Українська та зарубіжна поезія

Вірші на українській мові






Ein Wald

Es stehn viel tausend Walder
Auf diesem Erden-Rund;
Sie kranzen Hohn und Felder
Und manchen stillen Grund;
Sie rauschen oder sauseln,
Zum Liede gleich erregt,
Ob sie Zephyre krauseln,
Ob sie der Sturm bewegt.

Sie alle bieten Schatten:
Man flieht in ihre Hut,
Wenn Seel’ und Leib ermatten
In heiber Mittagsglut,
Und dankt den Sonnenstrahlen,
Vom kuhlen Laub gedeckt,
Dab sie, wie all die Qualen,
Doch auch den Baum geweckt.

Und dennoch ist mir einer
Vor allen andern wert;
Man findet ihn nicht kleiner,
Und nichts wird dort beschert;
Du kannst darin nicht jagen,
Das Wild war’ gleich heraus,
Und wirst vergebens fragen
Nach einem Erdbeerstraub.

Selbst muntre Bache springen
Hier nicht, noch schwatzt ein Quell;
Die Nachtigallen singen
Dafur zwar doppelt hell,
Auch stimmen alle Meisen
Und alle Finken ein,
Und von den schonsten Weisen
Erklingt der ganze Hain.

Und labt, auf Maienglocken
Und Veilchen blob bedacht,
Das Magdlein sich verlocken
Und tritt in seine Nacht,
So schwellt ein sub Verlangen
Ihr gleich das junge Herz,
Und kommt der Knab’ gegangen,
So teilt er ihren Schmerz.

Wie schliefen muntre Triebe
Auch fort in diesem Raum!
Hier pflanzte ja die Liebe
Mit Jubel jeden Baum:
Die Eiche, schon zersplittert,
Hat einst sein Ahn gesetzt,
Die Birke, golddurchzittert,
Ihr Vater ganz zuletzt.

Vor wenig Menschen-Altern
War hier noch alles kahl:
Es wimmelte von Faltern
Im goldnen Sonnenstrahl,
Der Turteltaube fehlte
Ihr Zweig zum Bruten gar,
Und kaum ein Busch verhehlte
Das scheue Liebespaar.

Nun kam ein Schalk zum Freien,
Der holt am Ehrentag
Bei Zimbeln und Schalmeien
Die Braut, so fromm man mag,
Doch geht’s nicht in die Hallen
Des Tempels, wie man denkt,
Ins Grune mub man wallen,
Weil er sich plotzlich schwenkt.

Das sind zwar neue Sitten,
Noch neuer ist der Staat:
Zwei Gerten, frisch geschnitten,
Die er im Knopfloch hat;
Doch, weil die Eltern schweigen,
So lassen’s alle gehn,
Und, um sich her den Reigen,
Bleibt er am Hugel stehn.

“Ich gleiche jetzt dem Hirten,
Dem keiner Straube flicht,
Auch sie ist ohne Myrten,
Doch um so sparen nicht:
Was ihr fur Tand verschwendet,
Fur Zierden, falsch und echt,
Das haben wir verwendet
Furs kommende Geschlecht.

Ihr hort mich mit Erstaunen
Und flustert laut genug
Von meinen tollen Launen,
Doch heute bin ich klug:
Wie nackt sind diese Raume!
Kein Elf verbirgt sich hier,
So pflanzt denn endlich Baume,
Die ersten setzen wir.

Das schwur ich schon beim Werben!
Wie schmal war mein Genub:
Ich konnte zweimal sterben,
Eh’s einmal kam zum Kub.
Im Garten stehn nur Rosen,
Und die noch weit gestellt,
Und will man drauben kosen,
So sieht’s die halbe Welt.

Dab dies nun anders werde,
Vertrau’ ich dieses Reis
Dem Mutterschob der Erde,
Der’s wohl zu hegen weib:
Das tu’ ich fur die Sohne,
Sie steckt in gleichem Sinn,
Damit das Werk sich krone,
Eins fur die Tochter hin!”

Da scholl’s aus einem Munde:
So machen wir es auch!
Und in der ganzen Runde
Ward’s frommer Hochzeitsbrauch:
Man flicht nicht langer Kranze,
Die schon vor Nacht verbluhn,
Man setzt dafur im Lenze
Das hundertjahr’ge Grun.

So wuchs der Wald zusammen,
Der mir so schon erscheint,
Weil er in holden Flammen
Noch Ahn und Enkel eint;
Er mahnt mit allen Ästen,
Dab man sich lieben soll,
Und von gelehr’gen Gasten
Ist er bestandig voll.

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Ein Wald - FRIEDRICH HEBBEL