An Koln
O Koln, du grobe Freudenstadt,
Was sag ich noch zu deinem Ruhme?
Wie du gebluht im grauen Altertume,
So bluhst du noch – die schonste Blume,
Die je gebluhet hat!
Dich preis ich, Konigin, allein!
Der hohe Dom ist deine Krone!
Ha! wie es rauscht an deinem Uferthrone!
Die Volker bringt dir, jeder Zone,
Der rebengrune Rhein.
Frohlockend grubt dich ihr Gesang;
Und rascher schlagt den Schaum der Wellen
Der Schiffer, wenn in Tonen, wunderhellen,
Herab von Kirchen und Kapellen
Erklingt der Glocken Klang;
Wenn in der Abendsonne Strahl
Die buntbemalten Fenster spruhen,
Wenn rings die alten Gotenbogen gluhen
Wie Laubgewinde, die erbluhen
Mit Rosen ohne Zahl.
Still schreit ich durch das graue Tor,
Dran hoch hinauf die Linden ragen;
Und prachtig steigt der Glanz aus fernen Tagen,
Der ganze Zauber deiner Sagen
Vor meinem Geist empor!
Hier ist’s, wo Agrippinens Haar
Sich lockig um die Schlafen druckte,
Wo Karl Martell vom Kapitole blickte
Und wo das Schwert, das blut’ge, zuckte
Durch der Normannen Schar!
Hier rief zu deiner Burger Krieg
Das Horn in schauerlichen Klangen;
Hier sah man Panzer gegen Panzer drangen
Und deinen Overstolzen sprengen
Zum Tode und zum Sieg!
Hier schuf der Maler rust’ge Hand
Ein Heer von schimmernden Gestalten;
Und dort sah man um Mitternacht den alten
Albertus Magnus Wache halten
Ob staub’gem Foliant!
Das war vordem! Auf ihr Gebein
Ist langst der Grabesstein gesunken.
Dein Banner weht daran; und freudetrunken
Sah ich ergluhn eilf goldne Funken
Und dreier Kronen Schein!
So hat es einst auf langer Fahrt
Gewallt von deiner Hansa Masten,
Wenn Sturme wild die weiben Segel fabten
Und drauf in Golfen kam zu rasten
Die Flotte, bunt geschart.
Es sah die Welt zu ew’gem Ruhm
Stets deine Burger es geleiten;
Drum, wie die Jahre wild verheerend schreiten,
Du stehest da, zu allen Zeiten
Ein schones Heiligtum:
Wo Freiheit noch die Herzen schwellt
Und kuhne Manner noch zu schauen;
Wo noch im Glanz von Augen, schwarz und blauen,
Die Schar der minniglichen Frauen
An echter Treue halt!
Ich singe noch; da lischt im Strom
Das Abendgluhn. Um die verwehten
Kirchturme schon die dunklen Schatten treten;
Ich eile, eh es Nacht, zu beten
In deinem hohen Dom!