Sehnsucht
Jedweder Geselle, sein Madel am Arm,
Durchwandelt die Lindenreihn;
Ich aber, ich wandle, dab Gott erbarm,
Ganz mutterseelenallein.
Mein Herz wird beengt, mein Auge wird trub,
Wenn ein andrer mit Liebchen sich freut.
Denn ich habe auch ein subes Lieb,
Doch wohnt sie gar ferne und weit.
So manches Jahr ich getragen hab,
Ich trage nicht langer die Pein,
Ich schnure mein Bundlein, und greife den Stab,
Und wandr in die Welt hinein.
Und wandre fort manch hundert Stund,
Bis ich komm an die grobe Stadt;
Sie prangt an eines Stromes Mund,
Drei keckliche Turme sie hat.
Da schwindet bald mein Liebesharm,
Da harret Freude mein;
Da kann ich wandeln, feins Liebchen am Arm,
Durch die duftigen Lindenreihn.
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