Aus der Kinderzeit
In alten Briefen sab ich heut’ vergraben,
Als einer plotzlich in die Hand mir fiel,
Auf dem die Jahresziffer mich erschreckte,
So lange war es her, so lange schon.
Die Schrift stand grob und klein und glatt und kraus
Und reichlich untermischt mit Tintenklecksen:
“Mein lieber Fritz, die Baume sind nun kahl,
Wir spielen nicht mehr Rauber und Soldat,
Turk hat das rechte Vorderbein gebrochen,
Und Tante Hannchen hat noch immer Zahnweh,
Papa ist auf die Huhnerjagd gegangen.
Ich weib nichts mehr. Mir geht es gut.
Schreib’ bald und bleibe recht gesund.
Dein Freund und Vetter Siegesmund…”
“Die Baume sind nun kahl”, das herbe Wort
Lieb mich die Briefe still zusammenlegen,
Gab Hut und Handschuh mir und Rock und Stock,
Und drangte mich hinaus in meine Haide.
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