Die Ruine
Was da versammelt fur Herrlichkeit?
Was hat da verblutet fur Herzeleid?
Da ward aller Lust, allem Leide gerecht
Im Kommen und Gehen manch stolz’ Geschlecht
Vor alter Zeit!
Die Mauern, die oden, sie ragen weit,
Kein Hall mehr in ihnen von Lust noch Streit;
Die Chronik erzahlet wohl manche Mar’,
Die Steine verschweigen Nutz und Lehr’
Aus alter Zeit.
Und wenn dann dich, Wandrer, hinabgeleit’t
Die Wehmut ob menschlicher Nichtigkeit,
Bedenke, wie wenig an Frist vergeht,
So wird auch veroden die unsre Statt’
Gleich alter Zeit!
Der Ort, wo du liefest im Kinderpfaid,
Der Hain, wo du kubtest die erste Maid,
Der Saal, der einst Zechern das Echo gab,
Veroden, sowie auch dein Mal am Grab,
Alt deine Zeit!
Dann wallen wohl andre von Wegen weit
Den Statten zu unsrer Vergangenheit
Und seufzen, wie einst wir, aus banger Brust:
Wie sind wir der Sonne so kurz bewubt,
Wie keine Zeit!
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