Українська та зарубіжна поезія

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Menons Klagen um Diotima

1

Taglich geh’ ich heraus, und such’ ein Anderes immer,
Habe langst sie befragt alle die Pfade des Lands;
Droben die kuhlenden Hohn, die Schatten alle besuch’ ich,
Und die Quellen; hinauf irret der Geist und hinab,
Ruh’ erbittend; so flieht das getroffene Wild in die Walder,
Wo es um Mittag sonst sicher im Dunkel geruht;
Aber nimmer erquickt sein grunes Lager das Herz ihm,
Jammernd und schlummerlos treibt es der Stachel umher.
Nicht die Warme des Lichts, und nicht die Kuhle der Nacht hilft,
Und in Wogen des Stroms taucht es die Wunden umsonst.
Und wie ihm vergebens die Erd’ ihr frohliches Heilkraut
Reicht, und das garende Blut keiner der Zephire stillt,
So, ihr Lieben! auch mir, so will es scheinen, und niemand
Kann von der Stirne mir nehmen den traurigen Traum?
2

Ja! es frommet auch nicht, ihr Todesgotter! wenn einmal
Ihr ihn haltet, und fest habt den bezwungenen Mann,
Wenn ihr Bosen hinab in die schaurige Nacht ihn genommen,
Dann zu suchen, zu flehn, oder zu zurnen mit euch,
Oder geduldig auch wohl im furchtsamen Banne zu wohnen,
Und mit Lacheln von euch horen das nuchterne Lied.
Soll es sein, so vergib dein Heil, und schlummre klanglos!
Aber doch quillt ein Laut hoffend im Busen dir auf,
Immer kannst du noch nicht, o meine Seele! noch kannst du’s
Nicht gewohnen, und traumst mitten im eisernen Schlaf!
Festzeit hab’ ich nicht, doch mocht’ ich die Locke bekranzen;
Bin ich allein denn nicht? aber ein Freundliches mub
Fernher nahe mir sein, und lacheln mub ich und staunen,
Wie so selig doch auch mitten im Leide mir ist.
3

Licht der Liebe! scheinest du denn auch Toten, du goldnes!
Bilder aus hellerer Zeit leuchtet ihr mir in die Nacht?
Liebliche Garten seid, ihr abendrotlichen Berge,
Seid willkommen und ihr, schweigende Pfade des Hains,
Zeugen himmlischen Glucks, und ihr, hochschauende Sterne,
Die mir damals so oft segnende Blicke gegonnt!
Euch, ihr Liebenden auch, ihr schonen Kinder des Maitags,
Stille Rosen und euch, Lilien, nenn’ ich noch oft!
Wohl gehn Fruhlinge fort, ein Jahr verdranget das andre,
Wechselnd und streitend, so tost droben voruber die Zeit
Über sterblichem Haupt, doch nicht vor seligen Augen,
Und den Liebenden ist anderes Leben geschenkt.
Denn sie all die Tag’ und Jahre der Sterne, sie waren
Diotima! um uns innig und ewig vereint;
4

Aber wir, zufrieden gesellt, wie die liebenden Schwane,
Wenn sie ruhen am See, oder, auf Wellen gewiegt,
Niedersehn in die Wasser, wo silberne Wolken sich spiegeln,
Und atherisches Blau unter den Schiffenden wallt,
So auf Erden wandelten wir. Und drohte der Nord auch,
Er, der Liebenden Feind, klagenbereitend, und fiel
Von den Ästen das Laub, und flog im Winde der Regen,
Ruhig lachelten wir, fuhlten den eigenen Gott
Unter trautem Gesprach; in Einem Seelengesange,
Ganz in Frieden mit uns kindlich und freudig allein.
Aber das Haus ist ode mir nun, und sie haben mein Auge
Mir genommen, auch mich hab’ ich verloren mit ihr.
Darum irr’ ich umher, und wohl, wie die Schatten, so mub ich
Leben, und sinnlos dunkt lange das ubrige mir.
5

Feiern mocht’ ich; aber wofur? und singen mit andern,
Aber so einsam fehlt jegliches Gottliche mir.
Dies ist’s, dies mein Gebrechen, ich weib, es lahmet ein Fluch mir
Darum die Sehnen, und wirft, wo ich beginne, mich hin,
Dab ich fuhllos sitze den Tag, und stumm wie die Kinder;
Nur vom Auge mir kalt ofters die Trane noch schleicht,
Und die Pflanze des Felds, und der Vogel Singen mich trub macht,
Weil mit Freuden auch sie Boten des Himmlischen sind.
Aber mir in schaudernder Brust die beseelende Sonne,
Kuhl und fruchtlos mir dammert wie Strahlen der Nacht.
Ach! und nichtig und leer, wie Gefangniswande der Himmel
Eine beugende Last uber dem Haupte mir hangt!
6
Sonst mir anders bekannt! o Jugend, und bringen Gebete
Dich nicht wieder, dich nie? fuhret kein Pfad mich zuruck?
Soll es werden auch mir, wie den Gotterlosen, die vormals
Glanzenden Auges doch auch saben am seligen Tisch’,
Aber ubersattiget bald, die schwarmenden Gaste
Nun verstummet, und nun unter der Lufte Gesang,
Unter bluhender Erd’ entschlafen sind, bis dereinst sie
Eines Wunders Gewalt sie, die Versunkenen, zwingt,
Wiederzukehren, und neu auf grunendem Boden zu wandeln. –
Heiliger Othem durchstromt gottlich die lichte Gestalt,
Wenn das Fest sich beseelt, und Fluten der Liebe sich regen,
Und vom Himmel getrankt, rauscht der lebendige Strom,
Wenn es drunten ertont, und ihre Schatze die Nacht zollt,
Und aus Bachen herauf glanzt das begrabene Gold. –
7

Aber o du, die schon am Scheidewege mir damals,
Da ich versank vor dir, trostend ein Schoneres wies,
Du, die Grobes zu sehn, und froher die Gotter zu singen,
Schweigend, wie sie, mich einst stillebegeisternd gelehrt;
Gotterkind! erscheinest du mir, und grubest, wie einst, mich,
Redest wieder, wie einst, hohere Dinge mir zu?
Siehe! weinen vor dir, und klagen mub ich, wenn schon noch,
Denkend edlerer Zeit, dessen die Seele sich schamt.
Denn so lange, so lang auf matten Pfaden der Erde
Hab’ ich, deiner gewohnt, dich in der Irre gesucht,
Freudiger Schutzgeist! aber umsonst, und Jahre zerronnen,
Seit wir ahnend um uns glanzen die Abende sahn.
8

Dich nur, dich erhalt dein Licht, o Heldin! im Lichte,
Und dein Dulden erhalt liebend, o Gutige, dich;
Und nicht einmal bist du allein; Gespielen genug sind,
Wo du bluhest und ruhst unter den Rosen des Jahrs;
Und der Vater, er selbst, durch sanftumatmende Musen
Sendet die zartlichen Wiegengesange dir zu.
Ja! noch ist sie es ganz! noch schwebt vom Haupte zur Sohle,
Stillherwandelnd, wie sonst, mir die Athenerin vor.
Und wie! freundlicher Geist! von heitersinnender Stirne
Segnend und sicher dein Strahl unter die Sterblichen fallt;
So bezeugest du mir’s, und sagst mir’s, dab ich es andern
Wiedersage, denn auch andere glauben es nicht,
Dab unsterblicher doch, denn Sorg’ und Zurnen, die Freude
Und ein goldener Tag taglich am Ende noch ist.
9

So will ich, ihr Himmlischen! denn auch danken, und endlich
Atmet aus leichter Brust wieder des Sangers Gebet.
Und wie, wenn ich mit ihr, auf sonniger Hohe mit ihr stand,
Spricht belebend ein Gott innen vom Tempel mich an.
Leben will ich denn auch! schon grunt’s! wie von heiliger Leier
Ruft es von silbernen Bergen Apollons voran!
Komm! es war wie ein Traum! die blutenden Fittiche sind ja
Schon genesen, verjungt leben die Hoffnungen all.
Grobes zu finden, ist viel, ist viel noch ubrig, und wer so
Liebte, gehet, er mub, gehet zu Gottern die Bahn.
Und geleitet ihr uns, ihr Weihestunden! ihr ernsten,
Jugendlichen! o bleibt, heilige Ahnungen, ihr
Fromme Bitten! und ihr Begeisterungen und all ihr
Guten Genien, die gerne bei Liebenden sind;
Bleibt so lange mit uns, bis wir auf gemeinsamem Boden
Dort, wo die Seligen all niederzukehren bereit,
Dort, wo die Adler sind, die Gestirne, die Boten des Vaters,
Dort, wo die Musen, woher Helden und Liebende sind.
Dort uns, oder auch hier, auf tauender Insel begegnen,
Wo die Unsrigen erst, bluhend in Garten gesellt,
Wo die Gesange wahr, und langer die Fruhlinge schon sind,
Und von neuem ein Jahr unserer Seele beginnt.

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Menons Klagen um Diotima - FRIEDRICH HOLDERLIN