Das war die Zeit
Du willst’s, so sei der Schwur erneuert,
Vergessen sei, was uns entzweit,
Zu hochst und aber hochst beteuert
Sei unsrer Liebe Innigkeit!
Doch was vom sichern Port gesteuert
Uns einst in hohe See voll Leid, –
Das war die Zeit, mein Kind, die Zeit!
Das war ein eifrig Phrasensammeln,
Um an des Fuhlens Ewigkeit
Den Glauben in uns aufzusammeln,
Und doch, nach wen’ger Jahre Streit,
So wie aus Kindermund ein Stammeln,
Erschien die Ueberschwenglichkeit. –
Das that die Zeit, mein Kind, die Zeit!
An Leib und Seele umgestalten
Kann uns der Jahre Fluchtigkeit,
Ei, hielten wir es noch im Alten,
Dir stund’ die Thrane nimmer weit,
Du ziehst die Stirne nur in Falten
Und deren Spur, sie macht sich breit, –
Das that die Zeit, mein Kind, die Zeit!
Nicht umzudeuten, nicht zu brechen.
In dieses Lebens Wechselstreit
Ist nur ein einziges Versprechen,
Ist nur ein einz’ger heiliger Eid:
Verheibet Nachsicht allen Schwachen
Und schwort Erbarmen jedem Leid, –
Das trifft zur Zeit, zu aller Zeit!
O, schwore nicht, verlang kein Schworen.
Des Augenblickes Lieblichkeit
Verhange nicht mit Trauerfloren.
O, zwinge nicht in bangem Leid
Auf jenen leisen Schritt zu horen,
Mit dem sich naht und uns entzweit, –
Wie einst, die Zeit, mein Kind, die Zeit!