An die Stolze
Und gleichwohl kann ich anders nicht,
Ich mub ihr gunstig sein,
Obgleich der Augen stolzes Licht
Mir mibgonnt seinen Schein.
Ich will, ich soll, ich soll, ich mub dich lieben,
Dadurch wir beid’ uns nur betruben,
Weil mein Wunsch doch nicht gilt
Und du nicht horen wilt.
Wie manchen Tag, wie manche Nacht,
Wie manche liebe Zeit
Hab’ ich mit Klagen durchgebracht,
Und du verlachst mein Leid!
Du weibt, du horst, du horst, du siehst die Schmerzen,
Und nimmst der’ keinen doch zu Herzen,
So dab ich zweifle fast,
Ob du ein Herze hast.
Bist du denn harter Stein und Stahl
Die man doch zwingen kann?
Feld, Wiesen, Walder, Berg und Tal
Seh’n meine Wehmut an.
Die Vogel seufzen, was ich klage.
Der hohle Busch ruft, was ich sage.
Du nur, du Stolze du,
Haltst Ohr und Augen zu.
Ach denke, denke, was du tust.
Ich kann nicht anders sein.
Ich hab’ an meinem Leiden Lust,
Du hassest meine Pein.
Kann ich denn keine Huld erlangen,
So lab’ mich die Gunst nur empfangen
Und wolle doch mit mir,
Dab ich stracks sterbe hier.