Українська та зарубіжна поезія

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Trutz-Nachtigal

1.

Wan Morgenrot sich zieret
Mitt zartern Rosenglantz,
Vnd gar sich dan verlieret
Der Nachtlich Sternentantz:
Gleich lustet mich spatziren
Jn grunen LorberWald,
Alda dan Musiciren
Die pfeifflein mannigfalt.

2.

Die Flugelreiche Schaaren,
Das FederBurschlein zart
Jn sussem Schlag erfahren
Noch kunst, noch athem spart:
Mitt Schnablein wolgeschliffen
Erklingens wunder fein,
Vnd frisch in Lufften schiffen
Die schone Mutterlein.

3.

Der grune Wald ertonet
Von krausem Vogelsang;
Mitt Stauden stoltz gekronet
Die Krufften geben klang:
Die Bachlein krumb geflochten
Auch lieblich stimmen ein,
Von Steinlein angefochten
Gar sublich sausen drein.

4.

Die sanffte Wind in Lufften
Auch ihre Flugel schwach
An handen, Fub, vnd Hufften
Erschuttlen mitt gemach:
Da sausen gleich an baumen
Die findgeruhrte Zweig,
Zur Music sich nitt saumen;
O woll der sussen Streich!

5.

Doch susser noch erklinget
Ein sonders Vogelein,
So sein gesang volbringet
Bey Sonn – vnd Monetschein.
Trvtz-Nachtigal mitt Namen
Es nunmehr wird genandt,
Vnd vilen Wilt, vnd Zahmen
Geht vor, gantz vnbekandt

6.

Trvtz-Nachtigal mans nennet,
Jst wund von sussem Pfeil:
Jn Lieb es lieblich brennet,
Wird nie der wunden heil.
Gelt, Pomp, vnd Pracht auff Erden,
Lust, Frewden es verspott,
Vnd achtets fur beschwerden,
Sucht nur den schonen Gott.

7.

Nur klinglets alter orten
Von Gott, vnd Gottes Sohn;
Vnd nur zun Himmelpforten
Verweisets allen ton:
Von Baum – zun Baumen springet,
Durchstreichet Berg, vnd Thal,
Jn Feld – vnd Walden singet,
Weib keiner Noten Zahl.

8.

Es thut gar manche farthen,
Verwechblet ort, vnd Lufft:
Sichs ettwan setzt in garten
Betrubt an holer klufft;
Auchs ettwan frewdig singlet
Susampt der sussen Lerch,
Gott lobend es vmbzinglet
Den Oel – vnd ander Berg.

9.

Auch schwebets auff den Waiden,
Vnd wil beyn Hirten sein
Da Cedron kombt entscheiden
Die grune wisen rein.
Thut zierlich sammen raffen
Die Verblein in bezwang,
Vnd setzet sich zun Schaaffen,
Pfeifft manchen Hirtensang

10.

Auch wider da nitt bleibet,
Sichs hebt in Wind hinein,
Den laren Lufft zertreibet
Mitt schwancken federlein:
Sichs setzt an grober Eichen
Zur schnoden Schedelstatt,
Wil kaum von dannen weichen,
Wird Creutz, noch peinen satt.

11.

Mitt Jhm wil mich erschwingen,
Vnd manchem schwebend ob,
Den LorberCrantz ersingen
Jn Teutschem GottesLob.
Dem Leser nicht verdriesse
Der Zeit, vnd Stunden lang:
Hoff ihm es noch erspriesse
Zu gleichem Cithersang.

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Trutz-Nachtigal - FRIEDRICH SPEE