Українська та зарубіжна поезія

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An Ebert

Ebert, mich scheucht ein truber Gedanke vom blinkenden Weine
Tief in die Melancholey!
Ach du redest umsonst, vordem gewaltiges Kelchglas,
Heitre Gedanken mir zu!
Weggehn mub ich, und weinen! vielleicht, dab die lindernde Thrane
Meinen Gram mir verweint.
Lindernde Thranen, euch gab die Natur dem menschlichen Elend
Weis’ als Gesellinnen zu.
Waret ihr nicht, und konnte der Mensch sein Leiden nicht weinen;
Ach! wie ertrug’ er es da!
Weggehn mub ich, und weinen! Mein schwermuthsvoller Gedanke
Bebt noch gewaltig in mir.
Ebert! sind sie nun alle dahin! deckt unsere Freunde
Alle die heilige Gruft;
Und sind wir, zween Einsame, dann von allen noch ubrig!
Ebert! verstummst du nicht hier?
Sieht dein Auge nicht trub’ um sich her, nicht starr ohne Seele?
So erstarb auch mein Blick!
So erbebt’ ich, als mich von allen Gedanken der bangste
Donnernd das erstemal traf!
Wie du einen Wanderer, der, zueilend der Gattin,
Und dem gebildeten Sohn,
Und der bluhenden Tochter, nach ihrer Umarmung schon hinweint,
Du den, Donner, ereilst,
Todtend ihn fassest, und ihm das Gebein zu fallendem Staube
Machst, triumphirend alsdann
Wieder die hohe Wolke durchwandelst; so traf der Gedanke
Meinen erschutterten Geist,
Dab mein Auge sich dunkel verlor, und das bebende Knie mir
Kraftlos zittert’, und sank.
Ach, in schweigender Nacht, ging mir die Todtenerscheinung,
Unsre Freunde, vorbey!
Ach in schweigender Nacht erblickt’ ich die offenen Graber,
Und der Unsterblichen Schaar!
Wenn mir nicht mehr das Auge des zartlichen Giseke lachelt!
Wenn, von der Radikin fern,
Unser redlicher Cramer verwest! wenn Gartner, wenn Rabner
Nicht sokratisch mehr spricht!
Wenn in des edelmuthigen Gellert harmonischem Leben
Jede Saite verstummt!
Wenn, nun uber der Gruft, der freye gesellige Rothe
Freudegenossen sich wahlt!
Wenn der erfindende Schlegel aus einer langern Verbannung
Keinem Freunde mehr schreibt!
Wenn in meines geliebtesten Schmidts Umarmung mein Auge
Nicht mehr Zartlichkeit weint!
Wenn sich unser Vater zur Ruh, sich Hagedorn hinlegt;
Ebert, was sind wir alsdann,
Wir Geweihten des Schmerzes, die hier ein truberes Schicksal
Langer, als Alle sie lieb?
Stirbt dann auch einer von uns; (mich reibt mein banger Gedanke
Immer nachtlicher fort!)
Stirbt dann auch Einer von uns, und bleibt nur Einer noch ubrig;
Bin der Eine dann ich;
Hat mich dann auch die schon geliebt, die kunftig mich liebet,
Ruht auch sie in der Gruft;
Bin dann ich der Einsame, bin allein auf der Erde:
Wirst du, ewiger Geist,
Seele zur Freundschaft erschaffen, du dann die leeren Tage
Sehn, und fuhlend noch seyn?
Oder wirst du betaubt zu Nachten sie wahnen und schlummern,
Und gedankenlos ruhn?
Aber du konntest ja auch erwachen, dein Elend zu fuhlen,
Leidender, ewiger Geist.
Rufe, wenn du erwachst, das Bild von dem Grabe der Freunde,
Das nur rufe zuruck!
O ihr Graber der Todten! ihr Graber meiner Entschlafnen!
Warum liegt ihr zerstreut?
Warum lieget ihr nicht in bluhenden Thalen beysammen?
Oder in Hainen vereint?
Leitet den sterbenden Greis! Ich will mit wankendem Fube
Gehn, auf jegliches Grab
Eine Zypresse pflanzen, die noch nicht schattenden Baume
Fur die Enkel erziehn,
Oft in der Nacht auf biegsamen Wipfeln die himlische Bildung
Meiner Unsterblichen sehn,
Zitternd gen Himmel erheben mein Haupt, und weinen, und sterben!
Senket den Todten dann ein
Bey dem Grabe, bey dem er starb! nim dann, o Verwesung!
Meine Thranen, und mich!
Finstrer Gedanke, lab ab! lab ab in die Seele zu donnern!
Wie die Ewigkeit ernst,
Furchtbar, wie das Gericht, lab ab! die verstummende Seele
Fabt dich, Gedanke, nicht mehr!

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An Ebert - FRIEDRICH GOTTLIEB KLOPSTOCK