Українська та зарубіжна поезія

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An einen beruhmten Tonkunstler

Neuer Orpheus deiner Zeiten!
Dessen wundervolle Seyten,
Ohn ein sonderlich Bemuhn,
Baum und Felsen nach sich ziehn;
Edler! = = wenn deine Liebe
Nicht die alte Freundschaft stort:
So nimm hin, was dir gehort,
Diese Frucht der treusten Triebe;
Kann gleich meiner Musen Lallen
Dir nicht, wie du mir, gefallen.

Wahrlich, o du Freund der Neune!
Ware deine Kunst die Meine,
Sang ich, wie dein Bogen spielt,
Den man in der Seele fuhlt;
Konnt ich so die Herzen regen,
So bezaubern, wie du thust:
Wurd ich dir bey deiner Lust
Adern, Mark und Bein bewegen;
Und von lauter schonen Dingen
Deiner Auserwahlten singen.

Aber sprich, wer kann dir gleichen,
So geschickt die Seyten streichen,
So genau die Noten sehn,
So gewib den Wirbel drehn?
Deine suben Harmonien
Nehmen Ohr und Herzen ein.
Und was klingt so ungemein,
Als die sanften Melodien?
Welche trosten und entzucken,
Schrecken, drauen und erquicken.

Sage selbst, verliebte Schone!
Wie gefallt dir sein Getone?
Doch, du denkst, ein blober Klang
Ist nicht das, was mich bezwang.
Freylich hat er andre Gaben,
Witz, Verstand und Hoflichkeit,
Eine Brust, die sich dir weiht,
Und was sonst die Freyer haben:
Dieb bewog dich, wie wir denken,
Ihm dein treues Herz zu schenken.

O wie wohl heibt das getroffen!
Itzo kannst du alles hoffen,
Was der Hochzeitfackeln Pracht
Angenehm und heiter macht.
Denn wie seine Violine,
Auch die zartsten Striche fuhlt;
So empfindt auch, der sie spielt,
Seiner Schonen zartste Mine:
Weil ein Blick, der von ihr stammet,
Gleich sein ganzes Blut entflammet.

Der Musik geweihte Seelen
Sind sehr ekel im Erwahlen:
Denn nicht jedes Haberrohr
Fallt gleich angenehm ins Ohr.
Aber was sie lieb gewinnen,
Lassen sie durchaus nicht mehr,
Und dieb zartliche Gehor
Leitet auch die andern Sinnen;
Drum verspricht dir = = Liebe
Unausloschlich heibe Triebe.

Sollte dich der Tod ihm rauben,
O so kannst du sicher glauben:
Orpheus und Euridice
Fuhlten kaum ein herber Weh!
Gieng nun der mit schnellen Schritten
Seufzend nach der Unterwelt,
Das, was ihm der Tod gefallt,
Durch die Laute zu erbitten:
Ey so wurden = = Seyten
Dich gewib zur Gruft begleiten.

Und wer weis, was noch geschahe,
Wenn ihn Pluto spielen sahe?
Ob nicht deine Wiederkehr
Seiner Kunst Belohnung war!
Doch kein trauriges Besorgen
Schickt sich hier zur Hochzeitlust,
Drum vergnuget eure Brust,
Werthes Paar! bis an den Morgen.
Aber gebt auch bald die Proben,
Dab ihr sie nicht aufgeschoben.
Soll ich euch noch Wunsche machen?
Ja! man mochte mich verlachen,
Dab ich schon so viel gereimt,
Und das Beste doch versaumt.
Nun, das gutige Geschicke
Sey der Harmonie geneigt,
Die sich an euch Beyden zeigt;
So bestromt euch alles Glucke.
Denn wo Lieb und Treu sich zeigen,
Hangt der Ehstand voller Geigen.

An Jungfer L. A. V. Kulmus
1731 den 11ten April.

Schonste Muse deiner Zeit,
Unvergleichliche Louise!
Hilf doch meiner Schuchternheit,
Die dich itzt so gerne priese,
Lehre du mich selber dichten,
Hilf mein schlechtes Rohr erhohn;
Denn dein Lob so rein und schon,
Als du singest, einzurichten,
Mub mein Lied so ungemein,
Als dein ganzes Wesen seyn.

Wahrlich! ein so edler Geist
Wird nicht uberall gefunden,
Der, was Witz und Tugend heibt,
Durch ein festes Band verbunden.
Selbst bey Mannern sieht man selten
Solcher Guter Zahl vereint;
Als in deinem Thun erscheint;
Wo sie wahrlich zwiefach gelten:
Weil man niemals mehr Verstand
Bey so zarter Jugend fand.

Kann doch weder Stolz noch Geiz
In dein starkes Herze dringen,
Noch der Eitelkeiten Reiz
Deine grobe Seele zwingen!
Deiner Mutter Witz und Tugend,
Einsicht und Belesenheit
Fuhrt dich zur Gelehrsamkeit,
Und vergottert deine Jugend;
Welche so schon, wie du bist,
Englisch mehr, als menschlich ist.

Pallas selbst ist nie so fern
In der Kunste Feld gedrungen,
Als es dir, der Weisheit Kern
Grundlich einzusehn, gelungen.
So viel Frauenzimmerspiele
Man bisher bey uns vernahm,
Klingen schlecht, ja matt und lahm
Gegen deinem Dichterkiele;
Welcher nicht nur sie verlacht,
Nein! auch Manner neidisch macht.

Kunftig darf sich dein Geschlecht
Seiner Schwachheit nicht mehr schamen;
Und der Dichtkunst Meisterrecht
Gleich den starksten Dichtern nehmen.
Adelgunde wird mit Ruhme
Unsers Preubens Sappho seyn:
Ja dieb Lob ist dir zu klein,
Deutschland trotzt dem Alterthume;
Denn du fangst viel starker an,
Als es Sappho enden kann.

Wird die kluge Lambert nur
Nachst, durch dich, auch deutsch gelesen,
Kommt man leichtlich auf die Spur,
Welch ein Geist dabey gewesen.
Doch wer weis, obs jemand glaubet?
Der, wenn ihn die Schrift ergetzt,
Dich, die du sie ubersetzt,
Des verdienten Ruhms beraubet:
Weil er solcher Schreibart Preis
Noch von keiner Schonen weis.

Dieses Geistes seltne Pracht,
Dieser edlen Seele Gaben,
Wurden mich entzuckt gemacht,
Wurden mich bezaubert haben;
Hatt ich gleich am Weichselstrande
Deine Schonheit nie erblickt:
Denn dadurch ist mirs gegluckt,
Dab ich meinem Vaterlande;
Welch ein herrlicher Gewinn!
Nun nicht mehr gehabig bin.

Selig seyst du, subes Licht!
Das du sie zur Welt gebohren!
O was hatte Deutschland nicht,
Ohne dich an ihr verlohren!
Seyd gegrubt, ihr schonen Stunden!
Eurer Morgenrothe Schein
Soll mein liebster Anblick seyn,
Der sich jemals eingefunden:
Kommt noch oft, und stellt sie mir,
So wie jungst, im Traume fur.

Lies dieb Blatt, Victoria,
Als ein treues Ehrfurchtszeichen.
O war ich dir itzt so nah!
Was konnt mir an Freude gleichen;
Doch der Himmel kann es fugen,
Dab mein Wunsch sich bald erfullt:
Und indessen soll dein Bild
In Gedanken mich vergnugen;
Bis ich, (wenns doch bald geschah!)
Dich personlich wieder seh.

Auf den Geburtstag eines Mannes, im Namen seiner Ehegattinn
1731 den 21 Dec.

Nimm hin dieb hochsterfreute Blatt,
Geliebter Schatz, von deren Handen,
Die sich vorlangst entschlossen hat,
Dir Herz und Seele zu verpfanden.
Nimm hin das Zeichen wahrer Treu,
Das zarte Liebe dir geweihet,
Und glaube, dab mein Sinn dabey
Sich uber deine Wohlfahrt freuet.
Dein froher Jahrstag stellt sich ein;
Und was kann mir vergnugter fallen,
Als wenn nach uberstandner Pein
Mir Blut und Adern freudig wallen?
Die Traurigkeit hat dieses Jahr
Um meines Vaters Gruft geweinet;
Nun stellt sich auch die Freude dar,
Da dein erwunschtes Fest erscheinet.

Mein nasses Auge, stille dich,
Und sey bemuht, dich aufzuklaren;
Der Thranenbrunn verstopfe sich;
Was soll das Aechzen langer wahren?
Die Leichen konnen von der Fluth
Nicht den geringsten Trost verspuren;
Und wenn man noch so klaglich thut,
So labt sich doch der Tod nicht ruhren.

So kehr ich denn den frohen Blick,
Mein andres Herz, nach deiner Wiegen,
Und seh darinnen auch mein Gluck,
Mit dir, auf weichen Kussen, liegen.
Der Himmel hat dich ausersehn,
Und mir zum Ehgemahl erkohren:
Ja, dieb ist auch bey mir geschehn;
Ich selber bin fur dich gebohren.

Ich denke noch der langen Zeit,
Der Zeit von zweymal sieben Jahren,
Die mir von deiner Zartlichkeit
Die allerstarksten Zeugen waren.
Ich denke deiner Treue noch,
Die mir ganz unverruckt geblieben,
Bis meine Brust sich endlich doch,
Auch dir geneigt zu seyn, verschrieben.

Zwey volle Jahre sind es fast,
Seit dem sich Herz und Hand verbunden,
Seit dem ich dich, in Lust und Last,
In Lieb und Leid, bewahrt erfunden.
Je langer unser Ehstand wahrt,
Je fester wird das Band sich schlingen;
Und da die Zeit auch Stahl verzehrt,
Mit uns bis in die Grube dringen.

O sollt ich nur den Jammertag
Von deinem Sterben nicht erleben!
Denn was ein Mensch ersinnen mag,
Das wollt ich, dich zu retten, geben.
O wurde mir dereinst von dir
Mein sterbend Auge zugedrucket:
So glaubt ich, dab der Himmel mir
Die grobte Wohlthat zugeschicket.

Drum lebe, liebster Schatz, vergnugt.
Geneub die Lust von deinen Jahren:
Der Himmel hat es wohl gefugt,
Indem er uns gewubt zu paaren.
Dein Wohlseyn blob vergnuget mich,
Denn deine Lust ist mein Ergetzen:
Sonst kann ich alles, auber dich,
Fur schlecht und fur verachtlich schatzen.

Der Hochste starke Geist und Leib,
Kein Zufall kranke Haupt und Glieder!
Denn was dich schmerzet, schmerzt dein Weib,
Und deine Schwachheit schlagt mich nieder.
Erlebe diesen Tag noch oft!
So werden sich die Freunde freuen;
So hab ich, was mein Herz gehofft;
So wird sich meine Lust verneuen.

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An einen beruhmten Tonkunstler - JOHANN CHRISTOPH GOTTSCHED