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An Otto Julius Bierbaum

Otto Julius, frischester Dragonerlieutenant,
Mit den roten Backen, mit dem weichen Schnurrbart,
Mit der machtigen Dichterstirn, mit groben, klugen
Augen, die, ob mit Pincenez, ob ohne Klemmer,
Wunderbaren Wechsel zeigen immerwahrend,
Einst, erinnerst du dich dessen, saben oft wir
Bis zum Hahnenruf im Munchner Rathauskeller.
Und wir tranken Ale und Porter, Ale und Porter
Zu der Kuche Meisterwerken, Beef und Fischen.
Kniffst du nicht der Kellnerin, der hubschen Betti,
Bettin aus dem Ursulinerinnenkloster,
Gern, doch sanft, doch sanfter starker druckend,
In die weiben Arme, dab sie leise Au schrie?
Fur vorzugliche Zigarren, feinster Kenner,
Sorgtest du, das soll dir nicht vergessen werden.

Jene herzvertrauten Offenbarungs-Nachte,
Die wir miteinander trinkend, plaudernd, lachend,
Rauchend saben unten am Gedecke Bettis,
Diese sind mir eben wieder eingefallen,
Als ich heute deinen Brief in Handen hatte,
Dem ich schreckensvoll, doch nur im ersten Teile,
Eine Kursabweichung zu entnehmen glaubte,
Die mir sauerlich und muff verraten wurde,
Dab du dich verlobt mit Fraulein Wurdeengel,
Tochter Seiner Exzellenz, des Herrn Philisters.

Wenn erlauscht die guten Deutschen damals hatten,
Was wir sprachen, ausgelassen uns erzahlten,
Glaube mir, sie hatten uns zu Staub gesteinigt:
So der Liebe Ratsel lachend zu entziffern,
So die Welt uns lachend um den Kopf zu schlagen.
Glaube mir, sie hatten uns zu Staub gesteinigt.
Und die Kritiker, es wurden diese freilich,
Wenn sie die Epistel an dich lesen mochten,
Erst im Sechstrochaus fehlersuchend wuhlen,
Aber dann, o Himmel, welche Lehrerschelte
Mubten wir erleben: “Unmoralisch! Scheublich!
Seht die beiden als der tiefsten Holle Diener.”

Wenn wir gegenseitig unsere Liebeshandel
Uns zum besten gaben: Du mir die Geschichte
Deines schlanken, dunkelaugigen Waschermadls,
Das zu dir sich heimlich nachts ins Fenster drangte,
Das dich so begluckt mit ihren sechszehn Jahren;
Wie sie, trennungstraurig habest du geholfen,
Heimlich in der Fruhe wieder sich entfernte
Auf dem gleichen Weg; wie du dem muntren Kerlchen
Nachgeschaut; wie rote kleine Morgenwolken
Himmelsheilig ihr die Kinderstirn beglanzten,
Ihr, die durch den Tau, am Wassersturz der Isar,
Schnellen, scheuen, leichten Schrittes sei entschwunden.
Hieb Jeanette nicht dein reizend Waschermadl?
Wenn von meinem Schneidermadl ich erzahlte
– Denk an das “Gerumpfe” edler Wackernasen:
“Waschermadel, Schneidermadel: Die Bekanntschaft” –
Wenn von meinem Schneidermadl ich erzahlte,
Die, nicht anders ging’s derweil, mir immer wieder
Stoffe brachte, Rocke, Hosen, Westen holte.
War nichts mehr zum Flicken vorratig im Schranke,
Trennten Nahte wir, zerrissen Unterfutter.
Die mich mit den sechszehn Jahren hurtig kubte,
Kubte, bis die wenigen Minuten schwanden.
Spater ward es besser, durch des Madchens Schlauheit,
Eine Stunde blieb sie, stundenlang und langer,
Bis die erste heibe Liebesnacht herankam.
Wie sie nun am andern Morgen angstlich fortschlich,
Warf sie ungeschickt vom Teller ihrer Rechten,
Ihre Finger spreizend, mir ihr letztes Gruben:
Ruhrend war es mir, wie dir, dem ich’s vertraute.
Saugend war ihr Kub, ein wenig unanmutig,
Ganz, als soge noch sie an der Mutter Brusten;
Doch Natur, Natur, jungwilde Ungezahmtheit.

Denkst du noch an unser kleines Abenteuer
– Cenz und Loni nannten sich die hubschen Fratzchen -,
Das Boccaz zum Vater hatte haben konnen:
Durch gemeinsam ausgefuhrte kleine Fahrten
Waren naher wir zu viert bekannt geworden.
Als wir eine Wette machten auf die Treue
Unsrer Schatzchen, und zur gleichbestimmten Stunde
Jede an den andern sandten nach Gewunschtem,
Wie uns dann nach einigem Gesichterschneiden
– Zuckten nicht sekundenlang zwei durstige Dolche -,
Da wir uns das Wort gegeben, wahr zu sprechen,
Ein nicht enden wollendes Gelachter schuttert.
Lustern nach verbotnem Speck ist jedes Mauschen.
Spricht nicht irgendwo ein alter Lebenskunstler,
Dab ergotzlich sei der Wechsel in der Liebe?
Apage!
Doch was ich sagen wollte, Lieber:
Blieb dir jener Winterabend im Gedachtnis?:
Beim Burgunder, Nuits, bei deinem Lieblingsweine,
Saben wir schon lange. Alles war gegangen.
Unter Aufsicht des Ratskellerkufermeisters
War der Zug, je zwei auf zwei, der Kellnerinnen
In das Nebenhaus zum Schlafen abgezogen.
Nur ein Piccolo, die einzige Bedienung,
Lag, entschlummert, uber einer groben Zeitung,
Und ein Blumenmadchen schlief an einer Saule,
Blassen Antlitzes, das wunderbar sich abhob
Aus den dunkelroten Rosen, die dem Korbe
Sich entschuttet hatten um die muden Schlafen.
Plotzlich durch die mitternachtige Stille klang ein
Dumpfes, mattes Rauschen; und ein uralt Mannchen
Stand an unserm Tische, sich vor uns verneigend:
“Ihr da, Dichterlinge, tut mir den Gefallen,
Sagt mir, weshalb redet ihr so unablassig
Naseweis von unsrer guten deutschen Dichtung?
Besser war’s, statt immerfort zu rasonieren,
Wenn ihr eure Kritzeleien so dem Landsmann
Dem gewohnten Lotternachmittagsschlafsofa
Naher rucktet, dab er’s muhelos verdaute.
Und es wurden euch die Portemonnaies bald voll sein,
Konntet ihr euch endlich doch entschlieben: einzig
Eure Feder einzutauchen dieser Weise,
Dab sie trauft von faden Honigseimgeschichten,
Fur die deutschen Bilderfibeln eingerichtet.”
Wutend sprangst du auf, ich hielt dich fest am Rockschob,
Sonst, wahrhaftig, hattest du dem armen Mannchen
Sicher das Genick gebrochen, und du flammtest:
“Fort, Versucher, fort mit deinem Klingebeutel,
Troll dich in dein Nichts zuruck, verdammter Hammling!
Schreiben wir, so schreiben uns wir und den wenigen
Gleichgesinnten, freiheitsfrohlichstolzen Herzen.
Unaussprechlich schnuppe ist fur uns der Leser.”

Alles ist mir eben wieder eingefallen,
Als ich heute deinen Brief in Handen hatte,
Dem ich schreckensvoll, doch nur im ersten Teile,
Eine Kursabweichung zu entnehmen glaubte,
Die mir sauerlich und muff verraten wurde,
Dab du dich verlobt mit Fraulein Wurdeengel,
Tochter Seiner Exzellenz, des Herrn Philisters.

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An Otto Julius Bierbaum - DETLEF VON LILIENCRON