Abendland
1
Mond, als trate ein Totes
Aus blauer Hohle,
Und es fallen der Bluten
Viele uber den Felsenpfad.
Silbern weint ein Krankes
Am Abendweiher,
Auf schwarzem Kahn
Hinuberstarben Liebende.
Oder es lauten die Schritte
Elis’ durch den Hain
Den hyazinthenen
Wieder verhallend unter Eichen.
O des Knaben Gestalt
Geformt aus kristallenen Tranen,
Nachtigen Schatten.
Zackige Blitze erhellen die Schlafe
Die immerkuhle,
Wenn am grunenden Hugel
Fruhlingsgewitter ertont.
2
So leise sind die grunen Walder
Unsrer Heimat,
Die kristallene Woge
Hinsterbend an verfallner Mauer
Und wir haben im Schlaf geweint;
Wandern mit zogernden Schritten
An der dornigen Hecke hin Singende
im Abendsommer, In heiliger Ruh
Des fern verstrahlenden Weinbergs;
Schatten nun im kuhlen Schob
Der Nacht, trauernde Adler.
So leise schliebt ein mondener Strahl
Die purpurnen Male der Schwermut.
3
Ihr groben Stadte
Steinern aufgebaut
In der Ebene! So sprachlos folgt
Der Heimatlose
Mit dunbler Stirne dem Wind,
Kahlen Baumen am Hugel.
Ihr weithin dammernden Strome!
Gewaltig angstet
Schaurige Abendrote
Im Sturmgewolk.
Ihr sterbenden Volker!
Bleiche Woge
Zerschellend am Strande der Nacht,
Fallende Sterne.