Der Tod beim Hochzeitstanz
Zur Hochzeit ward gefahren
nach einer Stadt am Rhein;
die Braut war jung an Jahren,
doch nicht von Herzen rein;
das Spiel, der Tanz nahm nie ein End,
das Sausen und das Brausen
sich weder legt noch wendt.
Die Braut in Feierkleidern
sab uber Tag und Nacht
vor Fiedlern, Narren und Schneidern:
ward nicht an Gott gedacht.
Der Brautgam lieb sein Geschaft;
das Gesind schwanzt hin und wieder;
den Gasten schwanden ihre Krafr’.
Nun waren sie just beim Tanze,
die Braut hoffartig spricht:
Von meinem Myrtenkranze
kehrt sich mein Angesicht;
mein Antlitz und das ist so rot,
die grunen Blatter sind welke,
neue Blumen mir tun not!
Da trat der Tod nun eben
mit Sens’ und Stundenglas herein:
“Frische Blumen dir will ich geben,
die sollen auf deinem Grabe sein.
Dein Stundleich ist gelaufen ab,
hast deine Ehr’ verjubelt,
mubt in das kuhle Grab!
Du lebtest hoch in Freuden
und kanntest keinen Schmerz,
die Welt lag golden und seiden
vor deinem reinen Herz.
Ach! hattest du geliebet treu,
du warst es nun zufrieden,
dab mit dem Fest deine Frist vorbei.”
Es schwang die Braut behende
aus Tanz und Spiel heraus,
er gab ihr beide Hande,
er nahm sie mit sich in sein Haus.
Sie mubte tanzen atemlos,
da lag sie nun im Kuhlen –
tief ist der Erde Schob.