Українська та зарубіжна поезія

Вірші на українській мові






Der Weise

Ein Narr, der ward der Frag’ nie wett,
Woher er denn das Leben hatt’?
Und was das Leben sei, des dacht’
Er manche kummervolle Nacht.
Da ging er einstens uber Land,
Ein Tier war’s erste, das ihm stand,
Er fragt das Tier: “Was ist denn Leben?”
“Ich kann dir keine Antwort geben,
Ich leb’ das Leben, weib es nicht,”
Da geht zum Menschen er und spricht:
“O sage du mir, was ist Leben?”
“Ich kann dir leine Antwort geben,
Kein Staubgeborner weib des Rat.”
Der Narr, er rafft sich auf zur That.
Er greift zu einem Zauberbuch,
Mit wildem Drau’n und wildem Fluch
Beschwort er einen Geist: “O, sage
Du Antwort mir auf meine Frage!”
Der Geist er haucht, der Geist er spricht –
Indes sein Nebelleib erbebt:
“Ich lebe selbst das Leben nicht,
Denn ich, ich werde nur gelebt!”
Da wendet wild der Narr das Blatt.
Ich bin jetzt der Geschopfe satt,
Ich schrei’ zu dir, du All, o, sage
Du Antwort mir auf meine Frage,
O, sage du mir, was ist Leben?
Du sollst, du mubt mir Antwort geben!”
Da krauselt’s wirre durchs Gemach,
Wie Wetterweh’n und Donnerkrach,
Wie Fruhlingssauseln, Blumenduft,
Wie Auferbluh’n und Moderduft,
Gestalten, scharf und klargerundet,
Gestalten, sanft und leichtverwischet,
Doch hier, was sonst getrennt sich kundet.
Im Sonn – und Mondenlicht vermischet,
Und eine Stimme spricht ihm leise:
“Ihr lebt mein Leben, sag’ ich dir
Und mehr nicht weib ich, als wie ihr!”
Da schwieg der Narr und wurde weise,
Denn weise sind seit alten Tagen
All’ jene, so nicht weiter fragen.

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Der Weise - LUDWIG ANZENGRUBER