Arbeite
Du Mann im schlechten blauen Kittel,
Arbeite! Schaffe Salz und Brot!
Arbeite! Arbeit ist ein Mittel,
Probat fur Pestilenz und Not.
Arbeite! Ruhre deine Arme!
Arbeite sechzehn Stunden so!
Arbeite! Nachts ja lacht das warme,
Das Lager dir von faulem Stroh.
Arbeite! Hast ja straffe Sehnen.
Arbeite! Denk, mit schwangerem Leib
Harrt in der Hutte dein mit Tranen
Ein schones leichenbleiches Weib.
Arbeite! Gleich der Stirn der Rinder
Ist ja die deine breit und dick.
Arbeite! Deine nackten Kinder,
Die kussen dich, kehrst du zuruck.
Arbeite bis die Adern klopfen!
Arbeite bis die Rippe kracht!
Arbeite bis die Schlafen tropfen –
Du bist zur Arbeit ja gemacht!
Arbeite bis die Sinne schwinden!
Arbeite bis die Kraft versiegt!
Arbeite! – Wirst ja Ruhe finden,
Wenn dein Gebein im Grabe liegt.
Die rheinischen Weinbauern
An Ahr und Mosel glanzten
Die Trauben gelb und rot;
Die dummen Bauern meinten,
Sie waren aus jeder Not.
Da kamen die Handelsleute
Heruber aus aller Welt:
“Wir nehmen ein Drittel der Ernte
Fur unser geliehenes Geld!”
Da kamen die Herren Beamten
Aus Koblenz und aus Koln:
“Das zweite Drittel gehoret
Dem Staate an Steuern und Zolln!”
Und als die Bauern flehten
Zu Gott in hochster Pein,
Da schickt er ein Hageln und Wettern
Und brullte: “Der Rest ist mein!”
Viel Leid geschieht jetzunder,
Viel Leid und Hohn und Spott,
Und wen der Teufel nicht peinigt,
Den peinigt der liebe Gott!