Da geht ein alter Schafer
Gedicht von Max Dauthendey
Da geht ein alter Schafer,
Sieht ohne Grub die Welt,
Gebuckt tief wie ein Schlafer,
Der schlafend Reden halt.
Sein Hund fallt mit Gekeife
Die kleinste Fliege an.
Der Schafer kaut die Pfeife
Und stolpert stumm bergan.
Die Schafe fliehn und jagen,
Der Berg gibt Bodenlaut,
Der Schafer konnt’ ihn fragen.
Nur zwein allein vertraut
Der Berg, was er gesprochen,
Dem Schafer und den Schnecken,
Die ihm am Rucken krochen.
Doch eh’ von Lippenrunzeln
Des Schafers Frage will,
Da mubt’ der Berg erst schmunzeln,
Drum schweigen beide still.
Sie wissen, was sie wissen:
Manch Ding lebt noch im Tod,
Ists Herz grau und zerschlissen,
Macht’s seine Rede rot.
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