Українська та зарубіжна поезія

Вірші на українській мові






Geburt

Vor unsrer Geburt, in der grunen Sudsee platzte die Erde und das Wasser,
Tausend Menschen saben wie Schnecken auf groben Blattern in Hutten und versanken keuchend.
Vor Marseille fielen die roten Schiffe um, das Meer schlug vom Mond herab.
Die Dampfer schnurrten in den Abgrund, lacherliche Insekten.
Als wir geboren wurden, zog Feuer durch die Luft.
Die Schwarme des Feuers flogen um die Erde.
Wehe, wer nicht sehen wollte!
Tausend Menschen, stillhockende Schnecken, waren zu Staub zerplatzt.
Die Tage erblichen fur die gluhenden Abende.
Die Nachte schwangen rote Palmblattflammen uber Berlin,
Die Abende waren gelbe Tiere uber der Friedrichstrabe.
Berlin, aus spitzen Platzen, grauen Nebenstraben, quoll das Blau der Vulkane.
Die Frauen waren alle allein, die Manner reckten sich auf,
Die Schenkel liefen durch Berlin, heibe Haarberge bogen hoch.
Die Sonne ging immer unter. Die Abendstrahlen, heib, quollen aus den Mannern.
Die Hauser waren kalkig und bleich. Durch dunkle Zimmer wankte die Stadt, die Blinde.

Wir wurden geboren, Strahlenlicht kreiste abends uber unseren Mundern,
Grune Sudsafthugel hingen vom Mond uber uns;
Wir rissen unsere Augen von unserem Blut auf.
Der Himmel flog uber alle Straben der Stadt.
In der Vorstrabe aus Zaun und Stein wartete die grauhaarige Mauerdirne auf die Soldaten.
Wir wubten, dab es andere Lander gibt.
In moblierten Zimmern sannen russische Stirnen uber Bombenattentaten.
In den Varietes wurden die funf englischen Puppenmadchen geliebt.
Die Menschen sitzen in schwarzen Rocken, essen und werden alt.
Am grunen Kanalufer schleppt man Leichen auf den Asphalt.
Die hohlen Hauserwande waren lose und grau.
Kamerad, Sie liefen die Strabe auf und nieder, Sie waren blab vor dem heiligen Panoptikumsbau.

Aus dem mubigen Durchhaus der ganz Erwachsenen schoben frisch geschminkt weibe Weiber mit dicken Bauchen.
Reisende in alten Barten bebten betaubt vor Buchern und verklebten Photographien.
Druben: starre Inseln in Sonne, Baume auf gelbem Kies, Banke, selige Hotels.
Unter den Linden gingen die verschleierten Auslanderinnen mit den frierenden kleinen Hunden.
Kamerad, Sie liefen bleich tauchend bis zum Durchhaus, weihevoll.
Die Friedrichstrabe fiel zu Boden. Abendherzen im Strahl schwebten auf Nebengassen.

Die Luft stand mit Sternen in Ihnen, der Tag war noch hell.
Die Menschen waren dick und rauchten Zigarren.
Niemand sah Sie an.
Die Stadt schwebte, es war still im Abendbrand, die Hauser zerfielen unten.
Die Menschen gingen schwer.
Kamerad, Sie waren allein. Niemand hatte das Licht gesehen.
Um die Erde spruhte der sudliche Schweib des Vulkans.
Niemand sah. Berlin schmatzte rollend.

Es war nicht mehr Licht durch buntes Abendglas,
Nicht mehr Fackel wogen hinter Spielpapier:
Flammenschirme vom Himmel bogen um unseren Kopf.
Die Luft schmolz im langen Lichtwind ubers Feld,
Drunten lag der harte Sand rotlich wie getretener Mob.
Wir heulten ins Grune ubers Tempelhofer Feld.
Vor schwarzen Fensterschwarmen der schweibigen Hinterhauswande
Stieben wir unsere Flugdrachen hoch in die Windfarben und sogen den Glanz.
Berlin, Ihr dachtet an Geld.

O Kleinstadte der Welt, uber Euch tropften die Farben alle Abend, ehe Silber und Blau kam.
Kamerad, Ihr Jungenhaar zackte schwarze drohende Felsen uber den gepfeilten Brauen.
Sie habten den blassen Schimmel der schlaffen Hausdacher.
Wir kannten uns nicht.

Ich rannte gefrabig umher, blond unter Papierlaternen zum Larmplatz. Glaserne Lichterkranze. Greise Zauberclowns schrien in goldene Papp-Trompeten.
Ich nahm meine dunkle Schwester, zarte Knochel, in die feuchte Ringkampferbude.

Damals liebte ich sie so.
O waren wir ausgeruckt!
Wir saben in verdorrten Halbgarten. Soldaten tranken aus Bierseideln.
Wir sahen durch grune Stuhllehnen auf holzerne Karussells.
Vor alten Frauen in Wurfelzelten zerfransten sich gegossene Glasvasen.
Wir griffen unsere Hand zum letztenmal. Wir warteten.
O vielleicht stand das feurige Licht gleich an unserer Haut: uns allen!

O wir wubten alles. Die grune Farbe glanzte am Wirtshausstaket
(Einmal gab es wohl Zeiten, da grunten die Fruhlinge so fett).
Es war alles fur uns und fur die anderen gemacht,
Aber fruher waren die Tage dumpf und grau, und dies galt als Pracht.
Wir sahen uns an, hinter ihren Augen braun und im vierzehnten Jahr
Schwamm Hingabe, wie Blutstropfen rollte ihr Lacheln zum Hals, weil das neue Licht um uns war.

Die Buden kreischten, eine Tombola knarrt, rote Dienstmadchen traumen selig und taub,
Wir wubten, so war fruher ein Fest, bald stehn hier Hauser in steinernem Staub.
Warum sieht niemand das Licht? Um uns ist das Licht. Die Erde stobt leuchtende Brunnen empor,
Glutlocher im Himmel, brennende Riesenschornsteine von Glas, Lichtsturzstufen herab wie eines Wasserfalls strahlendes Rohr.
Wie Pilze klein verwittern grunliche Buden um Limonadenlicht und larmfarbenes Fruchte-Eis.

Wir beide waren spriebende Walder, wimmelnde Erdteile in Himmel und Licht, um unsere Glieder flob das helle Meer. Wir waren uns fremd. Wir wirbelten tief durch blaue Lichtkugeln im Kreis.
O neue Zeit! Zukunft! Preiselbeerrote Feierlichkeit! O Preis!

1 Star2 Stars3 Stars4 Stars5 Stars (1 votes, average: 5,00 out of 5)

Geburt - LUDWIG RUBINER