Lieder eines Sunders. 46. Stimmen der Nacht
Kennst du der Nacht geheimniЯschweres Raunen?
Wie ein verlorner Klang aus Jugendtagen,
Der jдh in deine Seele eingeschlagen –
Der jдh erwacht nach jahrelangem Schweigen:
So kommt es ьber dich. . . Es quellen, steigen
Vergessne Bilder auf – und ein ergreifend Staunen
Packt dich. . . Das also war dein Schwдrmen, war dein Wagen?
Und jetzt? Und heute? Wie die Wunden tropfen!
Und wie die Reue mahnt mit wildem Klopfen!
Doch laЯ begraben sein, was da vergangen!
Die Bilder, die in der Erinn’rung Hallen
In schwarzem Trauerflor ich aufgestellt:
Sie mцgen stьrzen, mцgen fallen –
Mit ihnen eine ganze Schmerzenswelt!
Was heute mir auf dem Gesang der Nacht
Entgegenklingt in wundersamen Tцnen:
Es ist ein Siegeslied! Es soll versцhnen,
Wie jenes Wort am Kreuz: Es ist vollbracht!
Es ist vollbracht! Die Augen heb’ ich auf,
Und von den Felsenhдuptern seh’ ich gleiten
Zu Thal des Nebels dunst’ge Wolkenbrut, . .
Und ьber die Scheitel, ьber die nachtgefeiten
In langem Zug die Heldengeister schreiten,
Die sich aus Kluft und Krьmmung hochgemьht,
Wo in der Einsamkeit die Freiheit blьht!
So giebt’s doch einen Lohn! So giebt’s ein Ziel!
Ein Zion ьber diesem Staubgewьhl!
Und auf den Stimmen, die der Nacht entklingen,
Tцnt die GewiЯheit mir: du wirst’s erringen!