Українська та зарубіжна поезія

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Trauer-Ode, beim Absterben seiner geliebten Mariane

Soll ich von deinem Tode singen?
O Mariane! welch ein Lied,
Wann Seufzer mit den Worten ringen
Und ein Begriff den andern flieht!
Die Lust, die ich an dir empfunden,
Vergrobert jetzund meine Noth;
Ich offne meines Herzens Wunden
Und fuhle nochmals deinen Tod.

Doch meine Liebe war zu heftig,
Und du verdienst sie allzuwohl,
Dein Bild bleibt in mir viel zu kraftig,
Als dab ich von dir schweigen soll.
Es wird, im Ausdruck meiner Liebe,
Mir etwas meines Gluckes neu,
Als wann von dir mir etwas bliebe,
Ein zartlich Abbild unsrer Treu!

Nicht Reden, die der Witz gebieret,
Nicht Dichter-Klagen fang ich an;
Nur Seufzer, die ein Herz verlieret,
Wann es sein Leid nicht fassen kann.
Ja, meine Seele will ich schildern,
Von Lieb und Traurigkeit verwirrt,
Wie sie, ergotzt an Trauer-Bildern,
In Kummer-Labyrinthen irrt!

Ich seh dich noch, wie du erblasstest,
Wie ich verzweiflend zu dir trat,
Wie du die letzten Krafte fasstest,
Um noch ein Wort, das ich erbat.
O Seele, voll der reinsten Triebe,
Wie angstig warst du fur mein Leid!
Dein letztes Wort war Huld und Liebe,
Dein letztes thun Gelassenheit.

Wo flieh ich hin? In diesen Thoren
Hat jeder Ort, was mich erschreckt!
Das Haus hier, wo ich dich verloren;
Der Tempel dort, der dich bedeckt;
Hier Kinder – ach! mein Blut mub lodern
Beim zarten Abdruck deiner Zier,
Wann sie dich stammelnd von mir fodern;
Wo flieh ich hin? ach! gern zu dir!

O soll mein Herz nicht um dich weinen?
Hier ist kein Freund dir nah als ich.
Wer rib dich aus dem Schob der deinen?
Du liebest sie und wahltest mich.
Dein Vaterland, dein Recht zum Glucke,
Das dein Verdienst und Blut dir gab,
Die sinds, wovon ich dich entrucke;
Wohin zu eilen? in dein Grab!

Dort in den bittern Abschieds-Stunden,
Wie deine Schwester an dir hieng,
Wie, mit dem Land gemach verschwunden,**
Sie unserm letzten Blick entgieng,
Sprachst du zu mir mit holder Gute,
Die mit gelassner Wehmuth stritt:
“Ich geh mit ruhigem Gemute,
Was fehlt mir? Haller kommt ja mit!”

Wie kann ich ohne Thranen denken
An jenen Tag, der dich mir gab!
Noch jetzt mischt Lust sich mit dem kranken,
Entzuckung lost mit Wehmuth ab.
Wie zartlich war dein Herz im lieben,
Das Schonheit, Stand und Gut vergab,
Und mich allein nach meinen Trieben
Und nicht nach meinem Glucke mab.

Wie bald verliebest du die Jugend
Und flohst die Welt, um mein zu sein;
Du miedst den Weg gemeiner Tugend
Und warest schon fur mich allein.
Dein Herz hieng ganz an meinem Herzen
Und sorgte nicht fur dein Geschick;
Voll Angst bei meinem kleinsten Schmerzen,
Entzuckt auf einen frohen Blick.

Ein nie am eiteln fester Wille,
Der sich nach Gottes Fugung bog;
Vergnuglichkeit und sanfte Stille,
Die weder Gluck noch Leid bewog;
Ein Vorbild kluger Zucht an Kindern,
Ein ohne Blindheit zartes Herz;
Ein Herz, gemacht mein Leid zu mindern,
War meine Lust und ist mein Schmerz.

Ach! herzlich hab ich dich geliebet,
Weit mehr als ich dir kund gemacht,
Mehr als die Welt mir Glauben giebet,
Mehr als ich selbst vorhin gedacht.
Wie oft, wann ich dich innigst kusste,
Erzitterte mein Herz und sprach:
“Wie? wann ich sie verlassen musste!”
Und heimlich folgten Thranen nach.

Ja, mein Betrubnib soll noch wahren,
Wann schon die Zeit die Thranen hemmt;
Das Herz kennt andre Arten Zahren,
Als die die Wangen uberschwemmt.
Die erste Liebe meiner Jugend,
Ein innig Denkmal deiner Huld,
Und die Verehrung deiner Tugend
Sind meines Herzens state Schuld.

Im dicksten Wald, bei finstern Buchen,
Wo niemand meine Klagen hort,
Will ich dein holdes Bildnib suchen,
Wo niemand mein Gedachtnib stort.
Ich will dich sehen, wie du giengest,
Wie traurig, wann ich Abschied nahm!
Wie zartlich, wann du mich umfiengest,
Wie freudig, wann ich wiederkam!

Auch in des Himmels tiefer Ferne
Will ich im dunkeln nach dir sehn
Und forschen, weiter als die Sterne,
Die unter deinen Fuben drehn.
Dort wird an dir die Unschuld glanzen
Vom Licht verklarter Wissenschaft;
Dort schwingt sich aus den alten Granzen
Der Seele neu entbundne Kraft!

Dort lernst du Gottes Licht gewohnen,
Sein Rath wird Seligkeit fur dich;
Du mischest mit der Engel Tonen
Dein Lied und ein Gebet fur mich.
Du lernst den Nutzen meines leidens,
Gott schlagt des Schicksals Buch dir auf;
Dort steht die Absicht unsers scheidens
Und mein bestimmter Lebenslauf.

Vollkommenste! die ich auf Erden
So stark und doch nicht gnug geliebt!
Wie liebens-wurdig wirst du werden,
Nun dich ein himmlisch Licht umgiebt.
Mich uberfallt ein brunstigs hoffen,
O! sprich zu meinem Wunsch nicht nein!
O! halt die Arme fur mich offen!
Ich eile, ewig dein zu sein!

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Trauer-Ode, beim Absterben seiner geliebten Mariane - ALBRECHT VON HALLER