Українська та зарубіжна поезія

Вірші на українській мові






Auff ihren Morgen-schlaaff

1.

Rubellchen, bistu noch nicht wach?
Verlab die weichen Feder-dekken,
die so viel Gottligkeit verstekken.
Ich geh’ allhier der Hoffnung nach,
ob ich dich mochte, Mein Vergnugen,
an den Krystallen sehen liegen.

2.

Auroren goldnes Rosen-bluht,
dein Ebenbild der roten Wangen
ist allbereit vorbey gegangen,
Apollo blizzt in voller Gluht,
der Handwerksmann hat schon verzehret,
was ihm zum Morgenbrodt gehoret.

3.

Rubellchen schlafft. Sie weib es nicht,
dab ich im gehn hier klag’ und reime.
Seyd ihr der Wahrheit, Morgen-treume;
so stellt mich ihr iezt vor Gesicht’
als wie ich um dib Fenster stehe
und sie an-zuerwachen-flehe.

4.

Ich schweer es, Morfeus, dab ich dich
wil mehr als alle Gotter ehren:
wirstu Rubellchen so betohren,
da sie es glaube krafftiglich
und nach dem Fenster moge rennen,
des Traumes Aubgang zu erkennen.

5.

Was meint Ihr? wenn dann ungefehr
Ihr Busem offen mochte stehen,
und ich die Liljen konnte sehen:
Wer ware glukklicher, sagt, wer?
konnt’ ich den Vorteil so erlauschen,
ich wollte nicht mit Paris tauschen.

6.

Ja, mich kanstu, du Lugen Geist,
du Treumer, wol durch sie betriegen:
Ich kan fast keine Nacht nicht liegen,
so wird sie zehnmal mir geweist.
Erwach’ ich in dem oden Schatten:
so mocht’ ich mich zu tod’ ermatten.

7.

Rubellchen, du bist nicht verliebt,
sonst wurdstu wol des Schlafs vergessen.
Wehn Amors Wuten halt besessen,
der ruhet so nicht, unbetrubt.
Wach auff Rubellchen: soll ich gleuben,
dab du die meine wollest bleiben.

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Auff ihren Morgen-schlaaff - KASPAR VON STIELER