Die Rose
Ich habe den Traum der Rose belauscht,
der keusch vom kuhlen Duft umspruht
aus ihrer Blumenseele gluht;
ich hab ihn mit allen Sinnen belauscht
und mich berauscht.
Vom Sonnenstrahl hat sie getraumt,
der Tags in ihren Adern gahrt,
sie Nachts mit Tau und Mondlicht nahrt,
der wild fur sie durchs Lufhneer schaumt,
damit sie traumt.
Doch von dem Goldkafer weib sie nicht,
der muhsam ihren Kelch erklimmt,
von ihrem Duft-betaubt sich krummt,
den ihre rote Glut ersticht;
sie achtet’s nicht.
So prangt die Rose in keuscher Pracht
und freut sich ihrer Glut und lacht:
Ich habe die herrlichste Seele, Ich,
ich bin die Konigin sicherlich
von meinen Blumenschwestern!
Und stahlblau kommt ein Falter geschwirrt
der ihr von Liebe surrt und girrt.
Dem haucht sie gnadig zu: lab ab,
,sonst wird mein gluhender Schoob dein Grab,
ich bin die Braut des Lichtes!
Doch als der dritte Mittag kam,
seit ich den Traum der Rose vernahm,
da hing ihr konigliches Haupt
im Sonnenglanz gebeugt, verstaubt,
vom heiben Licht erstochen.