Der Mohnkopf
Im herben Wind am Dornenzaun
Bei toten, raschelnden Ranken,
Verodet muss dies Greisenhaupt
Die truben Tage durchwanken –
Und aschendurr und aschenfahl,
Von Gram gebeugt, hinab
Zur wusten Erde starren:
Du meiner Hoffnung Grab!
Ach wohl, im Sommer, als flammend heib
Im Blauen die Sonne stand,
Da war von uppigen Traumen
Mein jugendlich Haupt entbrannt.
Ich loderte glutig und dunkte mich selbst
Solch herrlicher Flammenbronnen
Und wollt im Herbste Garten und Flur
Besaen mit roten Sonnen.
Doch als er kam, der Herbst – da ward
Ich zage wie welkend Laub.
Und als ich neigte mein Haupt zur Saat,
Da war manch Kornlein taub.
Und etliches fiel auf durr Gestein;
Der Vogel hat es gepickt.
Und etliches wird, wenn es keimt, zertreten
Oder von Dornen erstickt.
Und etliches hat der barsche Sturm
Geschleudert, weib nicht wohin;
Auch den vermessenen Jugendtraum
Gezaust mir aus dem Sinn.
Nun steh ich hier am Dornenzaun
Bei toten, raschelnden Ranken
Und muss mit odem Greisenhaupt
Die truben Tage durchwanken…
O Jugend, du fliegst kuhn und rasch,
So wie die Schwalbe schnellt.
Doch gleich der Schnecke trage schleicht
In Ewigkeit die Welt.