Українська та зарубіжна поезія

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Der Heideknabe

Der Knabe traumt, man schicke ihn fort
mit dreibig Talern zum Heideort,
er ward drum erschlagen am Wege
und war doch nicht langsam und trage.

Noch liegt er im Angstschweib, da ruttelt ihn
sein Meister, und heibt ihm, sich anzuziehn
und legt ihm das Geld auf die Decke
und fragt ihn, warum er erschrecke.

“Ach Meister, mein Meister, sie schlagen mich tot,
die Sonne, sie ist ja wie Blut so rot!”
“Sie ist es fur dich nicht alleine,
drum schnell, sonst mach’ ich dir Beine!”

“Ach Meister, mein Meister, so sprachst du schon,
das war das Gesicht, der Blick, der Ton,
gleich greifst du” – zum Stock, will er sagen,
er sagt’s nicht, er wird schon geschlagen.

“Ach Meister, mein Meister, ich geh’, ich geh’,
bring’ meiner Frau Mutter das letzte Ade!
Und sucht sie nach allen vier Winden,
am Weidenbaum bin ich zu finden!”

Hinaus aus der Stadt! Und da dehnt sie sich,
die Heide, nebelnd, gespenstiglich,
die Winde daruber sausend.
“Ach, war’ hier ein Schritt, wie tausend!”

Und alles so still, und alles so stumm,
man sieht sich umsonst nach Lebendigem um,
nur hungrige Vogel schieben
aus Wolken, um Wurmer zu spieben.

Er kommt ans einsame Hirtenhaus,
der alte Hirt schaut eben heraus,
des Knaben Angst ist gestiegen,
am Wege bleibt er noch liegen.

“Ach Hirte, du bist ja von frommer Art,
vier gute Groschen hab’ ich erspart,
gib deinen Knecht mir zur Seite,
dab er bis zum Dorf mich begleite.

Ich will sie ihm geben, er trinke dafur
am nachsten Sonntag ein gutes Bier,
dies Geld hier, ich trag’ es mit Beben,
man nahm mir im Traum drum das Leben!”

Der Hirt, der winkte dem langen Knecht,
er schnitt sich eben den Stecken zurecht,
jetzt trat er hervor – wie graute
dem Knaben, als er ihn schaute!

“Ach Meister Hirte, ach nein, ach nein,
es ist doch besser, ich geh’ allein!”
Der Lange spricht grinsend zum Alten:
“Er will die vier Groschen behalten.”

“Da sind die vier Groschen!” Er wirft sie hin
und eilt hinweg mit verstortem Sinn.
Schon kann er die Weide erblicken,
da klopft ihn der Knecht in den Rucken.

“Du haltst es nicht aus, du gehst zu geschwind,
ei, Eile mit Weile, du bist ja noch Kind,
auch mub das Geld dich beschweren,
wer kann dir das Ausruhn verwehren?

Komm, setz’ dich unter den Weidenbaum
und dort erzahl’ mir den hablichen Traum;
mir traumte – Gott soll mich verdammen,
trifft’s nicht mit deinem zusammen!”

Er fabt den Knaben wohl bei der Hand,
der leistet auch nimmermehr Widerstand,
die Blatter flustern so schaurig,
das Wasserlein rieselt so traurig!

“Nun sprich, du traumtest” – “Es kam ein Mann -“
“War ich das? Sieh mich doch naher an,
ich denke, du hast mich gesehn!
Nun weiter, wie ist es geschehn?”

“Er zog ein Messer!” – “War das, wie dies?” –
“Ach ja, ach ja!” – “Er zogs?” – “Und stieb -“
“Er stieb dir’s wohl so durch die Kehle?
Was hilft es auch, dab ich dich quale!”

Und fragt ihr, wie’s weiter gekommen sei?
So fragt zwei Vogel, sie saben dabei,
der Rabe verweilte gar heiter,
die Taube konnte nicht weiter!

Der Rabe erzahlt, was der Bose noch tat,
und auch, wie’s der Henker gerochen hat;
die Taube erzahlt, wie der Knabe
geweint und gebetet habe.

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Der Heideknabe - FRIEDRICH HEBBEL