Vom Jungling Sangesmuth
Es zog ein Jungling Sangesmuth
Wohl uber Berg und Thal,
Sein Herz war stolz, sein Sinnen gut,
Er liebte die Menschen zumal.
Eichen, Rosen, Veilchen,
Warte noch ein Weilchen.
Da kam er vor ein Konigsschlob,
Die Laute in der Hand,
Wo manche stille Thrane flob
Herum im weiten Land.
Eichen, Rosen, Veilchen,
Warte noch ein Weilchen.
Der Konig hat ihn kaum erschaut,
Rief er ihn vor den Thron:
Nun singe mir von deiner Braut,
Von der Liebe subem Lohn!
Eichen, Rosen, Veilchen,
Warte noch ein Weilchen.
Die Freiheit, das ist meine Braut,
Herr Konig auf dem Thron!
Die Menschen lieb’ ich, Menschengluck
Ist meiner Liebe Lohn.
Eichen, Rosen, Veilchen.
Warte noch ein Weilchen.
Der Konig warf ihn in den Thurm:
Da singe Freiheitssang!
Da sei dir Horer Krot’ und Wurm
Dein ganzes Leben lang!
Eichen, Rosen, Veilchen,
Warte noch ein Weilchen.
Wie ist das Land umher so grun,
Wie rauscht der Eichenwald!
Wie duftig hier die Blumen bluhn,
Wie froher Sang erschallt!
Eichen, Rosen, Veilchen,
Warte noch ein Weilchen.
Wo’s duftig bluht, wo’s frohlich schallt,
Da stand ein Konigsschlob;
Da war es finster rings und kalt,
Und manche Thrane flob.
Eichen, Rosen, Veilchen,
Warte noch ein Weilchen.
Jetzt ist es hier so schon, so schon,
Als war’ es immer Mai!
Jetzt sind in Thalern und auf Hohn
Die Menschen froh und frei!
Eichen, Rosen, Veilchen,
Warte nur ein Weilchen.