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Das unhulden bannen

Zu Langenau im Schwabenlant
ein bauer sab, Claus Ott genant,
der zumal aberglaubig was,
den alten unhulden zumas,
was unglucks im zustunt auf ert.
wart etwan im hinkent ein pfert,
oder tet im ein ku verseihen,
so tet ers als die truten zeihen
und war in auch von herzen feint,
an in zu rechen sich vermeint,
wenn er nur west, welch truten wern;
darumb wolt er sie kennen gern.
eins mals an einem pfinztag spat
ein farent schulr zu im eintrat,
wie sie denn umbgiengen vor jarn
und lauter baurenbscheiber warn.
der sagt her grobe wunderwerk,
wie er kem aus dem Venusberk,
wer ein meister der schwarzen kunst,
macht dem bauren ein blaben dunst.
der fieng an, ubert hexen klagt,
wie er in so feint wer, und sagt,
er wolt sich geren an in rechen.
da wart der farent schuler sprechen:
mein freunt, ich kan dich gar wol lern,
das du mogst bannen und beschwern
all unhulden im ganzen lant,
das sie zusam kommen allsant,
das du sie all magst zeln und sehen.
der bauer tet zum schuler jehen:
ein gulden gib ich dir zu lon,
lerst michs zsam bringen auf ein plon.
er sprach: ja, ich dichs leren wil;
iedoch es ist kein kinderspil,
ob in der sach mislunge dir,
so darfst du kein schult geben mir;
es ist mit den unhulden gferlich.
der bauer sprach: ich wil gewerlich
mit umbgen, drumb fah die kunst an.
er sprach: so nim zu dir zwen man
und ge mit in naus fur den walt,
da im felt stet die eichen alt,
gleich bei der drifachen wegscheid,
da solt du haben und sie beid
ieder in der hant ein blob schwert,
und machet ein kreib an der ert,
etwan auf dreibig klafter weit,
umb dise eichen grob und breit.
nach dem so schurt ein grobes feur
in den kreib zu der abenteur
und lauft darumb dreimal ringwerz
und werft ins feuer ein kalbsherz,
das neulich hast gestochen du,
sprich disen segen auch darzu:
venite, ir unhuldibus,
bringt prugel her uns stultibus,
die semper mit uns spendibus
sub capite et lendibus!
schau, wenn ir das habt dreimal gsprochen,
so kommen aus dem walt mit pochen
die unhuldn und umb den kreib rennen,
das ir sie mogt personlich kennen.
denn sprecht den segen widerumb,
das kein ungwitter ubr euch kum;
doch wo ir felet an dem ort
an dem segen ein einigs wort,
so wirt der teufel unverholn
zu euch werfen feurige koln,
und die unhulden wern on scheuch
ein ungwitter machn uber euch
und euch vor engsten machen heib,
doch bleibet all drei in dem kreib;
wo sich einer daraus wirt geben,
so wirt es kosten im sein leben,
das sag ich dir vor aller maben,
drumb magst du es tun oder laben.
der bauer sprach: ich wil es wagen,
hab mich wol vor mit dreien gschlagen,
bin von in kommen unbeschedigt,
werd etwan von den hexn erledigt.
sag, welch zeit mub wir heint naus gen,
ich und darzu die andern zwen?
er sprach: gleich heint zu mitternacht
get naus und dise kunst anfacht.
hin gieng der bauer und war fro.
der farent schuler sich aldo
auf dise abenteur besan,
zu effen disen bauersman,
gieng im dorf nachts int rockenstubn
und bestellet im neun rosbubn,
bericht sie, was sie solten ton.
die legten frauenkleider on,
als weren sie unhulden alt;
furt sie mit im naus in den walt.
ieder tet im drei prugel hauen,
die abenteuer helfen bauen,
warten da auf des schulers bscheit.
der schlich von in zu der wegscheit
und oben auf die eichen sas,
das er mocht sehen alles das,
und ein kolscherben bei im het.
als nun der bauer kommen tet
mit zwen nachbaurn um mitternacht,
und der kreib von in wurt gemacht
mit bloben schwertern umb die eichen,
der wol dreibg klafter weit tet reichen.
nach dem schurten sie ungeheuer
mitten im kreib ein grobes feuer,
nach dem loffen die bauren tumb
drei mal umb das feuer herumb
und warfen drein das herz vom kalb,
sprachen den segen, doch kaum halb.
als die rosbubn das feuer grob
ersahen, das war gleich ir lob,
zu hant sie aus dem walde schlichen
und umb den kreib hin und her tichen
mit einem ungestumen wesen,
mit rocken, gabel und mit besen,
mit schaufel, rechn und ofenkruckn.
forchtsam tetn sich die bauren schmuckn.
nun schin der man so uberhell,
das man sach und hort ir geschell;
sie heten umb den kreib ir tanzen
und machten gar selzam kramanzen.
die drei bauren erschrocken wasen,
des segen sprechens gar vergasen
und zitterten im kreib allsam;
der schuler sein kolscherben nam,
warf in rab under die drei bauren.
erst wurden gar verzagt die lauren,
meinten, der teufel het die koln
rab gworfen und wurt sie all holn.
balt die kolen int hoch aufstuben,
die truten zu werfen anhuben
mit prugeln zu in in den kreib.
den dreien war vor sorgen heib,
im kreib sich hin und wider schmugen,
trafen sie oft, das sie sich bugen,
umb bein und lend, auch umb die kopf,
das sie sich drehten wie die topf,
noch dorft ir keiner aus dem kreib;
Claus Ott vor angst int hosen scheib.
als die unhulden verwarfen gar
ir prugel, loffens wider dar
zerstreuet hinein in den walt.
fro waren die drei bauren alt,
trolten balt aus dem kreib hinaus
und kamen hinkent heim zu haus
mit beulen, schwarz und blaben flecken
von der hexen prugel und stecken;
iedoch so dorft ir keiner klagen,
in dreien tagen darvon sagen,
und verschwurn bei treu, eit und er,
forthin zu bannen nimmermer
die hexen oder die unhulden.
so mubten sie all drei gedulden,
zu der schlappen leiden den spot
von der anderen bauren rot,
wan die rosbuben nach den tagen
die teten allen menschen sagen,
wie alle sach sich het verloffen,
und wurt ir schad mit schanden offen.
der farent schuler nam sein lon
des morgens fru und zog darvon.

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Das unhulden bannen - HANS SACHS