Українська та зарубіжна поезія

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Amor und Psyche auf einem Grabmal

Ein Traum, ein Traum ist unser Leben
Auf Erden hier.
Wie Schatten auf den Wogen schweben
Und schwinden wir
Und messen unsre tragen Tritte
Nach Raum und Zeit;
Und sind (und wissen’s nicht) in Mitte
Der Ewigkeit.

Nach manchem voller Muh und Sehnen
Verseufzten Jahr
Umarmte sich in frohen Thranen
Ein liebend Paar.
Der Mond sah freundlich auf sie nieder;
Ein zarter Ton
Aus allen Buschen hallte wider:
“Endymion!

Ach, dab uns ewig, ewig bliebe
Der Augenblick!
Im ersten holden Kub der Liebe,
Das reinste Gluck!”
Verstummend, halbvollendet weilte
Das sube Wort;
Die Seel’ auf Beider Lippen eilte,
Sie eilte fort.

Denn sieh, ein Engel schwebte nieder
Zu ihrem Kub
(Gold, himmelblau war sein Gefieder),
Ihr Genius.
Beruhrend sie mit sanftem Stabe,
Sprach er: “Erhort
Ist Euer Wunsch. Dort uberm Grabe
Liebt ungestort!”

Entschwungen auf dem Hauch der Liebe,
Im reinsten Gluck,
Gewib, dab ihnen ewig bliebe
Der Augenblick,
Auf amaranthnen Auen schwebte
Das holde Paar
Mit Allem, was je liebt’ und lebte
Und glucklich war.

Mit Allem, was in Wunsch und Glauben
Sich je erfreut,
Genossen sie in vollen Trauben
Unsterblichkeit.
Des Weltalls sube Symphonieen
Umtonten sie;
Der Liebe sube Harmonieen
Durchwallten sie.

“Wollt Ihr zuruck in jene Ferne
Auf Euer Grab?”
Sie sahn vom Himmel goldner Sterne
Zur Erd’ hinab.
“O Genius, die Zeit danieden
Ist trage Zeit;
Ein Augenblick hier giebt uns Frieden
Der Ewigkeit.”

Sahst Du auf jenem Grabeshugel
Die Liebenden?
Der erste Kub gab ihnen Flugel,
Den Seligen.
Und dab ein Bild von ihnen bliebe
Im ew’gen Kub,
Verewigte hier Seel’ und Liebe
Der Genius.

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Amor und Psyche auf einem Grabmal - JOHANN GOTTFRIED HERDER