Ein neues Lied
Ein neues Lied wir heben an,
Des wallt Gott, unser Herre,
Zu singen, was Gott hat getan
Zu seinem Lob und Ehre.
Zu Brussel in dem Niederland
Wohl durch zween junge Knaben
Hat er sein Wundermacht bekannt,
Die er mit seinen Gaben
So reichlich hat gezieret.
Der Erst recht wohl Johannes heibt
So reich an Gottes Hulden,
Sei Bruder Heinrich nach dem Geist,
Ein rechter Christ ohn Schulden.
Von dieser Welt geschieden sind,
Sie han die Kron erworben,
Recht wie die frummen Gotteskind
Fur sein Wort sind gestorben,
Sein Marter sind sie worden.
Der alte Feind sie fangen lieb,
Erschreckt sie lang mit Drauen,
Das Wort Gotts er sie leugne hieb,
Mit List auch wollt sie tauben.
Von Lowen der Sophisten viel,
Mit ihrer Kunst verloren,
Versammlet er zu diesem Spiel.
Der Geist macht sie zu Toren,
Sie kunnten nichts gewinnen.
Sie sungen sub, sie sungen saur,
Versuchten manche Listen,
Die Knaben standen wie ein Maur,
Verachten die Sophisten.
Den alten Feind das sehr verdrob,
Dab er war uberwunden
Von solchen Jungen, er so grob;
Er ward voll Zorn von Stunden,
Gedacht sie zu verbrennen.
Sie raubten ihn das Klosterkleid,
Die Weib sie ihn auch nahmen.
Die Knaben waren des bereit,
Sie sprachen frohlich Amen.
Sie dankten ihrem Vater Gott,
Dab sie los sollten werden
Des Teufels Larvenspiel und Spott,
Darin durch falsche Barden
Die Welt er gar betreuget.
Da schickt Gott durch sein Gnad also,
Dab sie recht Priester werden,
Sie selbst ihm mubten opfern do
Und gehn im Christusorden,
Der Welt ganz abgestorben sein,
Die Heuchelei ablegen,
Zum Himmel kommen frei und rein,
Die Moncherei aussegen
Und Menschentand hie lassen.
Man schrieb ihn vor ein Brieflein klein,
Das hieb man sie selbst lesen.
Die Stuck sie zeichten alle drein,
Was ihr Glaub war gewesen.
Der hochste Irrtum dieser war:
Man mub allein Gott glauben,
Der Mensch leugt und treugt immerdar,
Dem soll man nichts vertrauen.
Des mubten sie verbrennen.
Zwei grobe Feur sie zundten an,
Die Knaben sie her brachten.
Es nahm grob Wunder jedermann,
Dab sie solch Pein verachten.
Mit Freuden sie sich gaben drein,
Mit Gottes Lob und Singen.
Der Mut war den Sophisten klein
Vor diesen neuen Dingen,
Da sich Gott lieb so merken.
Noch lassen sie ihr Lugen nicht,
Den groben Mord zu schmucken.
Sie geben vor ein falsch Gedicht,
Ihr Gwissen tut sie drucken.
Die Heilgen Gotts auch nach dem Tod
Von ihn gelastert werden,
Sie sagen: In der letzten Not
Die Knaben noch auf Erben
Sie sollen han umkehret.
Die lab man lugen immerhin,
Sie habens kleinen Frommen.
Wir sollen danken Gott darin,
Sein Wort ist wiederkommen.
Der Sommer ist hart vor der Tur,
Der Winter ist vergangen,
Die zarten Blumlein gehn herfur;
Der das hat angefangen,
Der wird es wohl vollenden.
Der Schimmel sie nun gereuet hat,
Sie wolltens gern schon machen.
Sie durfen nicht ruhmen sich der Tat,
Sie bergen fast die Sachen.
Die Schand im Herzen beibet sie
Und klagens ihrn Genossen,
Doch kann der Geist nicht schweigen hie:
Des Abels Blut vergossen,
Es mub den Kain melden.
Die Aschen will nicht lassen ab,
Sie staubt in allen Landen.
Hie hilft kein Bach, Loch, Grub noch Grab,
Sie macht den Feind zuschanden.
Die er im Leben durch den Mord
Zu schweigen hat gedrungen,
Die mub er tot an allem Ort
Mit aller Stimm und Zungen
Gar frohlich lassen singen.