

Вірші на українській мові






Der Tod kennt den Weg

Welche Fulle auf den Baumen,
Welch ein Segen auf der Flur!
Welche bacchantsches Überschaumen
Der verschwendrischen Natur!
Lagern kann man jetzt auf Rosen
Und, mit Rebenlaub gekront,
Bei den vollen Bechern kosen,
Bis man selbst die Gotter hohnt.

Aber unter dieser Blaue,
Die man nie noch schoner sah,
Steht der Mensch, der selten scheue,
Stumm und ohne Jubel da.
Keiner leert die Weinbehalter,
Deren man doch bald bedarf,
Keiner tritt und fegt die Kelter,
Keiner macht die Sichel scharf.

Scheltet sie mir nicht! Sie haben
Stets den Spaten in der Hand,
Um die Bruder zu begraben,
Die erstickt der Sonnenbrand.
Ihre Zahl wird taglich kleiner,
Weil die Traube doppelt lebt,
Und es bleibt vielleicht nicht einer,
Der im Herbst den Becher hebt.

Einer doch! Am Meeresstrande
Ragt gebietrisch-stolz ein Schlob
Hoch herab vom Felsenrande,
Überm Haupt ein Palmensprob.
Hinter diesen steilen Mauern,
Die noch nie ein Feind bedroht,
Kann man alles uberdauern,
Alles, auch den schwarzen Tod.

Auf dem Turme steht ein Wachter,
Dessen Stimme weit erklingt,
Auf der Zinne geht ein Fechter,
Dessen Pfeil Verderben bringt.
Jeden Wandrer weist der Spaher
Gleich zuruck mit lautem Schall,
Kommt er dennoch nach und naher,
Bringt ihn flugs der Schutz zum Fall.

Aber unten thront im Saale
Der gefurchtete Baron;
Bei dem funkelnden Pokale
Spricht er allen Schrecken Hohn.
Labt sie sterben und verderben,
Trifft nur uns kein boser Hauch,
Ich ernenne mich zum Erben,
War’s der ganzen Erde auch!

Sein Gemahl, ihm gegenuber,
Wird bei dieser Rede bleich,
Auch die Kammrer blicken truber,
Doch er trinkt und lacht zugleich.
“Unser Schlob ist, was vor Zeiten
Einst die Arche Noah war.
Ich und du, wir beide schreiten
Bald heraus als letztes Paar.”

Sie erhebt die weiben Hande,
Doch er schenkt sich wieder ein:
“Geht die alte Welt zu Ende,
Wird die neue schoner sein!
Jedes Madchen wird dir gleichen,
Die du aller Krone bist,
Und kein Mann wird mehr erbleichen,
Der von meinem Blute ist!”

Da erschallt ein starkes Drohnen!
Ja, man pocht am Tor mit Kraft.
Und, wie konnt’ es sonst so tonen,
Mit dem schwersten Lanzenschaft.
Ist es moglich, dab der Sklave
Auf dem Turm so schlafrig wacht?
“Bringt ihn her, dab seine Strafe
Alle andern munter macht!”

In den Augen dunkle Flammen,
Springt er auf und schwingt das Schwert.
“Nein, ich hau’ ihn nicht zusammen” –
Schwort er dann – “er ist’ nicht wert!
Selbst soll er vom Turm sich sturzen,
Und vor meinem Angesicht,
Ihm die Todesangst zu kurzen,
War’ zu viel fur diesen Wicht.”

Und er fliegt die steilen Stufen
Vor dem Diener noch empor,
Der, mit Hast zuruckgerufen,
Fast den sichren Tritt verlor.
Ungewohnt der Schwindelpfade,
Klimmt die Schwangere ihm nach,
Doch umsonst erfleht sie Gnade,
Ihre Stimme ist zu schwach.

Aber, eh’ sie selbst die Platte
Halb erreichte, kehrt er um,
Und der Blick, der jetzt so matte,
Seiner Augen schreckt sie stumm.
“Ist das Grabliche geschehen -“
Ruft sie wild – “so fluch’ ich dir!”
“Still, wir mussen weiter gehen,
Denn der schwarze Tod ist hier.”

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Der Tod kennt den Weg - FRIEDRICH HEBBEL