Українська та зарубіжна поезія

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Der Waadtlander Schild

An der Brucke zu Lausanne
Hangt der Wappenschild von Waadt,
Darauf “Vaterland und Freiheit”
Froh das Volk geschrieben hat.
Erzgegossen glanzt das Wappen,
In der Sonne strahlt die Schrift;
Also schrieb man in Helvetien,
Und von Eisen war der Stift!

Sieh! Im regen Bruckenwandel
Malet sich ein schones Bild;
Liebend hebt ein kleines Dirnchen
Seinen Bruder vor den Schild,
Lehrt ihn schreiben jene Worte
“Freiheit” und das “Vaterland”!
Und sie fuhrt des Knableins Finger
Mit der wenig grossern Hand.

Und sie lenkt den zarten Finger
Am Metall hinauf, hinab,
An den sonndurchgluhten Zeichen,
Die das grosse Rom uns gab.
Und wie von der Kinder Locken
Gold in Gold zusammenfliesst,
Von der Wangen Freudenrote
Ros’ an Rose bluhend spriesst.

Aber auf derselben Brucke
Geht ein einsam fremder Mann,
Wandelt mit ergrautem Haare
Still und kuhl in Acht und Bann.
Er gewahrt das Spiel der Kleinen,
Rascher fliesst sogleich sein Blut,
Doch um schmerzlich nur zu klagen
Um verlornes hochstes Gut:

“Welche Worte seh’ ich schreiben
Hier die Unschuld und das Gluck!
Wehvoll wenden sie mein Sehnen,
Frankenland! zu dir zuruck!
Was mir dort in Blut und Greuel
Im Verrat zusammenbrach,
Lehret hier ein Kind das andre,
Singt der Vogel auf dem Dach!

Ist denn euer Himmel blauer,
Schweizer! goldner euer Korn?
Sind denn lautrer eure Brunnen,
Eure Rosen ohne Dorn?
Gluck und Unschuld, ach! sie bauen
Wohl allein der Freiheit Reich!
Ob ihr schuldlos seid – nicht weiss ich’s –
Doch gesegnet seh’ ich euch!”

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Der Waadtlander Schild - GOTTFRIED KELLER