Українська та зарубіжна поезія

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Über den Ursprung des Übels 2. Buch

Im Anfang jener Zeit, die Gott allein beginnet,
Die ewig ohne Quell und unversiegen rinnet,
Gefiel Gott eine Welt, wo, nach der Weisheit Rat,
Die Allmacht und die Huld auf ihren Schauplatz trat.
Verschiedner Welten Rib lag vor Gott ausgebreitet,
Und alle Moglichkeit war ihm zur Wahl bereitet;
Allein die Weisheit sprach fur die Vollkommenheit,
Der Welten wurdigste gewann die Wurklichkeit.
Befruchtet mit der Kraft des Wesen-reichen Wortes
Gebiert das alte Nichts; den Raum des oden Ortes
Erfullt verschiedner Zeug; die regende Gewalt
Erlieset, trennet, mischt und schrankt ihn in Gestalt.
Das Dichte zog sich an, das Licht und Feuer ronnen,
Es nahmen ihren Platz die neugebornen Sonnen;
Die Welten walzten sich und zeichneten ihr Gleis,
Stets fluchtig, stets gesenkt, in dem befohlnen Kreis.
Gott sah und fand es gut, allein das stumme Dichte
Hat kein Gefuhl von Gott, noch Teil an seinem Lichte;
Ein Wesen fehlte noch, dem Gott sich zeigen kann,
Gott blies, und ein Begriff nahm Kraft und Wesen an.
So ward die Geister-Welt. Verschiedne Macht und Ehre
Verteilt, nach Stufen Art, die unzahlbaren Heere,
Die, ungleich satt vom Glanz des mitgeteilten Lichts,
In langer Ordnung stehn von Gott zum oden Nichts.
Nach der verschiednen Reih von fuhlenden Gemutern
Verteilte Gott den Trieb nach angemebnen Gutern;
Der Art Vollkommenheit ward wie zum Ziel gesteckt,
Wohin der Geister Wunsch aus eignem Zuge zweckt.
Doch hielt den Willen nur das zarte Band der Liebe,
So dab zur Abart selbst das Tor geoffnet bliebe
Und nie der Sinn so sehr zum Guten sich bewegt,
Dab nicht sein erster Wink die Waagschal uberschlagt.
Dann Gott liebt keinen Zwang, die Welt mit ihren Mangeln
Ist besser als ein Reich von Willen-losen Engeln;
Gott halt vor ungetan, was man gezwungen tut,
Der Tugend Übung selbst wird durch die Wahl erst gut.
Gott sah von Anfang wohl, wohin die Freiheit fuhret,
Dab ein Geschopf sich leicht bei eignem Licht verlieret,
Dab der verbundne Leib zu viel vom Geiste heischt,
Dab das Gewuhl der Welt den schwachen Sinn berauscht
Und ein gemebner Geist nicht stets die Kette findet,
Die den besonderen Satz an den gemeinen bindet.
Zu Gottes Freund ersehn, zu edel fur die Zeit,
Vergessen wir zu leicht den Wert der Ewigkeit;
Des Äubern Zauber-Glanz verdeckt die innre Blobe,
Die starkre Gegenwart erdruckt des Fernern Grobe.
Wer ists, der allemal der Neigung Stufe mibt,
Wo nur das Mittel gut, sonst alles Laster ist?
Kein endlich Wesen kennt das Mitsein aller Sachen,
Und die Allwissenheit kann erst unfehlbar machen.
Gott sah dies alles wohl, und doch schuf er die Welt;
Kann etwas weiser sein als das, was Gott gefallt?
Gott, der im Reich der Welt sich selber zeigen wollte,
Sah, dab, wann alles nur aus Vorschrift handeln sollte,
Die Welt ein Uhrwerk wird, von fremdem Trieb beseelt,
Und keine Tugend bleibt, wo Macht zum Laster fehlt.
Gott wollte, dab wir ihn aus Kenntnis sollten lieben
Und nicht aus blinder Kraft von ungewahlten Trieben;
Er gonnte dem Geschopf den unschatzbaren Ruhm,
Aus Wahl ihm hold zu sein und nicht als Eigentum.
Der Taten Unterscheid wird durch den Zwang gehoben:
Wir loben Gott nicht mehr, wann er uns zwingt zu loben;
Gerechtigkeit und Huld, der Gottheit Arme, ruhn,
Sobald Gott alles wurkt, und wir nichts selber tun.
Drum uberlieb auch Gott die Geister ihrem Willen
Und dem Zusammenhang, woraus die Taten quillen.
Doch so, dab seine Hand der Welten Steur behielt,
Und der Natur ihr Rad mub stehn, wann er befiehlt. So kamen in die Welt die neu-erschaffnen Geister,
Vollkommenes Geschopf von dem vollkommnen Meister;
In ihnen war noch nichts, das nicht zum Guten trieb,
Kein Zug, der an die Stirn nicht ihren Ursprung schrieb;
Ein jedes einzle war in seiner Art vollkommen.
Dem war wohl mehr verliehn, doch jenem nichts benommen.
Der einen Wesen ward vom Irdischen befreit,
Sie blieben naher Gott an Art und Herrlichkeit.
Euch kennt kein Sterblicher, ihr himmlischen Naturen!
Von eurer Trefflichkeit sind in uns wenig Spuren;
Nur dieses wissen wir, dab, uber uns erhoht,
Ihr auf dem ersten Platz der Reih der Wesen steht.
Vielleicht empfangen wir, bei truber Dammrung Klarheit,
Nur durch funf Öffnungen den schwachen Strahl der Wahrheit;
Da ihr, bei vollem Tag, das heitere Gemut
Durch tausend Pforten fullt und alles an euch sieht;
Dab, wie das Licht fur uns erst wird mit unsren Augen,
Ihr tausend Wesen kennt, die wir zu sehn nicht taugen;
Und wie sich unser Aug am Kleid der Dinge stobt,
Vor eurem scharfen Blick sich die Natur entblobt.
Vielleicht findt auch bei uns der Eindruck der Begriffe
Im allzuseichten Sinn nicht gnug Gehalt und Tiefe,
Da bei euch alles haft’ und, sicher vor der Zeit,
Sich die lebhafte Spur, sooft ihr wunscht, verneut.
Vielleicht, wie unser Geist, gesperrt in enge Schranken,
Nicht Platz genug enthalt zugleich fur zwei Gedanken,
In euch der offne Sinn des Vielen fahig ist,
Und den zu breiten Raum kein einzler Eindruck mibt.
Doch unser Wissen ist hieruber nur Vermuten,
Genug, der Engel Sinn war ausgerust’ zum Guten,
Ihr Trieb zur Tugend war so stark als ihr Verstand,
Sie sehnten sich nach Gott, als ihrem Vaterland,
Und ewiglich bemuht mit Loben und Verehren
War all ihr Wunsch, ihr Licht zu Gottes Ruhm zu mehren. Fern unter ihnen hat das sterbliche Geschlecht,
Im Himmel und im Nichts, sein doppelt Burgerrecht.
Aus ungleich festem Stoff hat Gott es auserlesen,
Halb zu der Ewigkeit, halb aber zum Verwesen:
Zweideutig Mittelding von Engeln und von Vieh,
Es uberlebt sich selbst, es stirbt und stirbet nie. Auch wir, ach! waren gut: der Welt begluckte Jugend
Sah nichts, so weit sie war, als Seligkeit und Tugend;
Auch in uns pragte Gott sein majestatisch Bild,
Er schuf uns etwas mehr als Herren vom Gewild.
Er legte tief in uns zwei unterschiedne Triebe,
Die Liebe fur sich selbst und seines Nachsten Liebe.
Die eine niedriger, doch damals ohne Schuld,
Ist der fruchtbare Quell von Arbeit und Geduld:
Sie schwingt den Geist empor, sie lehrt die Ehre kennen,
Sie flammt das Feuer an, womit die Helden brennen,
Und fuhrt im steilen Pfad, wo Tugend Dornen streut,
Den Welt-vergebnen Sinn nach der Vollkommenheit.
Sie wacht fur unser Heil, sie lindert unsern Kummer,
Versohnt uns mit uns selbst und stort des Tragen Schlummer;
Sie zeiget uns, wie Heut fur Morgen sorgen mub,
Und speiset ferne Not mit altem Überflub.
Sie dampft des Kuhnen Wut, sie waffnet den Verzagten;
Sie macht das Leben wert im Auge des Geplagten;
Sie sucht im rauhen Feld des Hungers Gegengift;
Sie kleidet Nackende vom Raub der fetten Trift;
Sie bahnete das Meer zur Beihulf unsres Reisens,
Sie fand des Feuers Quell im Zweikampf Stein und Eisens;
Sie grub ein Erzt hervor, das alle Tiere zwung;
Sie kocht’ aus einem Kraut der Schmerzen Leichterung;
Sie spahte der Natur verborgne Eigenschaften;
Sie waffnete den Sinn mit Kunst und Wissenschaften.
O dab sie doch so oft, vor zartem Eifer blind,
In eingebildtem Gluck ein wirklich Elend findt!
Viel edler ist der Trieb, der uns fur andre ruhret,
Vom Himmel kommt sein Brand, der keinen Rauch gebieret;
Von seinem Ebenbild, das Gott den Menschen gab,
Druckt deutlicher kein Zug sein hohes Urbild ab.
Sie, diese Liebe, war der Menschen erste Kette,
Sie macht uns burgerlich und sammelt uns in Stadte,
Sie offnet unser Herz beim Anblick fremder Not,
Sie teilt mit Durftigen ein gern gemisset Brot
Und wurkt in uns die Lust, vom Titus oft verlanget,
Wann ein verwandt Geschopf von uns sein Gluck empfanget.
Die Freundschaft stammt von ihr, der Herzen sube Kost,
Die Gott, in so viel Not, uns gab zum letzten Trost;
Sie steckt die Fackeln an, bei deren holdem Scheinen
Zu beider Seligkeit zwei Seelen sich vereinen;
Das innige Gefuhl, der Herzen erste Schuld,
Ist ein besondrer Zug der allgemeinen Huld.
Sie ist, was tief in uns fur unsre Kinder lodert,
Sie macht die Muh zur Lust, die ihre Schwachheit fodert,
Sie ist des Blutes Ruf, der fur die Kleinen fleht
Und unser Innerstes, sobald er spricht, umdreht.
Ja auch dem Himmel zu gehn ihre reinen Flammen,
Sie leiten uns zu Gott, aus dessen Huld sie stammen,
Ihr Trieb zieht ewiglich dem Liebenswurdgen zu
Und findt erst im Besitz des hochsten Gutes Ruh. Noch weiter wollte Gott fur unsre Schwachheit sorgen:
Ein wachsames Gefuhl liegt in uns selbst verborgen,
Das nie dem Übel schweigt und immer leicht versehrt,
Zur Rache seiner Not den ganzen Leib emport.
Im zartlichen Gebau von wunderkleinen Schlauchen,
Die jedem Teil von uns die Kraft und Nahrung reichen,
Brach alles Übermab den schwachen Faden ab,
Und die Gesundheit selbst fuhrt unvermerkt zum Grab.
Allein im weichen Mark der zarten Lebens-Sehnen
Wohnt ein geheimer Reiz, der, zwar ein Brunn der Tranen,
Doch auch des Lebens ist, der wider einen Feind,
Der sonst wohl unerkannt uns auszuhohlen meint,
Uns zwingt zum Widerstand; er schliebt die regen Nerven
Vor Frost und Salze zu, verflobet alle Scharfen
Durch Zuflub suben Safts und kuhlt gesalznes Blut
Durch Zwang vom heiben Durst, mit Stromen dunner Flut.
In allen Arten Not, die unsre Glieder faulet,
Ist Schmerz der bittre Trank, womit der Leib sich heilet. Weit notiger liegt noch, im Innersten von uns,
Der Werke Richterin, der Probstein unsers Tuns:
Vom Himmel stammt ihr Recht; er hat in dem Gewissen
Die Pflichten der Natur den Menschen vorgerissen;
Er grub mit Flammenschrift in uns des Lasters Scheu
Und ihren Nachgeschmack, die bittre Kost der Reu.
Ein Geist, wo Sunde herrscht, ist ewig ohne Frieden,
Sie macht uns selbst zur Holl und wird doch nicht gemieden! Versehn zu Sturm und See, in allem wohl bestellt,
Betraten wir nunmehr das weite Meer der Welt.
Die Werkzeug’ unsers Glucks sind allen gleich gemessen,
Jedweder hat sein Pfund, und niemand ist vergessen.
Zwar in der Seele selbst herrscht Mab und Unterscheid,
Das Gluck der Sterblichen will die Verschiedenheit;
Die Ordnung der Natur zeugt minder Gold als Eisen,
Der Staaten schlechtester ist der von eitelWeisen;
Der eingeteilte Witz ist nirgend unfruchtbar,
Und jeder fullt den Ort, der fur ihn ledig war.
Dort wurkt ein hoher Geist, betrogen vom Geschicke,
Nur um sich selbst besorgt, an seines Landes Glucke;
Wann hier ein niedrer Sinn, mit Schweib und Brot vergnugt,
Des Groben Unterhalt im heiben Feld erpflugt.
Hier sucht ein weiser Mann, bei Nacht und stillem Öle,
Des Korpers innre Kraft, das Wesen seiner Seele;
Wann dort mit schwachrem Licht, gleich nutzlich in der Tat,
Ein Weib sein Haus beherrscht und Kinder zieht dem Staat. Doch nur im Zierat herrscht der Unterscheid der Gaben,
Was jedem notig ist, mub auch ein jeder haben;
Kein Mensch verwildert so, dem eingebornes Licht
Nicht, wann er sich vergeht, sein erstes Urteil spricht.
Die Kraft von Blut und Recht erkennen die Huronen,
Die dort an Michigans beschneiten Ufernwohnen,
Und unterm braunen Sud fuhlt auch der Hottentott
Die allgemeine Pflicht und der Natur Gebot.

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Über den Ursprung des Übels 2. Buch - ALBRECHT VON HALLER