Der Blitzzug
Quer durch Europa von Westen nach Osten
Ruttert und rattert die Bahnmelodie.
Gilt es die Seligkeit schneller zu kosten?
Kommt er zu spat an im Himmelslogis?
Fortfortfortfortfortfort drehn sich die Rader
Rasend dahin auf dem Schienengeader,
Rauch ist der Bestie verschwindender Schweif,
Schaffnerpfiff, Lokomotivengepfeif.
Lander verfliegen und Stadte versinken,
Stunden und Tage verflattern im Flug,
Taler und Berge, vorbei, wenn sie winken,
Traumbilder, Sehnsucht und Sinnenbetrug.
Mondschein und Sonne, noch einmal die Sterne,
Bald ist erreicht die begluckende Ferne,
Dammerung, Abend und Nebel und Nacht,
Sturmisch erwartet, was gluhend gedacht.
Dammerung senkt sich allmahlich wie Gaze,
Schon hat die Venus die Wache gestellt.
Nur noch ein Stundchen! Dann nimmt sich die Strabe,
Trennt, was sich hier aneinander gesellt:
Reiche Familien, Bankiers, Kavaliere,
Landrat, Gelehrter, ein Prinz, Offiziere,
“Damen und Herren”, ein Dichter im Schwarm,
Liebliche Kinder mit Spielzeug im Arm.
Nun ist das Dunkel damonisch gewachsen,
In den Coupes brennt die Gasflamme schon,
Fortfortfortfortfortfort, gluhende Achsen,
Schrillt ein Signal, klingt ein wimmernder Ton?
Fortfortfortfortfortfort, steht an der Kurve,
Steht da der Tod mit der Bombe zum Wurfe?
Halthalthalthalthalthalthalthalthaltein –
Ein andrer Zug fahrt mitten hinein.
Folgenden Tags, unter Trummern verloren,
Finden sich zwischen verkohltem Gebein,
Finden sich schuttuberschuttet zwei Sporen,
Brennscheren, Uhren, ein Aktienschein,
Geld, ein Gedichtbuch: “Seraphische Tone”,
Ringe, ein Notenblatt: “Meiner Camone”,
Endlich ein Puppchen, im Bettchen verbrannt,
Dem war ein Eselchen vorgespannt.