Українська та зарубіжна поезія

Вірші на українській мові






Wochenandacht

Woche spricht in sieben Tagen,
mahnt zum Kampfen, nicht zum Klagen,
spitz die Ohren halt den Mund,
stillstes Lauschen ist gesund.
In der Zeit der leiblich Not
achte doppelt geistig Brot!

Sonntag

Ob du an Gott glaubst?
Stolzes Menschlein, ach, wie nichtig!
Dab Gott an dich glaubt,
das allein ist wichtig,
damit dein ehrfuchtig erfulltes Leben
den Weltgeist zwingt, auf dich achtzugeben.

Montag

Den Freund ertragen,
den Feind erschlagen –
rettet’s dich je,
schaffst du selbst dir Plagen,
bist selbst in dir allen Elendes voll?
Zahl erst des eignen Unwerts Zoll!

Dienstag

Feinde? Sind’s nicht beste Freunde?
Wie oft schon dein Gewissen streunte,
Erbfeind zwingt’s zum rechten Wege,
Todfeind lockt’s aus dem Gehege
schlimmer Torheit Selbstgenugen.
Fort mit allen Lebenslugen!
Meister eigener Geistnatur,
sichre deines Herr’ntums Spur!
Feinde, Freunde, lab sie schmeicheln,
lugen, trugen, giftig speicheln,
du, in Seelenfestigkeit,
steh’ wie Fels im Kampf und Streit!

Mittwoch

Musik! Sie hilft aus vielen Noten,
ob mit Trompeten, Geigen, Floten.
Sing dir selbst eins, tanz dazu,
druckt dich noch so schlimm der Schuh –
Spharenklange aus selger Ferne –
tanz wie Gottes Himmelssterne!
Heilig sei ihr Rhythmus dir,
und im Notfall zahl drei vier –
Musik, mein Herz! Ach, lab uns springen,
aus Wirrnis Harmonie erzwingen!

Donnerstag

Nimm bosen Alltag nicht zu ernst,
vom Sauertopf nichts Subes lernst.
Die Donnerer und Spektakelmacher,
selbst Übermenschen, Pazifisten,
sie wollen dich nur uberlisten
und treiben mit der Tugend Schacher.
Lab Laffen laffeln, Affen affeln,
Hunde hundeln, Mond anklaffen –
halt fest am frommen Menschentum,
veracht gemeinen Tagesruhm,
zieh deines Wegs in Fried hienieden,
geniebe, was dir Gott beschieden!

Freitag

“Den Christus ans Kreuz und Barnabeas frei!”
Denk’ nicht, dab die Geschichte erfunden sei.
“Sein Blut uber uns und Kindeskind!”
Die Worte in der Schrift verburgt uns sind.
Schauerlich wie Blut und Blutgeruch
wittert durch Volker und Zeiten Pharisaerfluch.
Freiheit fur Schacher, Schieber und Schinder,
Kreuze fur Gott und Gotteskinder:
Jenseits von Gut und jenseits von Bos!
Von Sund und Lasterung, Herr, uns erlos!

Samstag

Liebe heibt Dienst, noch in bescheidensten Grenzen,
drum bet’ und arbeit’, nicht um zu glanzen,
nicht um weltlicher Schatze willen,
deiner Seele ewige Sehnsucht sollst du stillen!
Dienstwillig frei! Ohne Trotz des Knechts,
ohne zu blinzeln nach links oder rechts,
so will Gottvater die Menschheit han,
tuchtig den Mann,
gebarfroh das Weib,
das Volkstum rein, reich, heilig bleib.
So mit Lieben und Dienen die Sele durchlichtet,
das Wochentagwerk bleibt wohl verrichtet.
Nun nahe, du Sonntag, Tag des Herrn,
aus Nacht und Dunkel bricht sieghell dein Stern!
Sieh, Morgenglanz hullt unsere Heimat ein,
wir jauchzen ihr zu, trotz Trubsal und Pein!
Vom Grab meiner Mutter

Vom Grab meiner Mutter komm’ ich gegangen.
Fragt mich nichts, ich kann nichts wissen und sagen.
Aus ewigen Schweigens nachtigen Landen
komm’ ich gegangen, vom Grab meiner Mutter.
Mein Sinnen und Sehnen ist dort,
mein verzweifeltes Wahnen,
jenseits von allem.

Mit blutigem Herzen, zerrissen,
mit schweren Fuben,
vom Grab meiner Mutter komm’ ich gegangen.
Des Herzens heiligste, letzte Zuflucht
liegt unter der Erden.
Vielleicht, wenn des Winters Sturme voruber,
pflanz’ ich Rosen darauf, rote und weibe,
und der Lenz labt sie gluhen und duften,
und des Sommers Sonne umlachelt sie,
und von den Feldern grubt die Saat heruber
und manche wilde Blume.

Meine Mutter liebte das Feld
und die Saat und die wilden Blumen. . .
Dann kommt der Herbst,
nimmt alles hinweg,
und dann der Winter. . .
O, wie mich friert. . .

Vom Grab meiner Mutter komm’ ich gegangen,
zum Grab meiner Mutter geh’ ich zuruck;
des Herzens heiligste, letzte Zuflucht
liegt unter der Erden.
Fragt mich nichts. Was soll ich wissen und sagen?
Unerbittliches Schweigen umfangt
die nachtigen Lande der Toten.

Mutter! Mutter!

Fortweinen mocht’ ich dies Leben,
so weh ist mir
ohne dich.

Mutter, noch einmal nur
sing’ mir dein Wiegenlied,
Mutter, sing’ mich zur Ruh’ – –

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Wochenandacht - MICHAEL GEORG CONRAD