Marznacht
Nacht, in Deinem Mutterschobe
Ruht der Lenz, ein stilles Kind,
Weib noch nicht, wie herrlich grobe
Wonnen ihm beschieden sind.
Seine Augen blicken staunend
Auf die Erde, auf die Braut,
Und von seinen Lippen raunend
Klingt der erste Liebeslaut.
Und die Erde hort ihn klingen,
Breitet weit die Arme aus,
Sehnsuchtsvolle Grube dringen
Heimlich in die Nacht hinaus.
Durch das Herz geht ihr ein Beben,
Traumend neigt sie ihr Gesicht,
In der Luft beginnt’s zu weben,
Silbern rinnt des Mondes Licht.
Die noch schlafen, aus den Waldern
Rauscht’s wie leiser Vogelsang,
Die noch keimen, von den Feldern
Bluht’s wie Duft das Thal entlang.
Flammen leuchten durch die Ferne,
Unhorbare Winde weh’n
Und das Aug’ von Stern zu Sterne
Kann den Himmel offen seh’n.
Liebste, siehst Du rings es glimmen,
Siehst Du rings den goldnen Schein,
Horst Du rings die tausend Stimmen?
Erde saugt den Himmel ein.
Liebste, lab in Dir die Schauer
Weben dieser heil’gen Nacht,
Keines Winter dust’re Trauer
Hat nun furder ob uns Macht.
Und wie diese Nacht, so prachtig,
Wird ob unserm Leben stehn,
Unsre Liebe, lenzesmachtig
Wird sie durch die Seele wehn.
Tausend Bluthen wird sie reifen,
Uns mit tausend Kranzen zier’n,
Wird mit lauen Winden streifen
Allen Staub von unsrer Stirn.
Nach den Tagen heib vom Ringen
Wird sie mondesglanzgeweiht,
Uns mit heimlich subem Klingen
Wiegen in Traumseligkeit.
Nacht des Marzen, Nacht der Liebe,
Euer Schob gebiert das Licht,
Die ihr heiliget die Triebe,
Eure Flammen loschen nicht.
Lenze keimen und vergehen
Und der Erde Bau zerfallt,
Doch aus euch wird auferstehen
Ewig neu die goldne Welt.