An die Deutsche Nation
Der blinden Venus Werck, die susse Gisst zu lieben,
Und schone Zauberey, in dieses Buch geschrieben,
Nimb erstlich an von mir, du werthes Vatterland;
Nimb an der Liebe Sach’ als meiner Liebe Pfand.
Mein Sinn floch uber hoch: ich wolte dir vermelden
Durch Kunst der Poesie den Lauff der grossen Helden,
Die sich vor dieser Zeit den Romern wiedersetzt
Und in dem stoltzen Blut’ ihr scharpffes Schwerd genetzt:
Apollo nahm mich an in seine Gunst und Holde,
Vulcanus hatte schon gemacht von gutem Golde
Die Feder meiner Faust; ich war nun gantz bereit
Mit meines Geistes Frucht zu brechen durch die Zeit.
Da kam der Venus Kind, bracht’ einen Krantz von Myrten
Vor meine Lorbeerkron’, und stieb mich zu den Hirten
In einen grunen Wald, wieb auff ein schones Bildt;
Die edle Nymph’ hat mir Gemut’ und Sinn erfullt.
In ihren Augen hab ich alles dieses funden,
Was ich mich in dib Buch zu schreiben unterwunden:
Das irrdische Gestirn’ hat meinen hohen Geist
In dieses enge Meer der Eitelkeit geweist.
In dieses enge Meer, auff welchem meine Sinnen
Nicht als von Freundligkeit und Liebe dencken konnen,
Von Lieb’ und Freundligkeit; die bittersusse Pein
Die muste mir anstatt der Heldenthaten seyn.
Ich thue, Asterie, nach deinem Wolbehagen,
Und will dein hohes Lob bib an die Sternen tragen;
So weit der Deutschen Red’ und Tugend ist bekandt,
Soll auch dein’ Ehr’ und Preib durchdringen alles Landt.
O hohe werthe Seel’, in Weibheit auberkohren,
Zum Spiegel weiblicher Vollkommenheit gebohren,
Sey mir mit deiner Gunst und treuen Huld bereit;
Komm, komm und lab uns gehn den Weg der Ewigkeit.
Du Deutsche Nation, voll Freyheit, Ehr’ und Tugend
Nimb an dib kleine Buch, die Fruchte meiner Jugend,
Bib dab ich hoher steig’ und deiner Thaten Zahl
Werd’ unablassiglich verkunden uberall.
Dib Buch ist mein Beginn in Lieb und auch das Ende;
Ein noch gelehrter Werck, zu dem ich jetzt mich wende,
Dab soll mehr als dib Buch so viel mal besser seyn,
Je besser Weibheit ist als Venus susse Pein.