In der Osternacht
Sub duftet und leise athmet
Drauben die Osternacht,
Ruhig traumen die Gassen,
Vom blauen Monde bewacht.
Die durren Zweige der Linde
Wiegen und schwanken im Wind,
Und durch die schauernden Lufte
Das Blut des Fruhlings rinnt.
Die Glocken tonen und lauten
Leise ins stille Gemach,
Sie lauten und rufen den Fruhling
Im klopfenden Busen wach.
Und von den Blattern der Bibel
Hebe ich traumend mein Haupt, –
Und schaue des Heilands Augen,
Den langst ich gestorben geglaubt.
Ich sehe die rothen Wunden
Und den bleichen, friedlichen Mund,
Und um die Schlafe geflochten
Der Dornen blutigen Bund.
Ich trinke von seinen Augen
Der Thranen schmerzliche Glut, …
Und fuhle, wie sanft seine Rechte
Auf meinem Haupte ruht…
Unnahbar unendliche Gottheit,
Sind’s wilde Schmerzen allein,
Die von dir reden und zeugen
Und deinem gottlichen Sein?
Sind’s nur die Schauer des Todes,
Aus denen dein Mund uns spricht,
Und strahlt nicht auch leuchtend im Fruhling
Dein himmlisches Angesicht?
Die Glocken tonen und lauten,
Es webt und quillt in der Luft,
Rings flustert ein suber Zauber,
Und stromt ein Rosenduft.
Durch meine Seele ergiebt sich’s
Wie lodernder Rosenschein…
Du sube, du schone, du hohe
Geliebte, da dachte ich dein!